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Sunftenau, Friedrich 323 U) Friedrich
und bedrängte immer mehr die kleinen
und zertheilten Abtheilungen des von
S u n s t e n a u befehligten Regiments.
Jedoch diese standen fest und wichen keine
Handbreite weit zurück. Gegen sieben
Uhr Abends wurde der Commandant
verwundet und begab sich erst auf daS
dringende Bitten seiner Officiere auf den
Verbandplatz, nachdem er den Befehl
ertheilt hatte, eine Anhohe, die durch
eine Brigade der feindlichen Garde unter
dem Herzog von Savoyen bereits ge«
nommen war, durch eine Compagnie,
welche Hauptmann Mi lde führte, zu stur«
men, da sich die Behauptung dieses Ortes
von äußerster Wichtigkeit erwies. Indessen
entfaltete der Feind immer drohender
seine überlegenen Streitkräfte. Gegen
die Front und die rechte Flanke des Re>
giments rückten ein großer Theil der
feindlichen Garde, zahlreiche Bersaglieri
der Brigade Cuneo und acht Geschütze
vor. so daß dasselbe bald nach allen
Seiten hin im Kampfe mit einem weit
überlegenen Gegner begriffen, ja form«
lich von diesem eingeschlossen war. I n
diesem bedrangnißvollen Augenblicke
eilte der Oberstlieutenant vom Verband»
platze zurück und die verzweifelte Situa»
tion gewahrend, sammelte er rasch die
Mannschaft der fünften Compagnie nebst
einem Theile der zweiten und rief dem
Hauptmann Freiherrn S a m e n zu:
„Wir müssen vorwärts! Auf zum
Sturme!" Und Hauptmann Samen
führte seine Compagnie mit TodeSver»
achtung unter donnerndem Hurrah vor-
wärts zum Sturme. Allen voran sprengte
Sunstenau gegen die Anhöhe und
seinen Hut mit dem Rufe schwingend:
! (Haltet Euch
Hannaken! — denn das Regiment 54 ist
ein mähriscbeS und bestand meist aus dem
herrlichen Stamme der Hannaken) ging er mit gefälltem Bajonnete auf den Feind
los. Da hemmt ein tiefer Graben, nur
wenige Schritte von ihnen, ihr weiteres
Vordringen und — eine mörderische
Salve der jenseits aufgestellten feind»
lichen Reserve empfängt die Stürmenden.
Oberstlieutenant Sunstenau sinkt, von
zwei Kugeln durchbohrt, vom Pferde.
Mit ihm war die Seele des Kampfes
gewichen, aber die Soldaten hielten im
erbitterten Gefecht bis zum Einbruch
der Dämmerung das eroberte Terrain.
Den Sieg hatte freilich das schwache
Regiment gegen ein ganzes feindliches
Armes'Corps nicht erkämpfen können,
auch wird dieser Siegestag Carlo Al«
bertos in den Annalen der piemon»
tesischen Kriegsgeschichte nicht zu hell
verzeichnet stehen. Eines aber war er.
reicht: das geplante Unternehmen
Carlo A lber tos gegen unsere Haupt-
armee war vereitelt, denn durch die
heldenmüthige Behauptung jener Stel»
lung hatte Oberstlieutenant Sunstenau
den Feind im Vorrücken aufgehalten,
und unsere Hauptarmee konnte indessen
die Höhen von Custozza erreichen, wo
am folgenden Tage (am 24. Juli) der
glänzende Sieg erfochten wurde. Zum
bleibenden Gedächtniß an diese herrliche
Wassenthat nahm daS 153. Capitel des
Maria Theresien-OrdenS (vom 29. Juli
1349) den auf dem Schlachtfelds geblie«
benen Sunstenau unter seine Ritter
auf, und der Kaiser befahl die Aus«
zahlung der Ordenspension an die hinter«
laffene Witwe. Das Officiers-Corps deS
34. Infanterie«RegimentS ließ im Jahre
1830 dem tapferen Helden an der Stelle,
wo er gefallen, ein Denkmal setzen. Frei»
Herr von Sunstenau war seit 1843
mit Anna geborenen von H a r t t-
mann vermalt, auS welcher The zwei
Tochter vorhanden sind. Die Witwe hat
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Streeruwitz-Suszncki, Band 40
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Streeruwitz-Suszncki
- Band
- 40
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 394
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon