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Tancsics Tancsics
der Revolution nach einer solcben Ko«
ryphae politischen Wahnsinns fahndete,
ist leicht begreiflich; ober Tancsics
ergriff recdtzeitig die Flucht und hielt sich
im Lande versteckt. Durch daö Kriegs«
gericht wurde er dann zum Tode ver»
theilt, aber im Jahre 1337 amnestirt.
Für die nun folgende Zeit fehlt es uns
an zuverlässigen Nachrichten über ihn.
Bald nach seiner Amnestirung erschien sein
Roman „Fo^ckäos Z^sH, a^a?oF ä?-6N-
c5tts", d. i. Alex Bordes, der Pächter
zu Fuß (Pesth 4838. Mor. Räth. 8°).
Nun muß er neuerdings grobe Ausschrei-
tungen sich haben zu Schulden kommen
lassen, denn 4866 meldete die „Neue
Freie Presse" sNr. 560^ wörtlich: „In
einem Artikel des gestrigen „Von" wird
darauf hingewiesen, daß der unglückliche
Tancsis (sie) bereits seit neun Iah«
ren (1837 also muß er unmittelbar nach
obiger Amnestie wieder verurtheilt wor»
den sein) im Kerker schmachte und auch
in die allgemeine Amnestie von 4862
nicht einbegriffen wurde, weil er von
einem Civilgerichtshofe verurtheilt ist.
Seit fünf Jahren ist er auch erblindet
und bringt daher in doppelter Finsterniß
sein trauriges Leben zu". Diese Journal»
Erinnerung mag die Aufmerksamkeit auf
den Unglücklichen gerichtet und wohl
seine neuerliche Freilassung bewirkt haben,
denn nun trat er wieder mit einigen
grammatikalischen Arbeiten auf, wie zur
Zeit, da er das erste Mal als Schrift,
steller vor der Oeffentlichkeit erschien.
Die Titel dieser Werke sind:
^KmäTa", d. i. Handbüchlein zum unga«
rischen Sprachunterricht. Für Anfanger
(Pesth 4867, Stolp, kl. 8".); — „F^>
2.'i5?'6>snnH. H?6?'6<ö ?«/a/Ho?la", d. i.
Unsere Hauptstadt (Pesth 4867. Stolp,
8") H/ 6^ ) d. i. Ungarisch-deutsches Vo»
cabular für die erste Classe der Volks»
schulen in deutschen Gemeinden (Pesth
1868, Stolp, 8o.)' — dasselbe und
„ ^ N2.KsoAH 0SZi<2?l/ LAKMM'a") d. i.
Für die zweite Classe (ebd. 4868). Vom
Jahre 4868 an fehlen alle Nachrichten
über Tancsics. Jedenfalls gipfelt die
eigentliche Thätigkeit dieses ungarischen
Communarden in den letzten Jahren vor
der 4848er Bewegung und in ihr selbst.
Es gibt keine Farbe, die grell genug
wäre für die Schilderung seines Cha>
rakters in jener Zeit. Seine Politik
von damals bestand in nichts Weiterem
als dem hunischen Feldgesckrei: „Schlagt
die Caputröcke todt!" Caputröcke aber
nannte oder nennt man in Ungarn die
Stadter und Grundherren im Gegensatze
zu den Bauersleuten, welche man Jacken
hieß. „Es steckt ein Stück Thomas
Münzer, ein Knochen Stephan Fa»
ding e r's in diesem Anticaputrockmann",
schreibt einPublicist der Fünfziger«Iahre.
„und derselbe hatte in dem schwäbischen
oder obderennsischen Bauernkrieg trotz
seiner hochproblematischen Courage eine
wichtige Rolle gespielt". Und nachdem
er ein anwiderndes Bild dieses Nobes-
Pierre in weilfliegender Gatya, in
wallendem Hemde von zweifelhafter
Farbe entworfen, schließt er mit den
Worten: „Mä.tyä.6, bringe mir doch
frisches Wasser zum Händewaschen. denn
ich habeüberTa ncs i cS — geschrieben".
Und solche Menschen bekleideten Erzieher»
stellen in den Familien deü hohen unga-
riftden Adels!!!
Ia.F;'n.r irok.
2sel, d. i. Ungarische Schriftsteller. Samm»
lung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob
Ferenczy und Joseph Dan ie l i k (Pesth
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Band 43
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Tabacchi-Terkla
- Band
- 43
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1881
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 320
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon