Seite - 93 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Susil-Szeder, Band 41
Bild der Seite - 93 -
Text der Seite - 93 -
) Emanuel Tellez 93 Hylva-Taroucc^ Emanuel Tellez
als ich ihn während des Verfalls der
früheren Regierung kennen zu lernen
Gelegenheit hatte, und es kann mir
nicht einfallen, so feige zu sein, die
Fehler emeS Ministers dem Monarchen
in die Schuhe zu,schieben, so wenig als
einem Unterbeamten den Ruhm und die
Standhaftigkeit meiner Königin". DieS
ist denn doch ein Freimuth, der uns
Achtung für den Schreiber dieser Zeilen
einsiößt und Bewunderung für die
Fürstin, die es liebt, die Wahrheit unge»
schminkt sich sagen zu lassen. — Trotz
der Slörungen, welche Neid und Ehrsucht
immer wieder hervorriefen, blieb das
Verhältniß M a r i a Theres ia 's zu
Taroucca im Wesentlichen unveran»
dert. Die Kaiserin nennt sich nach wie
vor , Schülerin" ihres treuen Dieners,
während sich dieser ohne Bedenken als
ihren »Erzieher" bezeichnet. Dieses Ver-
hältniß mußte folgerichtig mit den
Jahren zur innigsten Freundschaft führen.
Eine Reihe von gegenseitigen Aeußerun«
gen lehrt uns auch, bis zu welchem
Grade dieses edle Verhältniß das Leben
seiner beiden Träger verklärte und kräf«
tigte. Als einmal am Namenstage des
Grafen die Kaiserin etwas spät daran
dachte, ihm Glück zu wünschen, was sie an
seinem Namens« und Gedurtsfeste nie
unterließ, schrieb sie ihm: «Seht doch.
wie ich herabkomme! Erst jetzt um ein
Uhr erinnere ich mich, daß heute der Tag
deS h. Emanuel ist und zugleich der
meines ältesten und besten Freundes". Ein
andermal, an seinem Geburtstage,
schreibt die Monarchin scherzend: „Ich
habe nicht vergessen, daß Ihr kleines
Schätzchen Therese angekommen ist,
um Ihren Geburtstag mitzufeiern. Die
dicke Therese schließt sich an. um
aus ganzer Seele Sie mitzubegrüßen!"
Als Taroucca auf sein wiederholtes Ansuchen endlick im Jahre 475? die
Versetzung in den Ruhestand erlangt
hatte, da schrieb ihm die Kaiserin: ,Ich
wage es, Ihnen zu gestehen, daß ich mich
ganz verlassen und niedergeschlagen fühle,
wie ein Kind. das feine Amme verloren
hat. Meine Freundschaft für Sie war
vor fünfzehn Jahren nicht inniger, als
sie eS jetzt ist". Wenn M a r i a The.
resia in späteren Jahren von Leid be>
drangt wurde, suchte sie auch darin Trost,
ihrem Freunde schriftlich wenigstens den
Kummer mitzutheilen, der ihr Herz be«
schwerte. So schreibt sie zu Neujahr
4766, erdrückt von der Last der Ge-
schäfle und den Anstrengungen, die sie
erheischten: „Ich kenne mich nicht mehr,
denn ich lebe wie die Thiere, ohne Be»
geifterung, ohne Vernunft. Ich ver»
geffe AlleS. Um fünf Uhr stehe ich auf,
lege mich spät zu Bett und thue doch
den ganzen Tag nichts. Ich denke nicht
einmal mehr. Meine 3age ist fürchterlich.
Nur dann lebe ich wieder auf. wenn ich
Jemand von meinen alten Freunden er«
blicke. Ich wünsche Ihnen ein glück«
licheres LooS. als mir mein ganzes
3eben hindurch beschieden war!" Und in
ähnlicher Weise schreibt sie am <9. No«
vember 1763, Morgens nach sieben Uhr,
als ihre Kinder krank lagen, Mar ia
Antoinette durch eine volle Stunde
bewußtlos in Fraisen: .Mein theurer
Taroucca! Ich bin in einem Zustande,
daß ich für nichts mehr Empfindung
habe. als an meine Freunde zu denken
und darin Trost zu finden, daß ich ihnen
mein Leid klage. Ich weiß nicht mehr
was ich thue, noch was ich spreche!" I n
einer gleich trostlosen Stimmung wen»
dete sich die Kaiserin wieder am 4. No«
vember 4763 an ihren Freund: „Sie
sind glücklich, wenn Sie Ihre Jahre be-
denken, Ihre Familie, Ihren Geist. Ihr
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Susil-Szeder, Band 41
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Susil-Szeder
- Band
- 41
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon