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Teiiner, Martin Rochus 216 Teimer, Martin Rochus
zahl der feindlichen Cavallerie, welch?
lhm den Rückzug, den er eben antrat,
wenn nickt gar verlegen, so doch wesent«
lich erschweren konnte. Auf diesem zweiten
Streifzuge verschaffte er sich auch Bau»
Materialien und Arbeitsleute zur Her«
stellung der von den Bayern zerstörten
Festung Scharnitz. — Am 19. Juli
endlich, an welchem Tage der Waffen»
stillstand noch nicht officiell verkündet
war, unternahm er mit freiwilligen
Schützencompagnien, mit einer Corn-
vagnie kaiserlicher Salzburger Jäger,
einem Zuge Hohenzollern-Chevauxlegers
und einer Kanone einen dritten Streif»
zug nach Hähern, den er bis Murnau
ausdehnte. I n der Nähe dieses Ortes
kam es zu einem vierstündigen Kampfe,
in Folge dessen die Bayern unter großem
Verluste zum Rückzüge gezwungen wur-
den. In Murnau erbeutete Teimer
ein sehr ansehnliches Magazin, welches,
da in dem von den Bayern und Fran»
zosen völlig ausgesogenen Tirol sich
mcr:s beschaffen ließ, für die Verpflegung
seiner Truppen von höchster Wichtigkeil
war. Durch den mittlerweile allgemein
veröffentlichten Waffenstillstand sah sich
auch unser Tiroler, der als Defensions»
Obercommandant im Norden des Landes
stand, genöthigt, seine Unternehmungen
einzustellen und tracratmäßig Frieden
zu halten. Nun waren aber die letzt»
angeführten Streifzüge des kühnen Par«
teigängers, obwohl sie nur dem Lande
Tirol zugute kamen, nichts weniger als
nach dem Geschmacke der landschaft»
lichen Schutzdeputation, die darin nur
eine Reizung des Feindes zur Revanche
gewahrte, welcher auch wirklich durch
seine Einfälle in Scharnitz, Seefeld und
in anderen Ortschaften, die er plünderte
und niederbrannte, Revanche zu nehmen
sucbte. Hatte die Deputation docb ganz vergessen, wie haarsträubend die ins
Land eingebrochenen Bayern gewirth-
schaftet und wie die Bedürfnisse der
kaiserlichen Truppen nur durch Teim er's
Vorgehen gedeckt werden konnten. Dieser
war auch von solcher Mißbilligung im
eigenen Lande, dem er in bedrängtester
Zeit die wichtigsten Dienste geleistet hatte,
nichts weniger als erbaut' Ende Juli
zog er mit den kaiserlichen Trupven aus
dem Lande und enthielt sich von da ab
der Theilnahme an allen ferneren tiroli»
schen Ereignissen. Ein kaiserliches Ge>
screnk von 100.000 fl. verwendete er
zum Ankauf der Herrschaft Herbersdorf
bei Wildon in Steiermark. Diesen scdönen
Besitz, früher Eigenthum der Jesuiten und
nach Aufhebung des Ordens derselben
dem Religionsfonde zugefallen, erwarb
er am l3. October 1812. Nach dem
Wiener Frieden zog er sich dahin zurück,
um sich ganz der Landwirthschaft zu
widmen. In Steiermark vermalte stch
Teimer zum zweiten Male, mit Rosa
vonPicdler. Von den tirolischen und
steierischen Ständen wurde er in ihre
Matrikel aufgenommen, im Jahre 1833
mit der Feste und den Rechten und
Gerechtigkeiten von Hocheppan — der
altberühmten Welfenburg — vom Kai«
ser belehnt. Er hinterließ keine Söhne,
dagegen vier Töchter, denen unterm
7. Mai 1841 die Feste Hocheppnn mit
den nämlichen Rechten, wie sie ihr Vater,
genossen, wieder verliehen ward. Major
Teimer war seinem ganzen Wesen nach
ein Original. Ohne je eine Wachtparade
durch seine Gegenwart beglückt zu haben,
war er. ohne die gewöhnlichen Rang»
stufen durchzumachen, nachdem er, durch
die Situation sozusagen dazu genöthigt,
sick selbst zum StabSofsicier decretirt
hatte, in Anerkennung seiner immerhin
großartigen That von Sr. Majestät auch
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Band 43
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Tabacchi-Terkla
- Band
- 43
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1881
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 320
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon