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Taufen«« 149 Tausenau
sammlungen, und der seines Hauptes
beraubte Verein begann alle Bedeutung
zu verlieren, bis mehrere Mitglieder
desselben am 46. Mai zum demokrati«
schen Club sich constituirten, welchem
dann nicht wenige radicale Arbeiter«
vereine beitraten, worauf Anfangs Sep.
tember Taufen au sich wieder in den
Clubsitzungen zeigte. Und mit seinem
Wiedererscheinen begann die demokra»
tische Partei sich zu consolidiren'. er
wurde das Haupt und der Leiter der«
selben. Mit rastlosem Eifer arbeitete er
bei Tag und Nacht an allen Orten. In«
dessen zeigte eine Gewitterschwüle in der
politischen Atmosphäre, daß von der
Partei der Ordnung — man nannte sie
die reactionare — eine Katastrophe vor»
bereitet werde. Um diesem Anschlage
nicht ungerüstet gegenüber zu stehen,
suchte er für den Fall eines eintretenden
Kampfes ein gemeinschaftliches Zusam«
menwirken der Volkspartei anzubahnen.
Zu diesem Ende zog er mehrere intelli»
gente oder doch entschlossene Parteiführer
aus dem demokratischen Club und den
Arbeitervereinen, sowie einige andere ent»
schiedene, ihm besonders brauchbar schei«
nende Manner an sich und bildete mit
denselben gegen Ende September einen
geheimen Club, welcher in der inneren
Stadt, im Gasthause „zur Ente", seine
täglichen Zusammenkünfte hielt und nach
dem Ausbruche der October»Revolution
unter dem Namen „Centra lcomi tö
der radicalen Vereine" in die
Oeffentlichkeit trat, DieseS ComitH von
ungefähr zwölf Personen, unter welchen
sich außer dem Vorsitzenden Tausenau
aucb Becher. ChaizeS und Fenne-
berg befanden, berieth über Dasjenige,
was im Falle einer Revolution und nach
derselben zu unternehmen sei. So ernst«
lich und große Besorgniß erregend dieses Vorgehen auch war, so fehlte es doch
nicht an komischen Intermezzos, welche
Tausenau herbeiführte. Als z. B. der
conftitutionelle Verein als Gegengewicht
aller radicalen Vereine sich zu bilden
begann und dabei, um nur eine große
Zahl von Mitgliedern aufzuweisen, mit
der Aufnahme solcher sonder Wahl vor«
ging, forderte Tausenau sämmtliche
Parteigenossen auf, sich gleichfalls in
den gegnerischen Verein eintragen zu
lassen, oeffen Einheit denn auch durch
Befolgung dieses Rathes zerstört wurde,,
so daß man es nicht wagte, auch nur
eine einzige Generalversammlung einzu-
berufen, weil man befürchten mußte, daß
in derselben alle radicalen Wortführer
Wiens als Redner auftreten möchten. So
paralysicte Tausenau durcb seine List
die Wirksamkeit dieses Vereins, welcher
an 20.000 Mitglieder gezählt haben soll.
So viel von der Thätigkeit unseres Agi«
tators in den Vereinen. Unter den Iour>
nalisten des 48er Jahres besaß derselbe
bald nicht minder maßgebenden Einfluß.
DieS zeigte sich besonders deutlich, als
am 26. September die Reichstagsreporter
strikten. Dieselben hatten bis dahin im
Reichstagssaale ungestört mit den Ab.
geordneten verkehrt, und diesen gegen,
über, durch die Räumlichkeit begünstigt,
sich Freiheiten herausgenommen, welche
auf daS parlamentarische Vorgehen im
Saale einen ungebührlichen Einfluß aus«
übten. Dem wurde auf Verlangen der
Abgeordneten durch Abschließung jener
Raume gesteuert, durch welche beide
Theilevorher zusammengekommen waren.
Als sich nun die Reporters plötzlich in
diese selbstverständliche, ihnen aber un-
angenehme Situation versetzt sahen,
packten sie in der Sitzung vom 26. Sep.
tember in gerauschvoller Weise ihr
Handwerkszeug zusammen und verließen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Band 43
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Tabacchi-Terkla
- Band
- 43
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1881
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 320
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon