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Ziemer«, Bartholomäus 63 Kentere. Bartholomäus
nen wollte, erbat sie die Vermittelung
der Regierung bezüglich der Ausfolgung
jener Papiere ihres Vaters, welche in
Folge der Ereignisse der Jahre 1848
und 1849 confiscirt worden waren. In
Wien wurden demgemäß in den betref»
senden Archiven Nachforschungen ge-
pflogen, welche jedoch resultatlos ge»
blieben sind. Zur Vervollständigung des
vorstehenden Lebensbildes sei noch in
Kürze der weiteren literarischen Thätig»
keit Szemere's gedacht, denn einige
seiner wissenschaftlichen Arbeiten sino
bereits im Laufe der Lebensskizze ange«
geben worden. Schon in seiner Jugend,
wahrend seiner Studienzeit in Patak.
zeigte er ungewöhnliches Interesse für
geistige Bestrebungen, und hatte er da>
mals wesentlichen Antheil an der Nil-
düng eines Vereines, welcher im Jahre
1834 das Taschenbuch „Parthenon"
herausgab. Darin befinden sich auch
einige metrische Versuche Szemere's.
Früher schon, 1832, brachte von ihm
die ^^ei36iQ2F^g.ror22ä.Fi Uinerva." eine
Tragödie „Verosiak" und ein Lustspiel
„kiLlaluä? icärol)' eralöks". Bald
wendete er sich der geschichtlichen For«
schung, jedoch nur vorübergehend, zu.
Das Einzige, was in dieser Richtung
vorliegt, ist eine Mittheilung über den
anonymen Notar des Königs Bela.
Sonst sind noch anzuführen im „Ueber-
schwemmungsalbum" (^.rvi^ön^v) für
die Jahre 1840 und 1841:' „Eine Er-
innerung an Kölcsey" (Köloss^
6w.i6ic626to) und eine „Erinnerung an
Maria" (N^iis. em1ek.52eto), ferner
seine eine sehr zeitgemäße und nicht un.
wichtige Frage behandelnde Broschüre:
» so?'sat bis-
cr T's/c'T'mailttsoknH", d. i.
Plan einer Pnesterwitwen« und Waisen» anstatt, ferner wie man das Loos der
Geistlichen der reformirten Kirche sichern
kann (Pesth 184l). endlich: „
n Minss" (2"° öäition
) V. Lriörh, 8".). Nach seinem
Tode aber wurden herausgegeben: „ iTta-
«, d. i. Reise nach dem Orient
nach den Tagen von Vilägos. 2 Bände
(Pesth 1870, Mor. Räth. 8«.) und „6
Hai", d. i. Bar tho lomäus Sze«
mere's gesammelte Werke (Pesth 1869
u. f., M. Räth), welche unter Anderem
auch sein in der Verbannung geschrie^
benes Tagebuch enthalten. I n deutschen
Bücherkatalogen finden wir noch von
Szemere: „MMbiatillUkn des ungarisch!?.
OnnfweZknz" (Preßburg 1848, I.A.Reiß-
bach. 8a.. 32 S.)' auch wird ihm die
Autorschaft der bei Hof fmann und
Campe in Hamburg erschienenen Flug»
schrift: Kossuth. Bat thyany i .
Görgey, welche in deutscher Sprache
verfaßt ist, zugeschrieben. Alles in
Allem war Szemere unstreitig ein
bedeutendes Talent, ausgestattet mit
vielen und gründlichen Kenntnissen.
Seine Reden im Abgeordnetenhause
waren einfach und maßvoll; er parfu«
mirte. wie einer seiner Biographen
schreibt, in seiner Rede die Rose nicht,
wie sehr dies auch magyarisch»orientali«
scher Brauch ist, doch machen seine
Worte zeitweise zu ängstliche Toilette,
auch pflegt die Phalanx seiner Beweise
mitunter zu dicht rangirt zu sein: ein
Mann schlagt dem andern die Pickel-
Haube vom Kopfe. Er war ein auf-
geklärter Oppositionsmann, doch ni«tt
ohne Beigeschmack der Ammenmärchen
aus der Kinderstube des ungarischen
Liberalismus. Hochverrather war er, und
das ist das Treffendste, was über ihn
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Szedler-Taasse, Band 42
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Szedler-Taasse
- Band
- 42
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 356
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon