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, Joseph 220 ) Joseph
Zähigkeit etwa nur mit der äußersten
Linken des englischen Parlaments, welcher
sie jedoch an parlamentarischem 8g.voir
faire weit nachsteht, vergleichbar, selbst
diese unberechenbare Partei nahm em<
stimmig Theil an der Ovation, welche
dem scheidenden Staatsmanne darge.
bracht wurde. Der von Iöka i einge«
brachte Antrag: „Das Haus beschließt,
daß die Verdienste des scheidenden Präsi»
denten Joseph Sz lävy . die sich der.
selbe im Dienste des HauseS und des
Vaterlandes erworben hat. im Protokoll
des Hauses mit patriotischer Anerkennung
verewigt werden sollen", wurde einstim»
mig angenommen. Albert Apponyi ,
der FĂĽhrer der vereinigten Opposition,
feierte in SzlHvy den beredten Anwalt
der ungarischen Interessen in der ge-
meinsamen Regierung. Er und I6ka i
stimmten darin ĂĽberein, daĂź der Posten
eines Reichsfinanzministers nunmehr,
nacbdem ein Ungar ihn einnehme, zu
einem politisch bedeutenden geworden
sei, Sz lavy selbst betonte in seiner
Abschiedsrede, daĂź er auch in Wien nicht
aufhören werde, ein treuer Sohn Ungarns
zu sein. Die ungarischen Blätter, der
„Pesther Lloyd" an der Spitze, besprachen
die Ernennung und die Person Szlävy's
in wärmster und höchst sympathischer
Weise; und daS ebenso unbefangene als
rücksichtslose „Neue Wiener Tagblatt"
that den Ausspruch: „Die Abschieds-
scenen im Parlament beweisen, daĂź Un>
gärn seinen besten Mann nach Wien ge-
schickt". Sz lävy ist ein Staatsmann
von einer Ehrenhaftigkeit des Charak«
ters wie sie heutzutage kaum noch in der
Wirklichkeit vorkommt. Wissenschaftlich
durchgebildet, steht er mit seiner viel»
fettigen Velesenheit auf dem Niveau
moderner europäischer Bildung. Er ist
Vollblutmagyar, aberdabei ein politischer consequenter Denker. Er ist ein eminent
nĂĽchterner Verstand, ein entschiedener
Charakter, ein Patriot vom reinsten Was-
ser und erkennt als solcher, daß Oester«
reich und Nngarn unzertrennlich, daĂź eine
Trennung derselben, erfolge sie auf welch
immer einem, auf friedlichem oder gewalt»
samem Wege. die Vernichtung beider,
aber vorerst die Vernichtung Ungarns
sei. Seinem äußeren Wesen nach bezeich,
net ihn ein politischer Essayist als cinen
Mann, gewohnt, kurz aber mit Verstand
zu sprechen, mehr zu denken und. wo es
sein muĂź. energisch zu handeln; kritisiren
ist ihm lieber als schmeicheln. Sz lHvy
ist seit 2 l . October 1869 Commandeur
des St. Stephan», seit 2. Juli 1873
GroĂźkreuz deS Leopold-OrdenS.
I l l us t r i r te Zei tung (Leipzig, I . I . Weber
kl. Fol.) I.X. Bd. (1873). S. 3. 6 und 8.
— Dieselbe. I.XXIV. Bd. (l880), S. 378.
— Ueber Land und Meer (Stuttgart,
Hallberger. Fol.) XXIX. Bd. (l873). S. 357
und 370, — Allgemeine Z ei tung (Augs>
bĂĽrg. Cotta. 4<>.) l873. Nr. l6U. S. 2303-
„Pesth, 6. Juni"; - 1878, Nr. 3l, S. 446:
„Pesth, 27. Jänner"; "- Nr. 32, S. 734:
„Die panslauistischc Agitation in Ober»Un»
gärn"; - Nr. 28l, S. 4l36: „Oesterreichisch'
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Lloyd"; — Nr. 325. 24. November; —
1879. Nr. 325. S. 4781: ,Pesth. 18. No>
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Nr. 2974: „Der neue ungarische Minister»
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der „Kleinen Chronik": „Der ungarische Mi»
nister'Präsioent"; — 5. März 4874, Nr. 342l.-
„Pesth. 3. März (Die Ministelkrisis)". —
Der Correspondent. Organ fĂĽr Politik,
Volkswirthschaft u. s. w. (Wien, Fol.). Her.
ausgeber.- Julius Spitz. 8. December l872,
Nr. 49: „Das Ministerium Szlävy". —
Aranyos Käkay, Licht< und Schatten»
bilder zur Charakteristik deS ungarischen
Landtags (Pesth 4867, W. Lauffer. 8°.)
02imslslckel 6s tä-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Szedler-Taasse, Band 42
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Szedler-Taasse
- Band
- 42
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1880
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 356
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon