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Swerts 27 Swerts
Zeit war die Ausmalung der Annacapelle
im St. Veitsdom zu Prag. Er lieferte
mit dieser Schöpfung, an welcher er
etwa zwei ein halb Jahr Zubrachte, eines
der schönsten Werke der Monumental»
malerei unserer Zeit und stellte sich eben«
bürtig an die Seite eines Schwind.
F ü h r i c h . S t e i n t e u. A. Der
FreskencycluS an den Wanden stellt ein-
zelne Momente auS dem Leben der
h. Anna und der h. Jungfrau Maria
dar. während im oberen Theile der
Capelle die vier Hauptniysterien aus dem
Leben Jesu unser Auge fesseln. Auch die
mit Glasmalereien versehenen Fenster
der Capelle sind eine Schöpfung unseres
Künstlers. Er hat auf ihnen zahlreiche
bedeutsame Gestalten des alten Testa«
menteS zu einem ausdrucksvollen Ge«
sammtbilde vereinigt. Die Malereien
selbst find in der trefflichen Glasmalerei-
anstatt A. Neuhauser's ^Bd. XX,
S. 234^ ausgeführt worden. Außerdem
lieferte er während der Zeit seiner Wirk-
samkeir in Prag viele treffliche PorträiS
meist angesehener Persönlichkeiten und
arbeitete an dem Carton zu einem Ge<
mälde, welches den Papst Leo XI I I .
darstellt, dem der Cardinal Vrzbischof
Fürst Schwärzender«, den Fischer«
ring an den Finger steckt. Zu diesem
Werke hat der Cardinal dem Künstler per-
sönlich gesessen. Director Swer ts . be«
reits seit längerer Zert leidend, ging auf
den Rath seiner Aerzte zur Erholung
und zur Linderung seines- Nebels nach
Marienbad. Er sollte von dort nicht
wiederkehren, sein Leiden verschlimmerte
sich derart, daß er demselben nach
wenigen Wochen im Alter von 39 Jahren
erlag. Der Künstler wurde in Marienbad
bestattet. Er scheint unvermält gewesen
zu scin. denn die Kunstakademie, deren
Vorsteher er war. erstattete die Anzeige von seinem Tode. Wenige Monate nach
seinem Hingange kam eine Swerts-
Ausstellung zu Stande, in welcher eine
stattliche Reihe seiner großartigen Werke
zusammengestellt und so ein Gesammt-
bild seiner künstlerischen Thätigkeit dem
Beschauer vor Augen geführt wurde.
Außer den bereits genannten Arbeiten
sah man daselbst auch eine Sammlung
von zehn Diplomen jener Genossen-
schaften und Vereine, welchen er als
Ehrenmitglied angehört hatte, sowie
kostbare als verkäuflich bezeichnete Kunst«
schätze aus seinem Nachlasse, wie z. B.
herrliche Gobelins, kleine Renaissance»
kästen, Blenden mit Goldledertapeten
u. m. Dadurch, daß Swer ts die Aus-
stellung der Cartons deutscher Meister in
Brüssel und Antwerpen veranstaltet«
und diese Kunstrichtung in Belgien be-
kannt machte, hat er sich ein großes Ver<
dienst um die deutsche Malerei erworben.
Als Künstler nimmt er eine hohe Stelle
ein. I n seinen früheren Werken zeigt er
unS eine Farbenpracht und Harmonie
wie sie de Keyser'S beste Werke auS»
zeichnen. In seinen kirchlichen FreSken
wohl Nachahmer des religiösen Kunst,
ftyls in Deutschland, ist er ein sicherer
Zeichner, versteht trefflich zu gruppiren
und zeigt sich immer glücklich in der
Nahl der Stoffe. Franz Reber in
seiner »Geschichte der neueren deutschen
Kunst" schreibt über Swerts und
GuffenS. welche <o unzertrennlich ver-
bunden sind. daß beide'Namen beinahe
zur unheilbaren Künstlereinheit ge«
worden, daß sie, unbeeinflußt von dem
coloristjschen Aufschwünge ihrer Heimat,
sich gleichwohl aller realistischen Beftle-
bungen enthielten und bei dem strengen
Styl der Zeichnung und Composition
der Italiener des Quatro^ und Cmqne>
cento in der Weise der deutschen Roman»
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Susil-Szeder, Band 41
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Susil-Szeder
- Band
- 41
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon