Seite - 52 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Susil-Szeder, Band 41
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Knieten, Gottfried Swieten. Gottfried
Glanz begann das Bessere, Geistige in
Oesterreich hervorzubrechen und AlleS.
was seit 1783 Ausgezeichnetes in de
Literatur geschah, wurde durch Manne
bewirkt, die auS Swieten's Schul,
hervorgingen. Unter ihm gelangten
B lumaue r , DeniS, Mastalier,
Re tz er u. A. in den Staatsdienst. Als
aber nach J o s e p h s I I . Tode de>
Studienplan abgeändert und Überhaupi
wesentliche mit den bisherigen Einrich-
tungen contraftirende Reformen ein»
geführt wurden, legte er sein Amt als
Präfes nieder und blieb nur noch Prafect
der Hofbibliothek, welche seiner Liebe zu
den Wissenschaften und den zeichnenden
Künsten so werthvolle Bereicherungen
zu verdanken hatte. Auch für Pflege der
Tonkunst, die er mit Leidenschaft liebte,
war er hervorragend thätig. In der Ge>
schichte der Wiener Musik während der
letzten zwanzig Jahre des achtzehnten
Jahrhunderts spielte er eine einflußreiche
Rolle. Der hohe Adel schaarte sich von
1780 bis 1803 in musikalischen An
gelegenheiten meist um ihn, der beinahe
daS Ansehen eines musikalischen Ober»
Priesters in Wien genoß. Die Produo
tionen, die Sonntag Morgens bei ihm
stattfanden und an denen Mozart theil^
nahm, waren nicht für Zuhörer be«
rechnet. Man hatte dabei lediglich den
Zweck vor Augen, classische Werke
kennen zu lernen — vorzüglich jene von
Handel und Bach — die man in
Wien nicht öffentlich zu hören bekam.
Von weitgreifendem Einflüsse waren da«
gegen die großen Aufführungen Hän«
del'scher Oratorien, welche Swieten
mit bedeutenden Vocal« und Inftru«
mentalkräften ins Werk setzte. Mehrere
Kunstfreunde aus dem hohen Adel er«
klarten sich auf seine Anregung zur Tra»
gung der Kosten bereit, wir nennen die Fürsten Dietrichstein. Lobkowih,
Schwarzenberg: die Grafen Appo«
nyi. Batthyany. Franz Eszter.
häzy. Diese Akademien fanden im
Saale der k. k. Hofbibliothek statt, hin
und wieder auch im Palais des Fürsten
Schwarzenberg auf dem Mehl»
markte. Der unentgeltliche Zutritt stand
nur geladenen Gasten zu. Die Proben
wurden im Hause Swieten'S gehalten,
der alle Vorbereitungen mit großem
Eifer betrieb. Die Mitwirkenden gehörten
großentheilS der Hofcapelle und dem
Opernorchester an; Dirigent war anfangs
Joseph S t a r z e r ^Band XXXVII,
S. 233^. nach dessen 1787 erfolgten,
Tode Mozart ^Bo. XIX, S. 170),
und der junge Weigl accompagniite
am Clavier. Mozart lieferte für diese
Aufführungen 1788—1790 seine be-
kannten lange allein herrschenden Bear«
beitungen deS ,Messias", dann die Can>
taten,Acis' und „Galathea", ,Alexan«
derfest" und „Ode auf den Cäcilientag",
sämmtlich von Händel. Auch war van
Swieten bestandiger Secretär der von
dem hohen Adel Wiens im Schwarzen«
ber g'fchen Palast veranstalteten großen
Produktionen. Dort fanden die epoche-
machenden ersten Aufführungen von
Ha yd n'S .Schöpfung- und ,Jahres,
zelten" statt. Den ursprünglich in eng»
lischer Sprache zusammengestellten Tert
zur „Schöpfung", den H a y d n aus
London nach Wien mitbrachte, übertrug
Swieten inS Deutsche. Auch lieferte
r die Bearbeitung der .Athalia"
und wahrscheinlich noch jene zur .Naht
des HerculeS". Dann gebührt ihm
die Ehre, dem jungen Beethoven
seine Gönnerschaft zugewendet und Ge»
^egenheit verschafft zu haben, sich weiter
auszubilden. Damit berichtigt sich auch
ie Angabe von Lenz, welcher in seinem
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Susil-Szeder, Band 41
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Susil-Szeder
- Band
- 41
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon