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Tamburini Tamdurini
die Einsamkeit zurückzuziehen. Aber der
Bischof von Brescia Cardinal Molino,
schon lange auf den talentvollen vielver.
sprechenden jungen Mann aufmerksam
geworden, machte allem Zwiespalt und
ollen Erwägungen desselben ein schnelles
Ende. indem er ihn zum Professor am
bischöflichen Seminar ernannte. Hier
trug Tambur ini zuerst Philosophie,
später,.als Stellvertreter Balthasar Zam«
boni's, Theologie vor und verweilte
zwölf Jahre in dieser Anstellung. Durch
eine kleinere wissenschaftliche Arbeit,
welche dem Papste C lem ens XIV. zu
Gesichte kam, wurde auch dieser auf den
Gelehrten aufmerksam, und er lud ihn
17"71 nach Rom ein, wo er ihm die
Oberleitung der Studien an dem söge-
nannten irländischen Collegium über«
trug. Daselbst entwickelte Tamburini
einen Feuereifer sonder Gleichen, er
organisirte die Schulen, errichtete eine
theologische Akademie, an welcher er
Iclbst mehrere seiner spater im Drucke
erschienenen wissenschaftlichen Arbeiten, so
«ine Analyse der Apologien des h. Iu>
siinuS, der Schriften deS OrigeneS
Hegen Celsu s u. a., vorlag, und trat in
engeren Verkehr mit Gelehrten, welche
damals in Rom lebten oder die ewige
Stadt besuchten. Als nach dem 1776
erfolgten Tode des Papstes Clemens
Plus VI. dessen Nachfolger wurde, ge«
stalteten fich die Verhältnisse des irlandi»
schen Kollegiums derart, daß Tam>
b urin i, nachdem er bereits sechs Jahre
an demselben gewirkt hatte, seine Stelle
niederlegte. Es war eben eine Zeit. in
welcher das geistige Leben in Oberitalien
einen großartigen Aufschwung nahm,
insbesondere ließ es der Gouverneur der
Lombardie, GrafFirmian, sich ange>
legen sein, an die Hochschule zu Pavia
die auserlesensten Männer zu berufen, von denen wir beispielsweise B o rsieri
^Bd. I I , S. 76), Ioh. Franck >M. IV,
S. 320). Vinc. Brunacci sBd. II ,
S. 174), Scarpa sBd. XXIX, S. 13).
Spallanzani Md. XXXVI, S. 30),
Tisfot. Volta, Zola nennen. Auch
an Tamburini erging ein gleicher
Ruf, und indem er den Antrag des
venetianischen Gesandten RenierS. als
tk60ioF0 ooQLuitOlk in die Dienste der
Republik Venedig zu treten, sowie das
Anerbieten der Minister Tanucci und
Manfredini, deren Ersterer ihm eine
Lehrkanzel in Neapel, Letzterer eine solche
in Siena offen hielt, ablehnte, folgte er
dem Rufe deS Grafen Firmian an die
Hochschule in Parma, an welcher er nun
durch achtzehn Jahre, zuerst Moral,
theologie und von 1786 ab über die
Quellen der Theologie und Kirchen-
geschichte las. Als dann auf Befehl des
Kaisers Joseph II. daS deutsch-unga«
rische Collegium von Rom nack Pavia
übersiedelte, wurde er mit der Direction
dieses Institutes betraut. Während er
aber in seinem Lehramte thätig war,
ergingen an ihn von auswärts wieder«
holt Missionen in wichtigen StaatS'
fragen, denen er sich mit Erlaubniß der
kaiserlichen Regierung auch unterzog, so
als Monsignor Scipione De Ricci die
denkwürdige Synode zu Pistoja abhielt,
dann als die Patricier der Republik Vene«
dig sich genöthigt sahen, die Gesetze auS
dem Jahre 1767 über die „todte Hand"
zurückzunehmen. In beiden Fallen wutde
ihm eine ausgezeichnete Aufnahme zu
Theil, ja die Republik bereitete ihm
einen Empfang, wie er seit Fra Paolo
Sarpi noch keinem zu Theil geworden.
Es fehlte ihm in Folge solcher Dienste
auch nicht an mannigfaltigen Ehren von
Seiten der Höfe zu Wien, Mailand,
Toscana. Venedig, und alsIo seph II.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Band 43
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Tabacchi-Terkla
- Band
- 43
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1881
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 320
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon