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Tüufchinsky Tauschinsky
früher mehrmals seine Entlassung in
Aussicht gestellt habe. weil er friner agita«
torischen Thätigkeit auf social-politischem
Gebiete nicht entsagen wolle, nunmehr
deshalb seiner Stelle als Docent ent-
hoben worden sei. Und das ist auch daS
Wahrscheinliche. Dagegen verblieb er
damals noch in seiner Anstellung als
Bibliothek-AMent an der k. k. Akademie
der bildenden Künste. Ursprünglich hatte
sich Dr. Tausch insky ganz ernstlich
auf das strengwifsenschaftliche und zu«
nächst auf das historische Gebiet gewor«
fen. So erschien bereits im Jahre 4861
aus seiner Feder in den „Sihungsberich.
ten der kaiserlichen Akademie der Wissen-
schaften, philosophisch.hiftorische Classe",
„Faviana und Wien", wovon auch ein
Separatabdruck (Wien 1862) heraus
kam, und etwas später, 1863. gab er
gemeinschaftlich mit Matthias Pang erl
im fünften Bande der ersten Abtheilung
der von der kaiserlichen Akademie der
Wissenschaften edirten „^ont62 rsruru
den „Ooääx ätrad
heraus, welcher den Bericht
des sogenannten Ansbert über den Kreuz>
zug des Kaisers Friedrich I. und die
Chroniken des Domherrn VincentiuS
von Prag und des Abtes Gerhard von
Mühlhausen enthält. Mit einem Male
verließ er das historische Gebiet und
begab sich auf das philosophische — er
veröffentlichte nämlich die Broschüre:
„Vrr NrgriK. Oine philll2üphiZche Vnter-
Lnchung" (Wien 1863, Beck'sche Universi.
täts.Buchhandlung, gr. 8".) — bis er
endlich auch dieses mit dem religiösen ver-
tauschte und auf dem letzteren ebenso als
Publizist wie als werkthätiger Agitator
auftrat. Zunächst erschien seine Sckcift:
„Nie VutLchlltt der Wahrheit, der Freiheit und
der Nebe« (Wien 1869. Dirnböck. gr. 8".).
Zu gleicher Zeit aber begann er auch seine agitatorische Thätigkeit, und zwar
bei den Arbeiterclaffen, da er unter
diesen rohen und von Fanatikern leickt
lenkbaren Massen zunächst wirken konnte.
Mit einem Arbeiterführer jener Tage.
Namens Me ta l l , hielt er religiös»
philosophische Vorträge, in denen er wie
sein Genosse darauf hinwies, daß das
Volk sich des bisherigen Glaubens-
zwanges entledigen und sein Denken
und Handeln nur nach der eigenen
freien Ueberzeugung einrichten müsse.
Diese Ueberzeugung aber muß sich grün»
den auf die reine rückhaltslose unver.
fälschte Wahrheit, auf die volle politische
Freiheit und die Liebe im Sinne der
socialen Verbesserung. Sein Vorgehen
wie seine aufreizenden Vorträge wurden
wohl wiederholt behördlich geahndet und
er bald zu geringen Geld» und kurzen
Arreststrafen verurtheilt. Aber das hin-
derte ihn nicht, sein Agitationswerk um
so nachdrücklicher zu fördern, und im
April 1871 erstattete der damals in
Gratz domicilirende Dr. Tausch insky
der k. k. niederösterreichischen Statthal-
terei die Anzeige, daß er eine neue Reli»
gionssecte gegründet, daß die Freunde
und Bekenner seiner Lehre: „Die Bot'
schaft der Wahrheit, der Freiheit, der
Liebe" in Wien und Umgebung sich zu
einer vorläufig „gesetzlich nicht anerkann«
ten" Religionsgesellschaft vereinigt und
zu ihrem Vorsteher den in Fünfhaus
wohnenden Weber Cajetan Schadle
bestallt hätten. I n Kürze theilen wir
hier, um T ausch ins'ky's Standpunkt
klar zu legen, die Lehren seiner „Bot»
schaft" nach ihrm sechs Hauptpunkten
mit. Diese sind: l. Wir erkennen die
Welt als e,ine in Raum und Zeit unend«
liche Einheit, deren schöpferische Energie
wir mit dem Namen Weltgeist bezeichnen.
2. Wir erkennen, daß die Menschheit
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Band 43
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Tabacchi-Terkla
- Band
- 43
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1881
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 320
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon