Seite - 109 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Tabacchi-Terkla, Band 43
Bild der Seite - 109 -
Text der Seite - 109 -
Tartmi 109 Tartini
einer selbständigen größeren Dicbtuna aber
verherrlichte den Künstler der Poet Giovanni
Tag l iap ie t ra , in dem Werte „Qiusepps
Izrti l l i . Oantio^" (irisstO i85ä, tivo^r.
^VeiLL, p. 73), über welches P. A. (5urti
im Mailänder Unterdaltungsblatt „Lal'HiiiH",
1855. Nr. 1 und 2, eine ausführliche und
anerkennende Anzeige brachte. Schließlich
sei noch eines Sonettes gedacht, das der
italienische Poet Angelo Mazza: „3
1'rmo o triiio arimoiiioo äsi i'HNiui" lauf
Tartini's harmonische Einheit und Dreiheit)
gedichtet und welches in Ugoni's Essay
über Ta r t i n i mitgetheilt ist.
VI . Tartini und Sorge. Bekanntlich gilt Tar.
ti n i allgemein als der Entdecker des I'sr^o
5uouo, nämlich jenes mitklingenden tiefen
Tones, welcher sich vernehmbar macht, wenn
zwei höhere consonirenoe Töne angestrichen
werden. Diese Entdeckung machte in Italien
und später in Frankreich, wo sie von Ro<
mieu. Serre und Anderen discutirt
wurde, großes Aufsehen. Da nimmt ein
Kritiker, welcher zu Forkel's „Allgemeiner
Literatur der Musik" in der Leipziger „Musi<
kalischen Zeitung" (Breitkopf und Härtel,
4o.) 1825, Nr. 29. S. 659. „Berichtigungen
und Bemerkungen" mittheilt, für einen An-
deren die Priorität dieser Entdeckung in An«
spruch. Die betreffende Stelle des ungenann»
ten Kritikers lautet wörtlich: ,Forkel
macht zu Tart in i 's Werke „I'rättato äi
KIuLioa" eine lange Anmerkung und citirt
gleich darauf Georg AndreaS Sorge.
Schade, daß es ibm bei dieser Gelegenheit
nicht einfiel, daß dieser Letztere in seiner
„Anweisung zur Stimmung der Orgelwerte
und des Claviers" (Hamburg 4744, l!0.)
S. 40 und 4t von 1sr«o 5u,oiio spricht,
also um neun oder zehn Jahre früher als
Romieu, Serre und Tar t in i . Schade,
daß er überhaupt dieses Buch an seinem
Orte lS. Sorge (Georg Andreas). Ge>
sprach u. s. w. S. 23l) gar nicht citirt hat".
Wer Georg AndreaS Sorge gewesen, wurde
oben in Tart in i 's Lebensskizze gesagt.
Die Thatsache, daß Sorge der Entdecker
deS Isi-zo Luono ist. wird unbestritten
bleiben, aber ebenso gewiß ist auch. baß
T a r t i n i darauf ein ganzes System auf.
baute.
VI I . Zur Charakteristik Tartini's und seines
Systems. Es wurde sclwn in der Lebensskizze
bemerkt, daß unser Künstler gleich Anderen sick nicht unangefochten seines Ruhmes er»
freute. Sogar sein Spiel, über dessen Mei<
sterschaft alle Welt einig ist. wird von
Quantz. der ihn beiKinsly hörte, gerade
in jenem Punkte angegriffen, den Tar t i n i
selbst bei anderen Virtuosen über alles setzte,
nämlich im Punkle des Gefühls. „Er war",
schreibt Quantz, „in der That einer der
größten Violinspieler. Er brachte einen
schönen Ton auS dem Instrumente. Finger
und Bogen hatte er in gleicher Gewalt.
Die größten Schwierigkeiten führte er. ohne
sonderliche Mühe. sehr rein aus. Die Triller,
sogar Doppeltriller, schlug er mit allen
Fingern gleich gut. Er mischte sowohl in
geschwinden als langsamen Sätzen viele
Doppelgriffe mit unter und spielte gern in
der äußersten Höhe. Allein sein Vortrag war
nicht rührend und sein Geschmack nicht edel.
vielmehr der guten Singart ganz entgegen."
Diese letzte Behauptung ist allen anderen
Urtheilen über Tar t in i entgegen. Vielleicht
mag sie in jcner Periode des Künstlers, in
welcher Quantz denselben hörte, nicht aanz
ungerechtfertigt gewesen sein. In der Folge
aber erregte Tar t in i gerade durch sein
gefühlvolles Spiel so allgemeine Bewunde».
rung, daß von ihm in Italien sprichwörtlich
aalt: >„cr spielt nicht, sondern er singt auf
der Violine". — Der berühmte Dr. Burn ey.
auch ein Zritgenoß Ta rt i n i's, schreibt über
ihn: „Tar t in i hatte Corel l i zum Muster
der Neinheit der Harmonie und der Einfach«
heit seiner Modulationen genommen; er, ließ
ihn weit hinter sich durch die Fruchtbarkeit
und Originalität seiner Compositionen. nicht
allein in Betreff der Melodien, sondern auch
in der wahren Manier, sie als eantabilo
zu behandeln. Zu einer großen Anzahl seiner
Adagios fehlt nur ein Tert, um vortreffliche
und ergreifende Operngesänge daraus zu
machen. Seine Allegros sind zuweilen schwer
auszuführen, aber seine Passagen, die zu
gekünstelt erscheinen konnten, gab dem Küm't«
ler die genaue Kenntniß des Fingersatzes und
sein mächtiger Bogenstrich an die Hänc>".
— Am treffendsten mag wohl Ugoni den
Componisten Tar t in i beurtheilen, wenn
er über denselben schreibt: „Die Vorzüge,
welche man an seiner Musik, namentlich an
seinen Sonaten für die Violine mit ein<
facher Baßbegleitung, bewundern muß, sind
folgende: eine stets seelenvolle Melodie drückt
immer irgend eine Gemüthsstimmung auö,
von welcher der Componist wahrend seiner
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Band 43
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Tabacchi-Terkla
- Band
- 43
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1881
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 320
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon