Seite - 61 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Szedler-Taasse, Band 42
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re, Baitholomäus SZemere. Bartholomäus
der Verräther als der Verrath legalisirt
worden wäre. Ununterbrochen hielt sich
Szemere in Paris auf. Von dort aus
vollbrachte er eine That. für welche ihm
noch heute jeder nur einigermaßen beson»
nene Ungar Dank wissen muß; denn er
gab Nachricht, wo die ungarische Krone
vergraben lag. Folgendes ist der Sach.
verhalt. Zwischen Kossuth und S z e«
mere bestand in den letzten Tagen des
ungarischen Aufstandes bittere Feind»
schaft, die auch im Exil fortdauerte. Da
erhielt die österreichische Regierung durch
einen Agenten Kunde, daß Kosfuth
seinerzeit den Versuch gemacht habe. die
Krone in der Nähe der Herkulesbäder
bei Mehadia zu vergraben. Durch ver«
schiedene Umstände daran verhindert,
habe sich Kossuth veranlaßt gesehen,
seinen Plan durch Szernere in der
Gegend von Orsova ausführen zu
lassen. Diese Anhaltspunkte genügten
der kaiserlichen Regierung, die Unter»
suchung des Sachverhaltes einer ge-
mischten Commission zu übertragen. Die
Arbeiten derselben hatten das Schicksal
wie jene vieler anderer Commissionen,
sie waren von keinem Erfolge begleitet.
Dagegen arbeitete ein glücklicher Zufall
der Regierung in die Hände. I m Früh»
jähr 1833 nämlich wurde die Umgegend
des Allionberges bei Orsova tief unter
Wasser gesetzt, welcher Umstand den in
London weilenden Kossuth, der den
Versteck der Krone genau kannte, veran«
laßte, auf Mittel zu sinnen, sich des
Kleinods zu bemächtigen, um eine Zer»
störung desselben durch elementare Ein»
stüfse zu verhüten. Kofsuth trat zu
diesem Ende mit einer Persönlichkeit der
Insel Neu-Orsova in Verbindung. Ge«
eignete Individuen sollten gedungen,
der Schatz bei Nacht und Nebel gehoben
und in die Hände des Agitators gespielt werden. In Wien bekam man davon
Wind. und ohne Aufsehen wurden in der
gefährdeten Gegend derart Vorsichts»
maßregeln getroffen, daß weder eine
Nachgrabung, noch ein Raubversuch un>
entdeckt vor sich gehen konnte. Seres«
saner des Romanen. Banater Grenz«
Regiments, welche später als Ehren-
wache verwendet wurden, und Gendar-
men durchstreiften Tag und Nacht die
igend, und in der That war diese
Maßregel keine zwecklose, denn man
ward bald eines Individuums habhaft,
welches in den Schilfmorasten jener Ge«
gend verborgen, den Plan deS Agitators
zur Verwirklichung bringen sollte. Mit
obiger Nachricht, welche die österreichische
Regierung von Kossuth's Vorhaben
erhielt, steht nun Szemere in engster
Beziehung. Als er nämlich in Paris von
der Abficht Kossuth's erfuhr, äußerte
er sich entschieden: „daß er das ver>
grabene Kleinod eher dem Vaterlande
als dem Feiglinge zukommen lassen
wolle, der die Nation an den Abgrund
des Verderbens gebracht habe". Diesen
von Ohrenzeugen verbürgten Worten
Szemere's folgte auch alsbald die
That, denn am 28. August 4833 erhielt
die Regierung durch eine Vertrauens-
würdige Person aus Paris Papiere,
welche den Schlüssel zum Versteck der
Krone enthielten, worauf die Aufsindung
und Bergung derselben in sicheren Schutz
erfolgte. Szemere hielt sich auch die
folgenden Jahre noch in Paris auf, und
von Zeit zu Zeit gelangten einzelne
Lebenszeichen seiner Existenz in die Oef-
fentlichkeit; spater begab er sich nach
England, wo er von Manchester aus im
December 1839 an den „?62ti Hirnok"
ein Schreiben richtete, in welchem er
Ungarn die Annahme der kaiserlichen
Erlasse 5om 20. October 1839 als Basis
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Szedler-Taasse, Band 42
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Szedler-Taasse
- Band
- 42
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 356
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon