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Szentpstery, Sigmund
Leben den Künstler oft nicht vom Thiere
scheidet. Er war mit den vielen Hun
derten mehr oder mwder Berufenen von
Stadt zu Stadt gewandert und allmälig
gewöhnte sich Alles, ihn als Vater und
Meister zu ehren. Unter solchen Um
ständen konnte er es denn auch, als er
nach Ofen kam, wagen, auf eigene
fahr die Direction des Theaters daselbst
zu führen, bis er nach Errichtung deS
Nationaltheaters im Jahre 1837 mit
mehreren seiner Collegen an demselben
Anstellung fand. An dieser Bühne wirkte
er dann bis an sein Lebensende. I n
feiner Erscheinung groß und wohlbeleibt,
war er in der höheren Komik am
stärksten. Gutmüthige und launenhafte
Vater, biedere Onkel und Hagestolze,
ältere Poltrons. nach Ansehen ringende
Bürgermeister, bornirte aufgeblasene
Höflinge, dann besonders die bereits im
Aussterben begriffenen Gestalten deS
ungarischen konstitutionellen Lebens, die
Gcrichtstafelbeifiher, die Untergespane,
kurz die localen Typen deS öffentlichen
Lebens, alle diese verkörperte Szent«
pötery mit unvergleichlicher Wahrheit
und mit einer Feinheit in der Charakte«
risirung, die ihtes Gleichen suchte. Der
Zigeuner in Sz ig l i geti'S gleich,
namigem Stücke, Fälstaff in Shak«
speare'S historischen Dramen zahlten
gleichfalls zu seinen Glanzrollen. Kam
ihm in der höheren Komik keiner an
Meisterschaft gleich, so schuf er docb auch
im Drama große Gestalten, wie in
Emerich V a h o l's Trauerspiel die
Pracdtfigur des „gach". als welcher der
Künstler auch durch BaradäS abge^
bildet worden. Edel. wie er es in seinem
innersten Wesen selbst war, blieben unter
allen Umständen seine Gestalten, er schuf
sie wahr, aber nie gemein, ei warf über
alle seine Figuren, mochten sie komisch i) Ionas
< oder tragiscb sein, die künstlerische Patina
des Idealismus. Er ließ sich nie herbei,
nach Effect zu hascken, und wenn ihm
dieser auf der Hand lag. er verschmähte
ihn. um wahr zu bleiben, und dadurch
erzielte er dann die höchsten Effecte. Wie
treffliche Künstler die ungarische Natio-
nalbühn? aucb besaß, über allen stand
er, Ungarns Ansckütz und Wilhelmi
in einer Person. Szentpöter i hat
auch mehrereS aus fremden Sprachen
für die ungarische Bühne übersetzt und
bearbeitet. Er starb zu früh für das In»
stitut. das er wie Wenige zierte, im Alter
von erst 6(1 Jahren, nachdem er seit
seinem siebzehnten, im Ganzen also
43 Jahre aus der Bühne thätig, in der
letzten Zeit aber immer leidend gewesen.
Vasärnäxi u^a,^, d. i. Sonntagsblatt
(Pesther illustr. Zeitung, 4".) 1856. Nr. l4:
„sssutpölsr?- mint „Zaod."", 0. i. Szent»
pstery als „Zach", — Nkß^ar irok.
^kkad ss Okniolik ^s2Lsf, d. i. Unga«
rische Schriftsteller. Sammlung von Lebens«
beschreibungen. Von Jacob Ferenczy und
Joseph Danielik (Pesth 1836. Gustav
Emich, 80.) Bd I. S. 349. — r^cl^al
z , d. i. Literarische und artistische
Daguerreotypen (Wien 1838, Leop. Sommer,
8°.) S. 123.
Porträte, t) Lithographie mit dem Facsi«
mile seines NamenSzugeS, ohne Angabe de6
Zeichners (Bar ab äs?). — 2) Szent«
pstery in der Rolle des „Zach", in ganzer
Figur, in altunaarischer Magnatentracht, mit
der Rechten den Ungarsäbel über seinem
Haupte schwingend, mit der L<nten die
Scheide haltend. Schöner kräftiger Holzschnitt
ohne Angabe des Xylographen (4".).
Noch find anzuführen: i. Johann Szent«
pötery. Doctor der Medicin und Arzt zu
Zalathna im Karlsburger Kreise Sieben«
bürgenS. Er gehört einer Siebendürger
Familie an. Als Inaugural'Dissertation gab
er heraus: „^.2 an^kro»«^!", d. i. Vom
Mutterkorn (Pesih 1841. Trattner.Kärolyi.
8«.). — 2. Ionas Szentp ster i . gleich,
falls Arzt, oyn dem die nachstehenden Ab-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Szedler-Taasse, Band 42
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Szedler-Taasse
- Band
- 42
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 356
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon