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Teimer, Martin Rochus 213 Teimer, Martin NochuS
Waffenthat am 29. März 1797 enthalt
sein Freiherren-Diplom folgende Stelle:
,AlS am genannten Tage der Feind in
das Innere von Tirol eingedrungen war,
rettete Teimer ein Piquet unserer Dra
goner. indem er dem Feinde in den
Rücken fiel und als er fich auf seinen
vorigen Posten zurückziehen wollte und
von einer zwanzigmal stärkeren franzö»
fischen Abtheilung angegriffen wurde,
unterhielt er durch acht volle Stunden
ein unausgesetztes Feuer auf den Feind
und zwang ihn von seinem Angriffe ab-
zustehen, ließ die ganze Nacht hindurch,
da seine Mannschaft bis auf wenige
Köpfe (3 Mann) zusammengeschmolzen
war, durck die aus der Gegend ver«
sammelten Weider und Kinder zahlreiche
Wachtfeuer unterhalten und bewirkte
durch diese List. daß der Feind nicht vor«
rückte und unser Generalmajor 3o udon
Zeit gewann, den Landsturm zu ver-
sammeln, den Feind bei Bozen selbst
anzugreifen und bis Briren zurückzu»
schlagen". Ausführlich berichtet hierüber
Cölestin St rampfer in der in den
Quellen angeführten „Bozener Zeitung".
Im April 4799 rückte Teimer als
Hauptmann einer selbstgeworbenen frei»
willigen Soldatencompagnie der Stadt
Bozen inS Feld. Am 30. d. M., bei dem
denkwürdigen Vorrücken deS Feldmar«
schall-Lieutenants Grafen Bel legarde
in daS Engadin, stand er am Scherljoch
und erstieg bei dem Sturm auf die feind-
liche Hauptschanze dieselbe an der Spitze
seiner Compagnie, wobei er zwei Wun»
den erhielt, an welchen er zeitlebens zu
leiden hatte. Von 1802—1805 bewahrte
er sich als Hauptmami der Schlanderser
Compagnie in der neu organifirten
Tiroler Miliz. Als dann 1806 Tirol an
Baiern siel, war dieS so wenig nach dem
Sinne unseres eingefleischten Tirolers, daß er, um nicht unter dem Feinde zu
dienen, lieber die Heimat verließ und
inS Nachbarland übersiedelte, wo er als
Oekonom und Tabakverleger in Klagen«
fürt lebte. Da kam das Jahr 4809, in
welchem der Riesenkampf aufs neue be»
gann. Im Februar ging Teimer mit
dem Auftrage nach Tirol, die ganze für
den Aufstand zu elek.trisirende Kette zu be«
reisen. Unter der Maske eines unzufrie»
denen Oesterreichers wußte er die Wach«
samkeit der bairischen Behörden einzu-
schläfern und die Erwartungen, die man
an sein Wirken knüpfte, vollkommen zu
erfüllen. Nun, da er seine Aufgabe in
so befriedigender Weise gelöst hatte,
kehrte er nach Oesterreich zurück, aber
kurz vor Ausdruck deS Krieges mußte er
wieder nach Tirol, um bei Ausführung
des von dem Freiherrn von Hormayr
zur allgemeinen Schilderhebung entwor«
fenen Planes auf das thätigste mitzu«
wirken. Einige Tage hielt er sich beim
Sandwirth verborgen, erließ dann mit
diesem gemeinschaftlich aus Paffeier am
9. April 1809 die bekannte offene Ordre
und eilte darauf nach dem Oberinnthale,
um den Landsturm zu den Waffen aufzu»
fordern. Von den Höttinger Höhen
herab eröffnete er am 12. durch ein leb-
Haftes Feuer den Angriff gegen die in
Innsbruck bereits von allen Seiten ein»
geschlossenen unter General Kinkel's
Befehl stehenden bayrischen Truppen. Die
Bauernherrschaft aber hatte begonnen.
Teimer, der bisher unter der Decke ge>
spielt, wollte nun öffentlich auftreten und
seine Sendung durch ein österreichisches
Amtsfiegel und spater durch eine erborgte
österreichische OfficierSuniform legiti»
mircn. Allein er fand bei dem Landvolke,
welches ihn — der so lange außer
Landes gewesen — nicht kannte, so
wenig Glauben und Vertrauen, daß er,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Band 43
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Tabacchi-Terkla
- Band
- 43
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1881
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 320
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon