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Sweth 32 Sweth
ihm in den Tod gehen wolle. Nun hatte
eine halbe Stunde oberhalb deS Verstecks
auch ein Bauer von Brandach, Namens
Johann Raf f l Md. XXIV, S. 227).
eine Maherhütte. Als er eines Tages
dahin ging, um Heu zu holen, sah rr
aus der Hütte, in der
sich Hofer befand,
Rauch emporsteigen. Er trat daher ein.
um sich die Pfeife anzustecken. Der Sand«
Wirth, der die mißlichen VermögenSver»
hältniffe Raffl'S kannte, trug demselben
Geld an, indem er ihn bat, nicht zum
Verräther an ihm zu werden, was auch
Jener unter Händedruck versprach. Am
28. Jänner um 4 Uhr Früh erwachte
Sweth und hörte, da der Schnee ge«
froren war, deutlich daS Geräusch ferner
Trilte naher kommen. Er glaubte an«
fangs, es seien Leute, die Proviant brach»
ten, erblickte aber statt derselben Johann
Raf f l in Begleitung eines französischen
Soldaten. Letzterer blieb einige Schritte
hinter dem Ersteren stehen, welcher sich
zur Hütte schlich und horchte, dann aber,
zu dem Soldaten gewendet, auf die Hütte
hinzeigend rief: „Hier sind sie" und ent.
floh. Der Soldat, ein Sergeant, rief nun
laut: „^V2.nos2", und in kurzer Zeit um»
ringten 600 Mann die Hütte. Sweth
weckte Ho f e r's Sohn und öffnete
dann die Thür. Die abgesandte Mann«
schaft war ein italienisches Freicorps,
von welchem einige Soldaten auch deutsch
sprachen. Dieselben erkannten inSweth
sogleich den Adjutanten Hofe r's, banden
und mißhandelten ihn durch Schlage
und Stöße und führten ihn mit dem
jungen Hofer aus der Hütte. Beide
hatten in der Eile und im Schrecken sich
gar nicht vollständig anziehen können,
auch ihre Fußbekleidung mitzunehmen
vergessen. Aber noch hatte keiner von
den vielen Soldaten es gewagt, in die
, Hütte einzutreten, um Hofer und seine Gattin zu ergreifen. Da schritt er selbst,
freiwillig und gefaßt, heraus und fragte,
ob unter ihnen Jemand deutsch verstehe?
Darauf trat General B a r a g u a y
d'Hil l ier 's AdjuLant vor, an welchen
sich Hof er mit den Worten wendete:
„Sie sind gekommen, um mich gefangen
zu nehmen, thun Sie mit mir, was Sie
wollen, für mein Weib, mein Kind und
diesen jungen Menschen (indem er auf
Sweth zeigte^ bitte ich aber um Par«
don, diese sind wahrhaftig unschuldig".
Da ergriffen die Soldaten auch Hofer,
banden ihm und dann Sweth die
Hände auf den Rücken und warfen jedem
um den Hals einen Riemen und um die
Lenden einen Strick. Hofer'S Gattin
und den Sohn aber fesselten sie nur mit
Stricken um die Lenden. Sodann wurde
die Hütte genau untersucht, und die Bar.
schaft Hofer 'S , seine Pistolen, der
Säbel und zwölf Stück vorgefundene
Gewehre mitgenommen. Nun begann der
Abzug. Hofer und Sweth gingen
voraus, hinter ihnen die Gattin und der
Sohn, und so führte man sie über das
mit Eis und Schnee bedeckte steile Ge»
birge der Ebene, unweit St. Martin, zu.
Kaum war der Zug eine Viertelstunde
von der Hütte entfernt, so wurden die
Fußtritte Sweth'S und jene des jungen
Hofer, die ja beide ohne Fußbekleidung
waren, durch Blutspuren bezeichnei.
Dem wehrlosen Sandwirth aber rauften
diesc Krieger (!) die Haare aus dem
Barte, und unter Hohngelächter be»
merkten sie: diese Haare würden fie
aufbewahren und nach Frankreich bringen
zum Beweis, daß sie bei der Gefangen»
nehmung des Generals Barbone zu»
gegen gewesen. So nannten die Fran-
zosen H o f e r seines großen Bartes
wegen. Gesicht und Bart war ihm von
gefrorenem Blute überzogen. Er aber
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Susil-Szeder, Band 41
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Susil-Szeder
- Band
- 41
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon