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Döbrentei 's Leitung befand er sich
in
seinem Elemente, wiewohl es mit seiner
Schauspielkunst nicht recht vorwärts
gehen wollte, denn als Darsteller war
er immer unbedeutend, er belrat dem-
nach auch ziemlich selten und dann nur
in kleineren Rollen die Bühne. Um so
mehr brach er sich als dramatischer
Dichter Bahn, als welcher er frühzeitig,
nämlich schon 1834. also in einem Alter
von erst zwanzig Jahren, öffentlich auf-
trat und mit einem von Jahr zu Jahr
sich
steigernden Erfolge thatig blieb. Er
entwickelte als Dramatiker eine so große
Fruchtbarkeit, daß man ihn den „ungari«
schenScribe" nannte, wobei natürlich
nickt außer Acht zu laffen ist. daß seine
Stücke immer mit mehr oder minder
großem Erfolge über die Bretter gingen,
abgesehen dauon, daß er mit einem
großen Tbeile derselben — viele be«
zeichnen übertrieben die Hälfte — die
ausgeschriebenen Preise gewann. Da der
Sieg bei den Bewerbungen meist ihm
zufiel, so war er auch den übrigen Dra»
menschreibern Ungarns eine nichtsweniger
als willkommene Persönlicbkeit und be-
saß. obwohl sonst im Verkehre freundlich
und mild, wenn nicht gerade Feinde, so
doch literarische Gegner, die aber nickt
im Stande waren, seinen heiteren Gleich«
muth zu stören. Uebrigens faßte er seine
Aufgabe als Ungarns Dramalurg nicht
eben leicht an. Ein glücklicher Zufall
brachte ihn mit dem begabten ungari»
schen Schriftsteller Moriz 3 u k g. c s
^Bo< X.VI, S. 134^ zusammen, der sich
des jungen Mannes auf das ernstllchste
annahm und ihn namentlich zur Erler-
nung der deutschen Sprache und zum
Studium der deutschen Literatur an«
eiferte. So geschah es. daß sich Szi«
gl iget i für sein dramatisches Amt am
Born deutscher Dichtung stärkte und in den Dramen Goethe's und Schi!»
l er's, spater in jenen Sh akespeare's
und Byron's jene Vorbilder kennen
leinte, die er zwar nie erreichte, an
denen er aber doch seine eigene Muse
schulte und begeisterte. Er hat die unga.
rische Bühne wohl mit über hundert
Stücken bereichert, von denen sich bei
seinem Ableben gegen 80 noch auf dem
Repertoire befanden. Sein hundertstes
Stück: „8tru6n36s" wurde am 27. De-
cember 1872 zum ersten Male gegeben.
Auf Seite 138 bringe ick, so weit es mir
nach den zu Gebote gestandenen Quellen
und in Ermanglung einer ungarischen
Bibliographie möglich war. eine Ueber-
sicht seiner Stücke, von denen jedock nur
ein Theil, und zwar entweder selbst«
ständig oder in dramatischen Sarnmel»
werken oder in drr Ausgabe seiner dra«
matiscken Schriften abgedruckt ist. Dic
Titel der Sammelwerke, welche Szi-
gligeti 's dramatische Arbeiten enthalt
ten, find: „äs iF l iFot i Hrsäst i
äsiuml lvsi") d. i. Szigl igeti 's
Originalstücke (Pesch 4838 u. f.); —
„^HA^ I^nä.02 8 2iQM,üt2.r", d. i.
Dramatisches Archiv, herausgegeben von
Ignaz Nagn; — „^iHA^ar ^kaäerQia.
Nrsäeti ^HtökgsjliO", d. i. Original»
Dramen der ungarischen Akademie, —
und „KsFnIi-^iburQ«, d.i. DaS Re-
guly-Aldum. über welches im Artikel
Reguly sVd. XXV, S. 437) das
Nähere steyt. Auch ist nock bei Szi-
gligeti's Lebzeiten eine Sammlung
der Theaterstücke desselben unter dem
Titel: „82iFl5F«t i 022268 L-Wiaü-
vei" in
sieben Banden erschienen. Abec
nicht blos als Dramatiker, auch als
Dramaturg war unser Dichter schrifl»
stellerisch thatig; so gab die Kisfaludy-
Gesellschaft 1874 sein Werk: „ ^ Drama.
6s vg.liaM", d. i. DaS Drama und seine
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Szedler-Taasse, Band 42
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Szedler-Taasse
- Band
- 42
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 356
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon