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) Stanislaus 33 ^ Christoph Hilarius
berief. Als Krakau nach der Schlacht bei
Kliszow von den Schweden bedroht war,
rettete S tan i s laus mit persönlicher Ge>
fahr den königlichen Schatz und den wichtig,
sien Theil des Kronarchivs nach Troppau
in Schlesien. Am 3. October 1703 ernannte
ihn August I I . zum Erzbischof von Gnesen
und verlieh ihm zu gleicher Zeit die reiche
Abtei Tyniec. Mit angestammter Treue hielt
der Kirchenfürst zu seinem Könige, wie er
denn überhaupt in dieser politisch bewegten
Zeit durch seine consequente Haltung sich
bemerkbar machte. Auf der Versammlung
vom 2. Februar i?07 zu Lembera protestirte
er als Führer der königlichen Partei gegen
die Thronbesteigung Le sz czynsk i's.
Dieser Schritt des Erzbischofs erregte den
Gegenkönig S tan i s laus derart, daß der«
selbe das Erzbisthum Gnesen für vacant
erklärte und das Capitel beauftragte, zu
einer neuen Wahl zu schreiten. Wohl fand
diese statt, aber Rom verweiaerte die Be»
stätigung. Als dann König August wieder
nach Polen zurückkehrte, befand sich auch
Erzbischof Szembek in dessen Gefolge und
nahm seinen erzbischöflichen Sitz von Neuem
ein. Nun widmete sich S tan is laus vor
Allem seinem hohen geistlichen Amte. aufs
eifrigste bemüht, die Wunden zu heilen,
welche der langwierige Krieg dem Reiche
geschlagen. Aber auch die öffentlichen Ange«
legenheiten behielt er fest im Auge, suchte
die widerstrebenden Parteien zu versöhnen,
mahnte immer und überall eindringlich zu
Frieden und Eintracht und wehrte mit der
ganzen Macht seiner Beredtsamkeit die Aus»
führung des Gedankens ab, fremde Truppen
ins Land zu ziehen. Dabei aber trug er
Sorge, daß die Privilegien seiner Kirche
nirgends Abbruch erlitten, und leistete ent»
schieden Widerstand gegen Alles, was der
Geistlichkeit zum Schaden gereichen konnte.
Dieses sein mannhaftes Verhalten aber
brachte ihn zuletzt in Gegensatz mit König
und Senat, so daß er vom Jahre 4719 ab
von allen öffentlichen Geschäften sich gänz»
lich lossagte. Noch berief er l?20 eine
Synode nach Lowicz zusammen, deren Be<
schlüsse er veröffentlichte. i721 legte er.
71 Jahre alt, das Haupt zur ewigen Ruhe
nieder. Als Kirchenfürst war Szembek
für die Aufrechthaltung der Würde seiner
Kirche eifrigst besorgt, in seinen Handlungen
gerecht, in seinem Wandel unantastbar, seiner
Gemeinde ein wahrer Seelenhirt. Er baute und restaurirte viele Kirchen, legte Semi°
narien an. gründete Armenhäuser und stiftete
überhaupt viel Gutes; sein Vaterland liebte
er, aber wenn er manches that. was die
Geschichte verurtheilt. so fällt die Haupt«
schuld auf seinen Bruder Johann, den
Kanzler sS. 49, Nr. 7), den man mit gutem
Fug als seinen bösen Genius bezeichnen darf.
König August I I . aber bewies ihm reiche
Huld und hielt große Stücke auf ihn. Im
Druck ließ Stan is laus erscheinen: „Oon-
stitutiones 8?u,o<1i3 ^rokiäioeossis <3n«s>
QSULis, I^ovicii kuuo 4720 äis 26. ^.u^llsti,
celsdi-atao" (Warschau 4720, 4°.); — ^ e -
d. t. Sammlung von Predigten, gehalten
zu Ostern, Christi Geburt und an anderen
Festtagen (Braunsberg 4726, 40.). Diese
von ihm als Weihbischof gehaltenen Predig,
ten wurden erst nach seinem Ableben von
den Jesuiten herausgegeben. In der Wie»
snioivieckischen Bibliothek, im Besitze des
Grafen Wladjimir P la ter , befinden sich
zahlreiche Fascikel seiner Correspondenz. In
der vormals Z al u Ski'schen Bibliothek aber
sind in Handschrift seine theils in lateinischer,
theils in polnischer Sprache verfaßten Staats»
acten aus den Jahren 1?06 bis 1712 auf«
bewahrt. s^ ?os2ou?Hkl ^o?ttta«iz^, Odral
2^012. i 22>LtuF opiUon- NIo3ii5kj.cb,, d. i.
Beschreibung des Lebens und der Verdienste
der Aebte von Mogila (Krakau 1867. 4".)
S. 430 u. f. süber Christoph Anton und
Michael Sz embek.)
Szembek, Christoph Hilarius von
(Bischof von Plock, geb. zu B ia la
am 43., nach Einigen 23. Jänner 1722,
nach Anderen 1723. gest. zu Krakau
am 8.. nach Anderen am 9. September
4797). Ein Sohn Anton Szem b ek's,
Castellans von Naköl, aus dessen Ehe
mitFrancisca geborenen Iwanska .
Von seinem Vater, einem großen Freunde
der Jesuiten, wurde er frühzeitig auf
deren Schule zu Walcz gebracht, wo er
sich alsbald für den geistlichen Stand
entschied. Nachdem er daselbst, sowie
spater auf den Lehranstalten seineS Or«
dens in Posen und Danzig durch großen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Szedler-Taasse, Band 42
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Szedler-Taasse
- Band
- 42
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 356
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon