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Wie gründlich er dabei vorging, beweisen
seine trefflichen Anordnungen, die in den
Pestseuchen der Jahre 1763 und 1770
von so außerordentlichem Erfolgewaren.
Feiner erörtert er unter den verheerenden
Krankheiten den PetechialtyphuS,
die Wechselfieber, gibt eine um»
fassende Darstellung der Fieberlehre,
der mannigfachen Ausschläge, als
Pocken, Masern, und bespricht ein-
gehend die sogenannten VolkSkrank»
h eiten. Unter den langwierigen Krank«
heiten hat er die Lustseuche am aus»
führlichsten erörtert und in der Be-
handlung derselben eine große Ver«
änderung hervorgerufen. Durch van
Swieten gelangte Maximilian 3 ocher
sBd. XV, S. 361 in den Quellens an
das St. MarcuS'Spital, der nach seines
Meisters Anweisung die von so aus«
gezeichneten Erfolgen gekrönten Versuche
mit dem Sublimat machte, welche wohl«
thätige Cur spater in den Kranken«
hausern einiger Kriegsheere und vieler
großen Städte zur Anwendung kam.
Daß ein Werk, wie van S w i e t e n's
Commentanen zu den Aphorismen seines
Lehrers Boerhave in Gelehrtenkreisen
verdiente Würdigung fand, versteht sich
von selbst. AlS allgemeines Lehrbuch war
es bald in den Händen aller gebildeten
Aerzte, welche darin mit Eifer und Er»
folg studirten. Daß eS auch auf Wider-
spruch stieß, läßt sich bei der ungemein
bescheidenen Sprache, welche Swieten
führt, nur dadurch erklären, daß hier
persönliche Motive im Spiele waren.
Die Göttmger Schule warf ihm den
Fehdehandschuh hin, zu letzterer aber
gehörte Hal ler , der ja auch B o e r«
h a v e's Werke commentirt hatte und
mit Smieten auf sehr gespanntem
Fuße stand. Jedenfalls eigenthümlich
wirkt die Aufklärung über diesen Gegen» sah, die unS durch eine Aeußerung des
Hannover'schen Arztes Wer lhof wird,
die dahin lautet: ,Van Swieten habe
Boerhave's Werke als Kathol ik .
H a l l e r aber als Protestant com-
mentirt!! Also auch die medicinische
Behandlung. Gesundheit und Krank-
heit unseres Lebens sollen ob confeffio-
neller Abgeschmacktheiten büßen! Van
Swieten hüllte stck gegen diese Invec»
tioen der Göttinger Schule in vornehme
Gleichgültigkeit, er fand es unter seiner
Würde, literarische Streitigkeiten zu
führen, die selten Ruhm bringen". Nun
wendete van S w i e t e n auch der
Kriegsheilkunde sein Augenmerk zu.
Da er aber nie selbst im Felde war und
daher nie Gelegenheit hatte, persönlich
die Feldkrankheiten zu beobachten und
zu ftudiren, so legte er über die Be»
Handlung derselben nur einfache und
gemessene Vorschriften in einem Hand»
buche nieder, welches zu Anfang des
siebenjährigen Krieges erschien, in dem
es treffliche Dienste leistete. Die biblio-
graphischen Titel der Werke Sw i eten'S
folgen S. 43. Ueber seine ausgezeichnete
Thätigkeit als Prafect der kaiserlichen
Hofbibliothek, an welcher er fast drei
Decennien hindurch in verdienstlichster
Weise gewaltet, gibt Mosel in dem in
den Quellen genannten Werke ausführ-
lichen Aufschluß. Unsere gedrängte Ueber»
ficht über das Wirken S w i e t e n's
schließen wir am besten mit der Charak«
teristik, die ein norddeutscher Arzt von
ihm entwirft. „Er war", schreibt dieser,
„ein unbedingter Verehrer der Wahrheit.
Die Lüge, die sich unter den Vorspie,
gelungen der Selbstsucht in tausend Ge>
stalten einschleicht und bald als ärztliche
Politik die Wurzel der Rechtlichkeit ver-
giftet, bald in der Forschung selbst eine
solche Geltung gewinnt, daß ganze
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Susil-Szeder, Band 41
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Susil-Szeder
- Band
- 41
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon