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Sweth 33 Sweth
sprach zu den Seinigen nur die Worte
„Betet, seid standhaft und leidet mi
Geduld". Um sieben Uhr Früh hielt de,
Zug auf der Ebene bei St. Martin an,
und jetzt durften Sweth und H ofer'S
Sohn, die man vor den Leuten nich
barfuß marschiren lassen wollte, Schuh,
werk anziehen. Nun ging eS nach Meran
Daselbst war schon die ganze französisch«
Generalität nebst Officieren versammelt,
um die Gefangenen zu empfangen, und
diese wurden, als ob die Franzosen
einen Sieg erster Größe errungen hatten,
mit türkischer Musik unter dem Jubel
der französischen Soldaten in die Stadt
eingeführt. S w e t h und H of e r'S
Sohn hatten auf dem langen Marsche
über Eis und Schnee mit bloßen Füßen
furchtbar gelitten. Als man Ersteren auf
die Hauptwache brachte, mußte man ihm
die Stiefel von den Füßen herab»
schneiden, worauf er die zerfleischten
Füße in Eiswaffer stellte. Nachmittags be-
gannen schon die summarischen Verhöre,
und mit Anbruch der Nacht wurden die
Gefangenen auf Wagen nach Bozen ab«
geführt. I n diese Stadt mußte Hofer
zu Fuß einziehen, während seine Gattin,
sein Sohn und Sweth ihm zu Wagen
folgten. Am anderen Tage wurden
Mutter und Kind auf Verwendung meh»
rerer hohen Damen in Freiheit gesetzt;
die beiden Manner aber sollten nach Man»
tua abgeführt werden. Herzzerreißend
war der Abschied Hofer'S von den Sei»
nen. Sie sahen sich zum letzten Male auf
Erden. Auf dem Transporte nach letzt»
genannter Stadt mußte Sweth seiner
wunden beinahe leblos gewordenen
Füße wegen in den Anhaltsstationen
vom Wagen in den Kerker und von
diesem wieder nach jenem zurückgetragen
werden. Uebrigens war die Behandlung
der Gefangenen sehr gut. und eS fehlte ihnen weder an Speise noch Trank
etwas. Auch in Mantua selbst wurden sie
gut verpflegt, ja die Einwohner wollten,
um daS Leben Beider zu erkaufen, große
Summen erleaen, allein eS war AlleS
vergeblich. Im gemeinsamen Kerker
zeigte hofer volle Seelenruhe. Eines
Tages umarmte und küßte er seinen
Leidensgefährten und sprach zu ihm die
unvergeßlichen Worte: „Ich liebe Dich
wie mein eigenes Kind, sollte Gott mir
daS Leben schenken und ich wieder in die
Heimat zurückkehren, dann will ich es
kund geben, was Du für mich gethan.
waS Du mir in den Tagen der Gefahr
und des Leidens wärest. Ich habe Dir
Geld zu Deiner Rettung geben wollen.
Du aber haft es ausgeschlagen, Du allein
hast mich nicht verlaffm und bist nun
hier in Mantua mein Leidensgefährte.
Sollte ich sterben muffen, so werde ich
im Jenseits für Dich bitten". Dann
tröstete er den Freund und richtete die
Mahnung an ihn, in Freiheit gesetzt,
auch ferner dem Kaiser ireu zu bleiben.
Nach zwei mit ihm abgehaltenen Ver»
hören sagte er zu seinem LeidenSgenofsen :
„Cajetan, ich sehe es voraus, daß ich
n Bälde werde sterben muffen, allein
der Tod erschreckt mich nicht". Zu dieser
Zeit war General Bisson Commandant
in Mantua. Derselbe besuchte beide Ge-
sangenen öfters und fragle Hofer ein-
mal, ob er nicht in Kaiser Napoleon'S
Dienste treten möchte, es würde ihm eine.
seiner bisher unter Oesterreich bekleideten
Stelle angemessene Eharge verliehen
werden. Hof er aber gab zur Antwort:
„Ich war, bin und bleibe dem Hause
Oesterreich und meinem Kaiser getreu".
Die Gefangenen wurden nun strenger
bewacht und insbesondere zur Nachtzeit
die Kerker visitirt. Am 48. Februar nach
Mitternacht raffelten wieder die Riegel,
v.Wu rz b ach.biogr. Lelikon. XI.I. lGedr. 52. März l88ft.)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Susil-Szeder, Band 41
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Susil-Szeder
- Band
- 41
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon