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Sylva-Taroucca, Emanuel Tellez 93 Sylva-Taroucca, Emanuel Tellez
eine kurze Dauer verhießen. Dies rief
bei Manchen Anstrengungen des Edel»
mutheS hervor, bei Anderen eine Zurück
Haltung, die bis über die Grenzen der
Lauheit hinausging. Lassen Sie uns be»
trachten, wie es im Augenblicke mit den
-Einen und den Anderen bestellt ist. Ich
für meinen Theil bin überzeugt, daß sich
Niemand oder nur verschwindend Wenige
einen anderen Herrscher wünschten. Aber
die Einen gleichen, um ein Gleichniß
aus dem Spanischen anzuwenden, den
Hunden, welche daS HauS verlassen, um
dem alten Herrn zu folgen; die Anderen
den Katzen, die ruhig dem Hause treu
bleiben, während ein neuer Herr es be«
zieht. Wenn aber nun einer in seinem
innersten Gewissen fühlte, daß er Eurer
Majestät überallhin gefolgt wäre, gleich
dem Hunde, und jetzt bei Seite ge»
schoben wird, während Gunst und Ver«
trauen manche von denen auszeichnen,
welche die Anhänglichkeit der Katzen er»
kennen ließen, wäre es da nicht zum min»
deften verzeihlich, wenn sich jener im In«
nersten seines Herzens gekränkt erachtete?
Sein Herz allein wird es wissen und
kalter werden als das seines Herrn".
Und an einer anderen Stelle bemerkt
Taroucca: ,Es ist nöthig, auch einen
Blick auf die Bedrängnisse der Zeit zu
werfen, welche Eure Majestät nöthigten,
den Beamten weniger Gehalt, Gnaden«
gaben und Vergütungen anzuweisen, als
Eurer Majestät Vater und erlauchte Vor-
fahren gewährten. Zugleich waren Sie
gezwungen, die Auflagen zu verdoppeln
und große Umgestaltungen, zum minde-
sten die Abschaffung vieler Mißbräuche
anzuordnen. Wie gerecht an sich diese
Befehle auch sein mochten, so übten sie
dennoch für einige Zeit eine nicht ange.
nehme, wenn auch natürliche Wirkung
auf jene auS, welche unter ihnen zu leiden hatten. »Ein Kaufmann, der verliert,
kann nicht lachen", sagt daS Sprichwort.
Außerdem muß noch eine Erwägung
dieser unglücklichen Nothwendigkeit zur
Seite treten, nämlich die, daß daS Volk
überhaupt seiner Natur nach zu Klagen
und Verdacht geneigt ist, zudem, wie
schonTacitus sagt. Verunglimpfungen
so gut wie Wohlthaten vergessend. Es
halt sich an die Gegenwart und empfindet
jede neue Belastung" u. s. w. Die> Ur>
fachen erwägend, welche, abgesehen von
den äußeren Verhältnissen, ihren Grund,
nach der Anficht deS Grafen, in der Stirn,
mung der Monarchin hatten, bemerkt
er freimüthig: .Ich bin allerdings auf
einige Klagen und Kränkungen gestoßen
über Mangel an Vertrauen, nur zu aus-
gesprochen gegen solche, welche eine ge.
wisse Zeit gedient hatten. Möglich, daß
Eure Majestät zu sehr verdrossen werden,
wenn Sie Fehler. Laster oder Schwächen
an solchen erkennen, während kein Theil,
kein Diener, kein Sterblicher überhaupt
davon ganz frei ist". Und an einer
anderen Stelle äußert er sich noch ent»
schiedener: „Es will mir scheinen, als ob
der Geist der Ermüdung auf der einen
Seite die Oberhand gewinne, während
auf der anderen Wohlgefallen am Neuen
und am Wechsel herrscht. Ich kann mich
irren, ja ich muß es wünschen, daß dieS
der Fall ist, befürchte aber. daß diese
beiden Gründe es hauptsächlich sind,
welchen das Erkalten der Liebe und des
Vertrauens der guten Unterthanen und
Diener zuzuschreiben ist, daS Eure Maje»
stät wahrgenommen zu haben glauben.
Die Liebe also und daS gestörte Ver-
trauen fordern eine nothwendige Umkehr:
die Religion selbst weist uns darauf hin;
es wäre daher für diesmal unnütz, ja
ein Frevel von meiner Seite, andere
Gründe dafür aufzusuchen. Den Beweis
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Susil-Szeder, Band 41
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Susil-Szeder
- Band
- 41
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 340
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon