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Tedeschi, Prosper 179 Tedeschi) Prosper
rend die Untersuchung im Zuge war, und
mehr noch durch den Umstand, daß man
von der Theilnahme des sardinischen
Gesandten Grafen Sa in t Thomas
an dem schändlichen Handel Kenntniß
bekam, sah sie alle Maßnahmen vereitelt,
welche vielleicht zur Umstimmung des
Kaisers geführt hätten. Dabei hatte der
Prinz, von dem Augenblicke an, als er
dem Kaiser seine Beschwerde vorgebracht,
sein eigenes Verhalten den Verhältnissen
gemäß geregelt; er enthielt sich der Be
sorgung jedes Staatsgeschäftes; der
Conferenzrath hörte auf sich zu versam
meln. denn Eugen als dessen Präsident
berief ihn nicht mehr zu den gewöhn
lichen Sitzungen, und Niemand hatte es
gewagt, dieö anstatt des Prinzen zu
thun. Ebenso gerieth beim Hofkriegsrath
Alles ins Stocken, und so zeigte es sich
mit jedem Tage dringender, die Ange»
legenheit, welche so tief in das Getriebe
der Staatsmaschine eingriff, zu been«
digen. Demnach wurde die Untersuchung
gegen Tedeschi und Nimptsch mit
allem Eifer fortgefetzt. Dem Grafen
Nimptsch ward, während er im Ge>
fängniffe saß, auf Befehl deS Kaisers
der Kammerherrnschlüfsel abgefordert.
Unter den Habseligkeiten Tedeschi'S,
der bei dem sogenannten Rumorhaupt»
mann am Peilerthore in Haft saß, fand
man einen Koffer mit doppeltem Boden,
der alle Papiere enthielt, welche über
die Pläne beider Verhafteten und über
ihre bisherigen Unternehmungen Auf-
schluß gaben. Gegen Ende September
1719 war Prinz Eugen davon in
Kenntniß geseht, waS man wider ihn
geplant hatte. Zwei Monate später, am
21. November, wurde ihm der Bericht
mitgetheilt, welchen die Commission über
das Ergebniß ihrer Untersuchung er-
stattete. Ueber Tedeschi hieß es darin: Er habe sich betrügerischer Weise für einen
Grafen des heiligen römischen ReicheS
und mittels der gefälschten Abschrift
eines Diploms als Reichshofrath auS<
gegeben. Er habe an eine fremde Re>
gierung die beleidigendsten Dinge über
den Wiener Hof und das kaiserliche Mi-
nisterium geschrieben, unwahre und von
ihm selbst erfundene Reden dem Kaiser
und dem Minister in den Mund gelegt,
alles in der Absicht, einen Betrug zu
verüben und sich dadurch eine betracht«
liche Geldsumme zu erwerben. Andern
zur Abschreckung und ihm selbst zur ge«
rechten Strafe wurde er dafür verur»
theilt, auf einem öffentlichen Platz, dem
neuen Markt, zwei Stunden lang an
den Pranger gestellt, dann mit dreißig
Ruthenstreichen von der Hand des Hen-
kerS ausgepeitscht und hierauf aus allen
Staaten des Kaisers verbannt zu werden.
Milder lautete das üder den Grafen
Nimptsch gefällte Urtheil. Er wurde
zur Entsetzung seiner Stellen eines kaiser-
lichen Kämmerers und Hofrathes, zu
zweijähriger FeftungSftrase und zu ewiger
Verbannung von Wien und von all den
Orten, an welchen daS kaiserliche Hof»
lager sich eben befinden könnte, verur-
theilt. Außerdem habe er in eigenem
Schreiben den Prinzen Eugen und den
Grafen Al th a nn wegen der wider sie
vorgebrachten Verleumdungen um Ver-
zeihung zu bitten. Obwohl nun Graf
Al thann nichts unterließ, die Voll-
streckung des wider Nimptsch gefällten
Urtheils zu hintertreiben, woraus man
schließen wollte, daß des Schwagers
Umtriebe gegen ihn eben von keiner Be»
deurung gewesen, so konnte er doch
nichts bei dem Kaiser erreichen, welcher
nur bemüht war, die bittere Pille da»
durch zu versüßen, daß er den in einer
Vorstadt Wiens gelegenen Garten des
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Band 43
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Tabacchi-Terkla
- Band
- 43
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1881
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 320
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon