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Gattungen, heraus. Es ist dies ein dra«
maturgjsch.praktisckes Werk. in welchem
weniger das höhere Drama, als das
Schauspiel, das Vaudeville, die Tragi«
komödie u. s. w. ausführlich behandelt
smd. I n einem Anhange dazu befindet
sich ein werthvoller Beitrag zur Ge«
schichte der ungarischen dramatischen Li»
teratur, zum Theil aus seinen eigenen
Iugenderirmerungen. Dem reichen Vor-
rath seiner persönlichen Erinnerungen
sind auch Lebensbilder von acht der
bedeutendsten ungarischen Schauspieler
aus den Dreißiger« und Vierziger.
Jahren zu verdanken, die vorher zel>
streut gedruckt waren, dann aber ge<
sammelt unter dem Titel: „N62)26ti
L2inkä.2i kö^asg.i'Qok", d. i. Ungarische
Nationaltheater. Galerie (Pesih 4870)
spater in neuer Auflage unter dem Titel:
5^3.^2? 82W6L26K ^istrH^Äi") d. i.
Biographien ungarischer Schauspieler
(Pesth 1873. im Verlag der Franklin-
Gesellschaft. 8o.) erschienen sind. Szi>
gl iget i blieb bis an sein Lebensende
unablässig thätig und war seit 1873
Director des Nationaltheaters für die
recitirenden Vorstellungen. Noch am
Vorabend seines TodeS plante er mit
dem Charakterkomiker des National»
Theaters UjhHzy ein neueS Lustspiel.
Bis 1t Uhr Abends weilte er beim
Nachtmahl im Kreise seiner Familie, dann
begab er sich in sein Schlafgemack. Kurze
Zeit darauf ertönt aus demselben ein
jäher Aufschrei. Die erschreckte Gattin
eilt herbei und fängt einen Leichnam in
ihren Armen auf. Ein Herzschlag hatte
ihn getödtet. Cz ig l ig e t i war
64 Jahre alt geworden. Seine Bedeu«
rung für die Entwickelung der Bühne in
Ungarn ist sehr groß. Er ist ohne Ueber,
treibung der Vater der dramatischen Li-
teratur seiner Heimat. Er schrieb mi- garische Stücke, die das Leben des
Volkes, wie es in seiner poetischen
Eigenthümlichkeit nur von einem wirk.
lichen Dichter erfaßt werden kann, dra«
malisch wirksam auf die Bühne stellen.
Dramatisch wirksam, das ist das rechte
Wort für feine Stücke, denn er war bei
aller Poesie, die seinen Gestalten und
Schöpfungen innewohnt, ein hervor»
ragender Bühnentechniker, und nicht nur
der kernigen, den echten Volksgeist
widerspiegelnden Sprache seiner Buh.
nenhelden und Heldinen, nicht nur den
süßen Volksliedern, die er ihnen in den
Mund legte, sondern auch der Composi.
tion seiner Dramen und seiner trefflichen
Bühnentechnik hat er seine ungezählten
Erfolge zu verdanken. Am 29. August
1869 fand im Nationaltheater die
100. Aufführung seineS „Deserteur"
statt, welchen Anlaß das Publicum be«
nützte, dem Dichter eine Ovation dar«
zubringen, und im nämlichen Jahre be«
ging derselbe daS Fest seiner 25jährigen
Bühnenthätigkeit, welchem die Vertreter
der Literatur und Publizistik Ungarns,
wie denn auch alle Berühmtheiten des
Pesther Nationaltheaters, denen eben er
Gelegenheit zu schönen und zahlreichen
Triumphen gegeben, beiwohnten. An
Ehren und Auszeichnungen hat es dem
edlen Dichter im Leben auch nicht ge.
fehlt. Der uielen und mitunter ansehn«
lichen Preise, mit denen seine Arbeiten
gekrönt wurden, sowie seiner Aufnahme
in die ungarische Akademie haben wir
bereits gedacht. Er stand noch im Be»
ginn seiner dramatisch.literarischen Laus-
bahn, als seine Verehrer 1834 sein
Stück „Die Trauerhelden" (G^ässvi-
t62sk) drucken ließen; im nämlichen
Jahre übersandten ihm feine Gönner
in Klausenburg eine silberne Feder zum
Andenken, und <840 verehrten ihm die
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Szedler-Taasse, Band 42
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Szedler-Taasse
- Band
- 42
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 356
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon