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Sweth
Hofer die österreichische FriedenSprocla
mation. Bereit, jede weitere Feindselig«
keir aufzugeben und zu den Seinen nach
Paffeier zurückzukehren, wurde er von
einem Bauern mit dem Erschießen be«
droht, wenn er nun zurücktrete. .Mein
Stutzen", rief der kampflustige Bauer,
„ist so gut für dich als für die Franzosen
geladen, denn du hast angefangen und
sollst daher eS jeht auch ausmachen".
Hofer'S Gegenvorstellungen entstamm,
ten den kampflustigen Bauern nur noch
mehr. so daß er sich endlich an Sweth.
der bei diesem ganzen Vorgange zugegen
war, mit den Worten wandte: „Mach
einen Aufruf". Dieser verfaßte den-
selben und der Bauer nahm ihn mit sich.
Schon am andern Morgen sammelten
sich V7e Landesoertheidiger der ganzen
Umgegend und griffen die Feinde an.
ES entspann sich ein Kamps, in welchem
sogar eine Abtheilung Bayern, an zwölf«
hundert Mann stark, die Waffen streckte,
die erst in Freiheit geseht wurde, als
die Kunde von der Friedensproclamation
sich verbreitete. Bald aber rückten die
Franzosen in starken Abtheilungen ins
Land. AlleS ergriff vor ihnen die Flucht,
und auch Hof er mit seiner Familie und
Sweth waren auf ihre Rettung bedacht.
Sie eilten zunächst dem Kellerjoche zu.
dann nach Brandach, wo sie bei Pfand-
ler, einem treuen Manne. Verpflegung
und Unterkunft fanden. Eines Abends
aber kamen zwei Eapuciner, vom französi-
schen General Baraguay d'H i l l ierS
abgesandt, nach Brandach, um von H o-
fer die schriftliche Erklärung abzufor«
dern. daß er die Franzosen nicht mchr
behelligen werde. Sweth schrieb im
Auftrage des Sandwirths die verlangte
Erklärung. Da sich aber die Flüchtlinge
in Brandach nicht mehr sicher sahen, so
führte Pfandler die beiden Manner in seine in der Gebirgsgegend von Dracb«
wald gelegene Maherhütte. Die Gattin
Hofer's zog mit ihren fünf Kindern bis
tief inS Paffeierthal, auf den sogenannten
Schneeberg, kchrte aber. nachdem sie die
vier jüngeren bei einem Freunde des
Hauses im gegenüberliegenden Gebirge
bei St. Martin untergebracht, mit dem
ältesten Sohne Johann zu ihrem
Gatten zurück. Der Aufenthalt in der
allen Elementareinfiüffen preisgegebenen
Älphütre war ein höchst beschwerlicher.
Durch Freunde, die von Zeit zu Zeit die
Verborgenen aussuchten, kam Nachricht
über die Vorgänge in der politischen
Welt. Hofer wurde dringend aufge«
fordert, sich nach Oesterreich zu flüchten,
da mit der Lange der Zeit dieser Aufent-
haltsort dem Feinde nicht unbekannt
bleiben werde, allein der hohe Schnee
machte für seine Gattin daS Fortkommen
unmöglich, und diese zurückzulassen, daS
konnte er nicht über sich bringen. Wohl
aber sckickte er einen seiner Freunde,
Johann W i l d , mit einem Gesuche,
welches Sweth verfaßte, an den Kaiser
ab, worin er denselben um Rath und
That in seiner Lage bitten ließ. Die
Franzosen hatten in gedruckten Placaten
10.000 fi. als Belohnung für die AuS-
lieferung Hofer's und seiner Genoffen
ausgesprochen. Um nun jeden Verdacht
abzuschneiden, daß dieser sich noch in
seinem Verstecke aufhalten könne, mußte
Sweth auch in Briefen an Freunde
des Sandwllths angeben, dah derselbe
nebst seinen Mitstüchtigen sich schon in
Oesterreich befinde. Hofer aber wollte
wenigstens Sweth retten, er mahnte
ihn dringend zur Flucht, ihm Geld dazu
anbietend. Aber dieser wies seinen Freund
entschieden damit zurück, indem er er-
klärte, daß er ihn nie verlassen werde,
mit ihm Freude und Leid theilen, ja mit
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Susil-Szeder, Band 41
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Susil-Szeder
- Band
- 41
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon