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Tegetthoff, Wilhelm 198 Tegetthoff) Wilhelm
Eugen, in carikirter Zeichnung. Diese
Charge brachte der „Kikeriki", 1871, Nr. 16.)
I I I . Tegetthoss'5 Leichenfeier. Auf die erschüt,
ternde Kunde von Tegetthoff 's Ableben
erließ Se. Majestät der Kaiser einen aus
Meran. 7. April 187l datirten Flottenbefehl
in dessen Schluß es heißt: „Ich befehle, daß
Meine Marine auf allen ausgerüsteten Kriegs
schiffen und in allen Marinestationen einen
feierlichen Trauergottesdienst mit Abgabe der
gebührenden Trauer, und Grabessalven ab>
zuhalten und die ausgerüsteten Schiffe durch
vierzehn Tage auf der am Topp gehißten
Flagge den Flor zu tragen haben". Den
Hinterbliebenen wurde durch Sr. Majestät
ersten Generaladjutanten das innigste Bei»
leid Sr. Majestät des Kaisers und Ihrer
Majestät der Kaiserin über den unersetzlichen
Verlust bekannt gegeben, den das allerhöchste
Kaiserhaus und das Vaterland erlitten hatten.
Ferner ordnete Se. Majestät an. daß der
Verewigte mit den militärischen Feierlichkeiten
für einen Ar mee«Com Mandanten (also
mit größerem Conducte, als ihm nach seinem
militärischen Range gebührte) bestattet werde
und daß die Leichenkosten auS der kai<
serlichen P r ivat sch a tul le zu bestrei»
ten seien. Auch langte später noch ein Tele<
gramm ein. worin Se. Majestät verfügte,
die Leiche Tegetthoff 's solle durch
die Burg geführt werden. Am 10. April
l8?l fand die Leichenfeier statt, zu welcher
unter Commando des Feldzeugmeisters Frei»
Herrn von Maro ic ic die sämmtlichen in
Wien garnisonirenden dienstfreien Regimen»
ter. und zwar Nr. 34. 67. 33. 19, 2l, 55,
72, 73, ein Bataillon des Regiments Nr. 2.
drei Escadronen deS 7. Huszaren« und drei
Escadronen des 3. Dragoner»Regiments, das
2. und 4. Festungsartillerie.Bataillon, zwölf
Batterien zu je acht Geschützen deS 9. und
l t . Feldartillerie'Geschützes, eine Compagnie
des nach Wien beorderten Matrosen'Corps
und die Wiener Cadetenschule ausrückten.
Der Einsegnung, welche in der Schotten»
kirche stattfand, wohnten die Erzherzoge
Albrecht. Ludwig V ictor, Kar l Fer»
din and, W i l he lm , Ernst Leopold.
Na in er. der Herzog von Modena, der
Großherzog von Toscana und in Vertretung
des Kaisers der General-Adjutant General»
Major Graf Vel legarde, ein großer Theil
des Ofsiciers« und Beamienpersonals der
k. k. Marine, an fünfzig Eapitäne und Ofsiciere des österreichischen Lloyd und De,
putationen aus Trieft. Fiume, Marburg
und die gesammte anwesende Aristokratie
Wiens, nebst einer unübersehbaren Menschen»
menge bei. Während der Leichenwagen durch
die kaiserliche Burg zog. erschienen der Erz»
herzog Franz Kar l und die Erzherzogin
Soph ie an einen? der Fenster. Den Um»
stand, daß man nach beendeter Feier den
Leichenwagen den Weg sozusagen mutter«
seelenallein mitten durch die Stadt nehmen
und die Truppen, statt daß sie der Leiche
das weitere Geleite gegeben hätten, abfallen
ließ, rügte mit gerechter Entrüstung die
„Oesterreichisch. ungarische Wehrzeitung",
1871, Nr. 43. mit den Worten: „Ein Te»
get thof f wäre dessen schon werth gewesen
und wenn schon allenfalls etwas mehr
Fatigue für die Truppen herausgekommen
wäre, man hätte denselben dafür den näch»
sten Uebungsmarsch erlassen können". Die
Leiche wurde damals auf dem Matzleins»
dorfer Friedhofe beigesetzt, aber nach Voll«
endung der Te ge tth off'schen Familien,
gruft auf dem St, Leonhardfriedhofe in
Gratz. am 30. October 1872 ungeleitet nach
dieser Stadt gebracht. Am nächsten Morgen
erfolgte die Ueberführung des Sarges —
wieder ohne jede weitere Begleitung — nach
der Barmherzigenkirche. Um vier Uhr Nach«
mittags erschien Alles, was auf Biloung
Anspruch machen konnte, und derFeldsuperior
nahm die Einsegnung der Leiche vor. Bischof
Dr. Zwerger glänzte durch seine Abwesen-
heit, auch war kein Theil der Garnison aus«
gerückt. Unter Glockengeläute aller Kirchen,
Absingung oeS Chors von Netzer „Auf»
erstehen" und den Klängen des eigens zu
diesem Anlasse von einem Gratzer compo»
nirten Tegetthoff-Marsches brachte man den
Leichnam nach dem Friedhofe, wo der Zug
bei Fackelschein eintraf. Dort wurde der
Held von Lissa neben dem Vater und dem
Bruder, die ihm im Tode vorangegangen,
beigesetzt. Die Gruft besteht aus einer Ca»
pelle; der im griechischen Styl gearbeitete
Runddogen ruht auf vier schlanken Säulen
und ist von einem weißen Marmorkreuze
gekrönt. Unterhalb der Urne, welche die
Mitte des Rundbogens einnimmt, sieht man
das Wappen der Familie, jenes siegreiche
Wappen mit den Kleeblättern. Der Sockel
trägt die Namen der drei dort Ruhenden.
Ungeachtet der feierliche Conouct des
Admirals in Wien stattgefunden hatte, war
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Band 43
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Tabacchi-Terkla
- Band
- 43
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1881
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 320
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon