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ek) Johann Christoph S^embek^ Johann Christoph
überwog alle seine sonst unläugbaren und
nicht geringen Verdienste. Kanzler Johann
Szembek führte der Erste den Grafentitel.
^Qc^lclovolH^'g. vo^vL^yo^Qa, d. i,
Polnische Real'Encyklopädie u. s. w. (War<
schau. Qrgelbrand. 1867. gr. L°.) Band
XXIV, S. 609 u. f.^ >. — 8. Johann
Christoph (gest. zu Heilsberg in Preußen
l6. März 1740),. ein Sohn des Castellans
von Kamieniec Franz Szembek und
dessen zweiter Frau B a r b a r a R u p
ni e w s k a. Dem geistlichen Stande sich
widmend, wurde er im Jahre 1703 Cano
nicus an der Kathedrale zu Krakau, 1706
Scholasticus in Sandomi5, dann Propst
von Miechow und Depuiirter des Tribunals
der Krone und im Juni 1710 Kronsecretär.
1712 folgte er seinem Bruder Ludwig auf
dem Bischofssitze von Culm. Bald nach An>
lritt seiner hohen Kirchenwürde unternahm
er eine Visitation in der ganzen Diöcese und
berief nach Krasnegostaw eine Synode zu
sammen, auf der für seine Geistlichkeit neue
Statuten berathen wurden, welche auch im
Druck erschienen. Er nahm es mit den
Pflichten seines Amtes sehr genau und übte
wie ein gewöhnlicher Priester seine geist«
lichen Obliegenheiten aus, hielt Predigten
vor dem gesammten Volke, hörte die Beichte,
versah Sterbende mit der letzten Oelung
und katechetisirte das gemeine Volk. Im
Jahre 1718 bestieg er den Bischofstuhl von
Przemyäl. wo er bald als eifriger Hirt
seiner Gemeinde, als Hort der Armen und
als Zierde seiner Kirche glänzte, doch auch
der Unduldsamkeit und Härte gegen die
Evangelischen sich schuldig machte. Nach
einer Quelle hätte er das Kloster der Car»
meliterinen auf der Vesola in Kcakau im
Jahre 1719 gestiftet und wäre seine Tante
Constantine Rupniewska die erste Oberin
dieses Klosters gewesen. Nachdem er 1722
eine Visitation seiner Diöcese vorgenommen,
ließ er eine genaue Beschreibung derselben
in fünf und der Privilegien deS Capitels in
zwei Büchern ausführen. Für das Jahr 1723
berief er eine Diöcesan<Synode nach Brzo<
zow zusammen, auf welcher mehrere Be<
schlüsse zur Förderung der Kirche gefaßt
wurden. 1724 gelangte er auf den Bischofssitz
von Ermeland, und in diesem neuen Wir<
kungskreise hat er seinen Namen mit blutiger
Schrift in die Annalen von Thorn ein. geschrieben. Am Frohnleichnamsfeste 1724
wollte ein Zögling aus der Iesuitenschule
dieser Stadt mehrere protestantische Iüng,
linge, welche bedeckten Hauptes blieben, als
das Allerheiligste an ihnen vorbeigetragen
wurde, zur Kniebeugung zwingen. Darüber
entstand ein Tumult, der damit endete, daß
die zum größeren Theil evangelische Bevöl»
kerung der Stadt das Collegium der ohne.
hin mißliebigen Jesuiten stürmte, wobei es
vorkam, daß mehrere geweihte Objecte pro«
fanirt wurden. Die Sache gelangte vor den
Landtag. Eine Untersuchung wurde ein-
geleitet und daS Urtheil mit ungeheuerlicher
Strenge gefällt. Selbst Pawlowsk i steht
nicht an zu sagen: ^usta Zovsi-ior Ltzutsn-
tia kliiLLs msrito existiiuatur". Zwei Raths«
Herren der Stadt und neun Haupttheil«
nehmer am Tumulte wurden nämlich am
7. December 1724 enthauptet. Außerdem
legte man der Stadt eine Geldbuße von
22.000 fl. auf. AuS diesem unpolitischen
Vorgänge entstand zwischen Katholiken nnd
Akatholiken ein Haß. der für die polnische
Nepublik von verderblichsten Folgen war.
Bischof Szembek aber hatte in dieser An»
gelegenheit eine hervorragende Nolle gespielt.
AlS Augusts I I . natürlicher Sohn. Mo-
ritz von Sachsen, noch bei Lebzeiten des
Fürsten Ferdinand, des Letzten auS dem
Hause Kei ler, von den Ständen Kurlands
zum Fürsten von Kurland erwählt wurde,
gab sich die Republik mit der Wahl nicht
zufrieden. Zum Präsidenten der aus diesem
Anlasse vom polnischen Landtage 1726
eingesetzten Commission wurde Szembek
ernannt. Er brachte mit ebenso viel Mühen
als Umsicht die Sache zum Austrage. indem
er für Polen den Besitz des Fürstenthums
erwarb, das nun zu einer Kronprooinz um»
gewandelt ward. Freilich war das Land
nicht für lange zu halten, denn Nußland
streckte bald seine Hand danach aus und
hält es noch heutigen Tages fest. Sz em«
bek starb zu Heilsberg und wurde zu
Frauenburg in der Kathedrale beigesetzt. Im
Druck hat er nachstehende Schriften heraus»
gegeben: »TrötkiL sobranis nkuki, okrsü-
2oHü.Ü2kis pr262 x^tanill. 5 oäVo^isäTi,
vsätUF var^aäku. kktsoüisiuu, 5. kouci»
li^um ti-7ä6u.ekio3o", 0. i. Kurzer Abriß
der Christenlehre in Fragen und Antwor«
ten nach der vom tridentinischen Con<
cil aufgestellten Ordnung (Krakau 1714,
2".) ; — «K62L t^Omnic: inedisskiok,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Szedler-Taasse, Band 42
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Szedler-Taasse
- Band
- 42
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 356
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon