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Aemere, Bartholomims 60 ^ Bartholomäus
so antworten wir. die Regierung, enl»
schieden: Ja! und zwar nicht darum,
weil wir hoffen, sondern weil wir be-
rechnen". Das Ende dieses Calculs ist
bekannt. Nach der Katastrophe von Vi-
lägos fioh auch Szemere, zunächst
nach Widdin, und verließ dieses, wie
einer seiner Biographen erzählt, sobald
er einen türkischen Paß erhalten, heim»
lich, die Baarschaft der LandeScaffen in
Gedanken, zerstreut, in seinen Koffer
packend. Andere meinen, diese Mitnahme
der Casse sei auf Befehl K o fsuth's ge-
schehen. Mit Kasimir Grafen B a t .
thyäny ,Hä .zmann und Lorody
vergrub er die ungarische Krone. Von
Constantinopel. wohin zunächst seine
Flucht gerichtet war, begab er sich nach
Paris. Daselbst wurde er Mitglied deS
Comites der ungarischen Emigranten, zu
welchem noch Ladislaus Graf Teleki,
S. Vukovich. G. K l a p k a und
I . Czecz gehörten. Damals trug sich
Felix Fürst S c h w a r z e n b e r g als
Ministerpräsident und Minister des
Auswärtigen mit dem Gedanken, alle
zur ungarischen Krone gehörenden und
übrigen nichtdeutschen Lander Oester-
reichs in den deutschen Bund aufzu»
nehmen. Da beantragte Sze m ere in
einer Sitzung des Emigranten-ComitHs,
gegen diesen Plan bei der französischen
und englischen Regierung ein Memo-
randum zu überreichen. Mit der Abfas-
sung desselben wurde Graf Teleki be-
traut. Als dieser ablehnte, arbeiteten
Szemere und Vukovich jeder einen
Entwurf auS, und jener des Ersteren ge>
langte zur Annahme. Da daS Memo«
randum in ungarischer Sprache verfaßt
war. übertrug es Teleki in die ftan-
zösische. Lithographirt, und von sammt«
lichen Comitömitgliedern unterschrieben.
wmde es der englischen Regierung uud! dem Präsidenten der französischen Re>
publik überreicht. Dieser Schritt hatte
den energischesten Protest der englischen
und französischen Regierung — letzterer
datirt vom 3. März 1831 und betrachtet
die Sache als oasuä dsiii — zur Folge,
und Schwärzenderg's Gedanke blieb
unausgeführt. Aber daran ließ sich
Szemere noch nicht genügen, er schickte
dieses in einzelnen Punkten modistcirte
Memorandum an mehrere berühmtere
freisinnige Männer in Deutschland,
welche auf den Landtagen der verschie«
denen deutschen Staaten als Führer der
Opposition galten. Er hatte sie nämlich
bereits gehörig bearbeitet, gegen ge»
dachten Plan von zweifellos großer po«
litischer Tragweite aufzutreten und die
Ausführung desselben um jeden Preis
zu verhindern. Denn das Durchfallen
dieses österreichischen Projectes war nur
dann gewiß, wenn sich ihm von außen
die europaischen Mächte, von innen
daS deutsche Volk selbst vereint wider»
fetzten. Jene freisinnigen deutschen
Männer gingen in die Falle. Denn,
wenn Frankreich und England dagegen
protestirten, so liegt der Grund auf der
Hand, welche Gefahr aber für Deutsch,
land vorlag, zu den 50 Millionen des
deutschen BundeS noch etliche Millionen
Magyaren aufzunehmen, das ist uner»
sindlich. Nun aber. dieser Schritt Sz e«
mere'S hatte zur Folge, daß die Aus»
führung des Planes unterblieb. Von
Paris auö erklärte der Verbannte in
einem an Julian C h o w n itz ääo.
22. Februar 1830 gerichteten Briefe,
daß er nie jene Acte des ungarischen Mi»
nisteriums unterschrieben haue, welche an
Görgey die Dictatur übertrug, denn
er würde eine solche Gegenzeichnung
für ein Verbrechen gegen das Vaterland
gehalten haben, da ja hierdurch sowohl
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Szedler-Taasse, Band 42
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Szedler-Taasse
- Band
- 42
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 356
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon