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Tegetthoff, Wilhelm 189 Eegetthoff, Wilhelm
sich der Vater, welcher den Grundsatz
verfolgte, seinen Kindern in der Wahl
ihres NerufeS nicht entgegenzutreten,
für die Aufnahme seines Sohnes in die
See' Cadetenschule zu Venedig die
nöthigen Sckritte zu thun, und da er
StabSofficier war, so stand denselben
auch nichts entgegen. Im Jahre 1340
kam Wi lhe lm in jene Anstalt. AuS der
Zeit seines Aufenthaltes daselbst sind
einige sehr charakteristische Züge von ihm j
bekannt, welche bereits im Jünglinge'
den energischen, geistesgegenwärtigen,
thatentschloffenen Mann, als welcher er
sich spater in allen Lebenslagen be<
währte, ahnen ließen. Nach vierjahri«
gem Verweilen in der Anstalt betrat
er am 23. Juli 1843 zum ersten Male
das Verdeck im praktischen Dienst, und
zwar als effectiver Marinecadet, in
welcher Eigenschaft er auf dem Schiffe
.MontecuccuN" und dann auf der
,Adria" eingeschifft wurde, Am Bord
der letzteren betheiligte er sich 1847 an
den Kreuzungen im Adriatischen Meere
und im Archipel. Am 27. Jänner 1848
wurde er Fregatten - Fähnrich . am
18. April d. I . Linienschiffs. Fähnrich
und verbrachte die Revolutions« und
Kriegsperiode im Dienst auf mehreren
Kriegsschiffen. Im Februar 1849 ver.
sah er den Adjutantenposten bei dem
damaligen Marine «Obercommandanten
Feldmarschall.Lieutenant von Mar t i n i
M . XVI I , S. 2H, welcher ihn auch
nach Ernennung zum k. k. Gesandten in
Neapel dahin mitnahm. Im Sommer
d. I . wurde er aus der beim Blokade«
Geschwader vor Venedig eingetheilten
,Adria" eingeschifft; nach der Capitu«
lation dieser Stadt segelte er als erster
Lieutenant des Dampfers „Maria Anna"
mit demselben in die Levante. Am
4. Juni 1831 zum Fregatten», am 4. November 1832 zum Linienschiffs-
Lieutenant befördert, that er auf ver-
schiedenen Schiffen Dienst als erster
Lieutenant und Wachofficier. I n der
Zeit von 1834 bis 1837 commandirte
er zunächst die , Elisabeth", dann den
„TauruS". Ein Vorfall auS der Zeit
seines Commandob über letzteres Schiff
darf der Vergessenheit nicht anheim
fallen. Es war Ende September 1833,
als der damals 28jährige SchiffSlieute«
nant mit seinem Dampfer nach Syra
segelte, wo der englische Vice «Admiral
Sir Houston Stewart mit dem
Linienschiff,Hannibal" vor Anker lag.
Als nun sehr früh Morgens der »Tau-
ruS' einlief, unterließ daS englische
Schiff — wie es später sich herausstellte,
nicht auS Absicht, sondern durch den
Nebel, der über der See lag. an der
freien Aussicht gehindert — die in der
Kriegsmarine gebräuchlichen Ehrende»
zeigungen. Da sandte Tegetthoff
sofort nach der Landung an den Admiral
folgendes Schreiben: «Herr Admiral!
Bei meiner heut Morgens in diesem
Hafen erfolgten Ankunft bin ich mit dem
Dampfer, welchen ich zu befehligen die
Ehre habe, an der Escadre Ihrer groß-
britannischen Majestät auf einen halben
Kabel Entfernung vorüber gefahren und
habe in gleichem Abstand vor derselben
Anker werfen lassen. Von Seite der Es«
cadre. welche Sie, Herr Admiral, com-
mandiren, wurden zwei Höflichkeitsacte
unterlassen, welche bei allen Nationen
gebräuchlich sind. nämlich: die Escadre
Ihrer gcoßbritannischen Majestät ver-
nachlässigte bei Ankunft Seiner k. k. Ma-
jestät Schiffes ,Taurus" ihre Flagge zu
hissen und wie üblich ein Boot zur Be»
grüßung des Commandanten dieses
Kriegsschiffes zu entsenden. Ich erackte
eS als meine Pflicht, Ihnen, Herr Ad.
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Band 43
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Tabacchi-Terkla
- Band
- 43
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1881
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 320
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon