Seite - 99 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Tabacchi-Terkla, Band 43
Bild der Seite - 99 -
Text der Seite - 99 -
Tartarotti 99 Tartarotti
sie geknüpft wurden, sich lockerten. Nicht
lange danach erhielt er von Innsbruck
aus den Antrag, den Unterricht eines
jungen Edelmanns in der Logik zu
übernehmen, indeß sagte ihm diese Stelle
bald so wenig zu, daß er sie niederlegte.
Die Berufung auf einen Lehrstuhl in
Turin lehnte er ab, nahm aber eine
Einladung deS CardinalS Passione
an, der ihm eine, ehrenvolle Stelle in
seinem Hause in Rom anbot. Während
seines Aufenthaltes daselbst gab er seine
heraus, welche so wenig nach
dem Geschmacke des CardinalS waren,
daß er aus dessen Diensten trat, Rom
verließ und sich vorderhand nach Verona
begab. Daselbst kam ihm ein Antrag
Marco FoScarini 's ^Bd. IV, S. 299)
zu. welcher das Amt eineS ?i0ou,rg.t0r
Hi 8a.n Naroo in Venedig versah. Er
arbeitete nun daselbst gemeinschaftlich mit
dem berühmten Venetianer Gelehrten,
den er auch nach Turin begleitete, als
derselbe in der Eigenschaft eineS Ge«
sandten der Republik dahin abging.
Aber auch dieses Verhältniß löste sich in
Folge einiger kritischen Arbeiten Tar»
tarot t i 's , welche die Eifersucht deS
VeneticmerS erweckt hatten. Er nahm
seine Entlassung und kehrte nach Rove«
redo zurück, von nun ab jeden weiteren
noch so ehrenvollen Antrag ablehnend,
da er bei der Empfindlichkeit der Ge«
lehrten, bei'der Beschaffenheit seiner
eigenen Gemüthsart und bei seiner Ge>
wiffmhaftigkeit, nur der Wahrheit die
Ehre zu geben, ohnehin überzeugt war.
daß kein solch eS Verhältniß von Dauer
sei. Einige um jene Zeit stattgehabten
Hexenproceffe lenkten Tartarot t i 's
Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand
hin, dem er durch seine Schrift: „Dez zu Leibe ging. Da er indeß nur die
Hexen, nicht aber auch die Zauberei und
ihre Macht, und diese letzteren, wie eS
den Anschein hat. nur aus Rücksicht auf
die Kirche nicht bekämpfte, so verwickelte
er sich diesmal durch eigene Halbheit,
eben mit Waffel , mit dem er zu Ve»
rona in freundschaftlichen Verkehr ge«
treten, in eine literarische Fehde, in
welcher er auch seine Anhänger hatte.
Aber auf die „ ^o /^ 'a a? ^on^ssso
no^tt?-no", welche er gegen Maf fe i
vom Stapel laufen ließ, blieb ihm
dieser Gelehrte die Antwort nicht schul»
dig, und zuletzt ging derselbe, wie voraus»
zusehen war. aus dem Kampfe als
Sieger hervor. Glücklicher war Tarta»
rott i mit seinen Forschungen auf dem
Gebiete der vaterländischen Kirchen«
geschichte, wofür er aber gleichfalls statt
Dankes nur Verfolgungen und Ansein»
düngen erdulden mußte. Er hatte nam«
lich die Abhandlung: „Ds o
herausgegeben, in welcher er
mehrere bis dahin als feststehende That'
fachen angesehene Punkte anfocht, so
z. B. bestritt er: daß das Bisthum
Trient schon von Hermagoras und
I o v i n , Schülern des h. Marcus,
^richtet worden sei; wies er nach: daß
der bischöfliche Sitz zu Seben in der
zweiten Hälfte deS vierten Jahrhunderts
noch gar nicht existirt, daß die Kirche
von Trient nicht unter den Patriarchen
zu Aquileja, sondern bis zum Jahre 430
unter den Metropoliten von Mailand
gestanden habe. und daß die reichen
Vermächtnisse Theodors des Großen
an die Tridentinische Kirche eine Fabel
seien. Mit diesen kühnen, aber von der
strengsten Kritik unterstützten Behaup-
tungen zog er sich den unversöhnlichen
Haß der Tridentiner zu, denn von der
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Band 43
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Tabacchi-Terkla
- Band
- 43
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1881
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 320
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon