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Syloa-Taroucca, Emanuel Tellez 94 Sylva-Taroucca^ Emanuel TeUez
Kopf hat Ihnen überall genügt. Daß
Einem nichts mißglücke, ist nicht möglich,
aber im Wesentlichen waren Sie doch
glücklich. Welcher Unterschied im Ver«
gleiche mit mir! I n allem Wesentlichen
fühle ich mich unglücklich und zumeist
durch meine Schuld. Ich bin so an«
gegriffen, daß ich noch das bischen Ver«
stand verliere, das mir geblieben ist, und
daß ich schon deshalb mich nothwendig
verbergen müßte, wenn nicht ohnedies
die entschiedene Neigung zum Rückzüge
vorhanden, wäre". — Im Jahre 1769
schreibt sie dem Grafen am Geburtstage
ihres Sohnes in einer Stimmung, die
in dem nicht glücklichen Verhältnisse zu
ihrem Mitregenten wurzelte: ,Wer hatte
das vor 23 Jahren gedacht, daß wir
beide so lange leben und diesen Tag so
hinbringen würden, wie wir eS thun!
Es ist demüthigend, traurig und un«
begreiflich, wenn uns das bis ans Ende
geleiten soll. Zum Glück ist AlleS zu
tragen. Mein LooS, mein Leben ist zu
sonderbar, zu niederschlagend. Ich er«
warte mein Ende mit mehr Ungeduld
als Furcht!" — Wer daS Verhältniß
Taroucca's zu Mar i a Theresia
nur nach den bisher ins Auge gefaßten Be«
ziehungen Beider erwägen möchte, in dem
konnte leicht die Ansicht Raum gewinnen,
als ob der Graf überwiegend nur der
Person der Kaiserin nahe gestanden
habe, nicht auch ihrer Würde, ihrem Be«
rufe. Dem war aber durchaus nicht so,
da Taroucca, der bald einen Stunden»
plan für die Geschäfte der Kaiserin vor»
legt, bald Rathschläge ertheilt in Bezug
auf die Hoffeste und überhaupt daS
Hofleben des nächsten WinterS, oder hin-
sichtlich des Umganges und der Ge«
schaftSeintheilung Josephs I I . und
dergleichen mehr, ebenso bei der Beant«
wortung der wichtigsten Fragen der inneren wie der äußeren Politik zu Rathe
gezogen wurde. Als Mar ia Theresia
bereits ein Decenniurn ihrem schwüren
Berufe geopfert hatte, die Begeisterung,
welche ihre ersten Regierungsjahre her«
vorgerufen, einer behäbigen Ruhe ge«
wichen war. in welcher Handel und Ge«
werbe schwunghaft sich hoben, der Wohl«
stand und. mit ihm seine steten Begleiter
Wichtigkeit und Tadelsucht zu blühen
begannen, die Kaiserin auch nicht mehr
wie beim Beginne ihrer Regierung nach
allen Richtungen hin mit gleichem Ver«
trauen ihre bezaubernde Liebenswürdig«
keit walten ließ. sondern durch manche
Erfahrung kühler geworden, auch wähli«
ger sich zeigte, da schien eS ihr mit einem
Male, als ob die Liebe ihrer Unterthanen
zu ihr erkaltet sei, und sie forderte be>
sorgt ihren treuen Rathgeber auf, ihr
unverhohlen zu sagen, ob sie
sich
täusche,
und wenn nicht, ihr die Gründe dieser
Erkaltung darzulegen. Wie in allen
seinen Vorstellungen an die Kaiserin,
entwickelte Taroucca auch in der ver«
langten ohne Rückhalt, mit edler Offen»
heit seine Ansicht, und er trug kein Be«
denken, die Monarchin wenigstens von
einem Theile der Schuld nicht ganz frei»
zusprechen. — Dem langen Vortrage
liegt vornehmlich der Gedanke zu Grunde,
daß zum Theile die ungünstigen Verhält«
nifse, unter denen die Regierung der
Kaiserin begonnen hatte, zum Theile Un>
lust und Verstimmung derselben ander
wahrgenommenen Veränderung Schuld
tragen. Die Antwort des Grafen
auf den Brief der Kaiserin wirft ein
klares Licht ebenso auf seine Gesinnung,
wie auf die seltene Art des Verhältnisses
zu seiner Monarchin. »Eure Majestät",
schreibt Taroucca, „begannen rühm«
und qualvoll zugleich eine Regierung,
der selbst viele Ihrer Unterhanen nur
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Susil-Szeder, Band 41
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Susil-Szeder
- Band
- 41
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon