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Tappeiner 69 Tapp einer
Lehrer verwendete er beträchtliche Sum
men; auf der in Marburg bestehenden
Handelsschule wurde ein Freiplatz ge<
stiftet, der Turnunterricht durch eine
dem Turnverein gewährte Unterstützung
gefördert; an den Vorstadtschulen aus
Oemeindemittein die Zahl der Unter»
richtsclaffen vermehrt; für die Heranbil«
düng der weiblichenIugend eine fünfclas'
sige Communal'Mädchenschule errichtet
und zum Bau eines selbständigen Schul«
Hauses ein Baugrund angekauft. Dabei
wendete er der von dem Marburger
Frauenverein ins Leben gerufenen Schule
für verwaiste und arme Madchen seine
volle Theilnahme zu. unterstützte die
Schüler des Marburger Staatsgymna
slums und plante die Gründung einer
Oberreal» und Bürgerschule, für welche
der Baugrund bereits käuflich erworben
war. Zur Hebung der Geselligkeit führte
er binnen Jahresfrist den Bau des
Cafinos durch, ohne das Gemeindever«
mögen auch nur um einen Kreuzer zu
belasten. Im Vertrauen auf ihn accep»
tirten Marburgs Bewohner Antheil,
scheine im Betrage von 39.000 ft., welche
im Wege der Amortisation allmalig ein»
gelöst werden. Als er die Bürgermeister«
würde antrat. betrug das Capital
des städtischen Armeninstitutes kaum
13.000 ft., unter seiner Verwaltung
wuchs dasselbe so an, daß ein für die
Zwecke der Stiftung disponibler Jahres«
betrag von 3630 st. erzielt wurde; dabei
fioffen jahrlich nahezu 4000 fi. aus der
Gemeindecafse zur Linderung des Noth»
standes verarmter Bewohner Marburgs;
auch mehrte sich trotz ungünstiger Zeit»
Verhältnisse und drückender Steuerlast
daS Stiftungsvermögen des Bürger-
spitals um fast 4000 fl. Das städtische
Armenhaus lag. als er sein Amt antrat,
im Argen: die Stadtgemeinde hatte auf geleistete Vorschüsse über l0.000 fi.
zu fordern, es fehlte an Wäsche, Bett-
zeug. Mobilien, die Lieferanten der Vic-
tualien. Arzneien u. d. m. wiesen un»
bezahlte Forderungen vor. Er aber half
allen Nebelsiänden ab. Durch strenge
Gebarung und treffliche Oekonomie er»
stärkte der Kraakenhausfond derart, daß
der größte Theil der Forderung der
Commune an dieselbe zurückgezahlt, die
Mangel der Einrichtung behoben, die
Rechnungen der Lieferanten beglichen
und die currenten IahreSauslagen, ob«
gleich sie der wachsenden Einwohnerzahl
entsprechend von 13.000 auf 20.000 fi.
gestiegen waren, vollkommen gedeckt
wurden. Auch erstanden Zubauten zu
den Wirthschaftsgebäuden. Der Fried«
Hof der Magdalenen «Vorstadt wurde
vergrößert; am 2. Jänner 1862 fand
die Eröffnung der Sparcafsa statt, die
ausschließlich sein Werk war, und deren
Vorstand er bis an sein Lebensende
blieb. Der Gesammtbetrag seiner Ge-
barung belief sich bis ein Jahr vor
seinem Tode auf mehr als eine Million
Gulden, so daß bereits ein Reservefond
von 42.000 st. erzielt war. Gleich nach
nach seinem Amtsantritte schritt er an die
Neugestaltung des VerwaltungSorga«
nismus der Commune und dann erwirkte
er für Marburg dessen eigenes Gemeinde»
statut vom 13. März 1866, durch welches
das Gemeindeamt die Autorität einer
selbständigen politischen Behörde erhielt.
Wir übergehen die stetige, wohl durch
eminente Förderung des Gemeinde»
wesenS veranlaßte Zunahme der Bevöl«
kerung, die während seiner Amtsführung
stattfand, ferner das stets wachsende
Einkommen der Stadt, das 1861
23.000 fi. betrug und 1368 auf
43.600 fi. sich belief, sowie viele andere
zweckmäßige Einrichtungen, und gedenken
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Band 43
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Tabacchi-Terkla
- Band
- 43
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1881
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 320
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon