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Teleki (Genealogie) 232 Teleki (Genealogie)
hervorgethan, so drängt sich uns zunächst
der Umstand als besonders auffallend auf.
daĂź die zahlreiche Familie Teleki nur einen
Würdenträger der katholischen K i rche ,
den Erlauer Bischof Stephan, aufzu»
weisen hat, obgleich der ältere Zweig des
ersten (Mi ch ae l'schen) Hauptstammes ka»
tholisch ist. Der jĂĽngere Zweig desselben,
wie der ganze dritte (Alerand e r'sche)
Hauptstamm mit allen seinen Nebenzweigen
bekennt sich aber zur reformirten KĂĽche.
Auch im Diensie der Waf fen gewahren
wir verhältnißmäßig wenig Träger dieses
Namens, indeĂź von diesen wenigen find die
meisten auf dem Felde der Ehre geblieben,
so Graf Joseph, der 1809 bei Asvern siel,
Graf Ladislaus, welcher im October 1793
am Rhein sein Heldenleben aushauchte, und
Graf Michael, der eigentliche BegrĂĽnder
deö Glanzes dieses Hauses, der 1690 im
Kampfe gegen den Erbfeind der Christen«
heit, die TĂĽrken, bei Kronstadt seinen Geist
aufgab. Dagegen im Rathe der Krone,
vornehmlich aber auf dem Felde der
Wissenschaft strahlt dieser Name in un.
vergleichlichen Ehren und — wir müssen es
offen bekennen — es stedt ihm nur eine
zweite Familie des Landes — nämlich die Sz 6<
chenyi — in dieser Richtung ebenbürtig
zur Seite. Im Rathe der Krone spielt Graf
Michael (II.) in der Geschichte Ungarns
die hervorragendste Rolle; ihm zunächst
reihen sich der eine und der andere Joseph
Graf Teleki sS. 247 und 249) an. Name
an Name ist zu verzeichnen, wenn wir die
Förderer und Mäcene der Wissenschaft
unter den Teleki nennen wollen, so Graf
Adam, der Uebersetzer des „Cid" von Cor-
nei l le, Graf Alexander, der Wieder»
Hersteller des reformirten CollegiumS von
Nagy'Enyed, Graf Dominik, der Mine,
ralog. und sein Vetter gleichen Namens,
der Nationalökonom und Historiker, die
Grafen Franz der Aeltere und der JĂĽngere,
beide Poeten, Graf Ladislaus vom dritten
(dem A l e xa nd er'schen) Hauptstamme, der
moralische Srifter der ungarischen Akademie
der Wissenschaften und Förderer der unga«
rischen Sprache, die bis dahin in wissen«
schaftlichen und höheren Gesellschaftskreisen
kaum WĂĽrdigung fand. und dann sein gleich,
namiger Sohn Ladislaus auS zweiter
Ehe. der ein revolutionärer Publicist ersten
Ranges, aber lange nickt ein politischer Mär»
tyrer war, wozu er durch der. Chauvinismus seiner Partei anläßlich seinrs Selbstmordes ge?
stempelt wurde, obgleich es
stch dmck den Eec<
tionsbefund herausstellte, daĂź der Selbstmord
zunächst durch schweres körperliches Leiden,
wozu sich schwerwiegende Umstände anderer
Art gesellten, veranlaĂźt worden war. End-
lich, alle ĂĽberstrahlend, ist noch der berĂĽhmte
BĂĽcherfreund und Sammler Graf Samuel
da, der seine durch ein halbes Jahrhundert
sorgfältig gesammelten Bücker der Stadt
MaroS-Väsärhely zum Geschenke machte, deren
Schatz und Zierde sie zur Stunde noch bilden.
— Die ausgeprägte Liebe zum Va»
ter lande, welche diesem Geschlechte eigen
ist, stellte mehr als eines seiner Mitglieder
in Opposition zur Regierung, und wir finden
bei der verbrecherischen Erhebung des Jahres
1848 Frauen und Männer dieses Geschlechtes
unter den erbittertsten Rebellen, so nicht
nur oberwähnlen Grafen Lad is laus, son»
dern auch den Grafen Alexander, Bem's
Galopin und Promantmeister, den Grafen
Qskar und die Gräsin Vlanca. welche
ihr revolutionäres publicistisches Treiben
durch mehrjährigen Kerker büßte. — Die
verwandtschaftlichen Beziehungen des Hauses
Teleki sind, sowohl was di>,' Heiraten der
Töchter, als die Frauen betrifft, welche durch
die Heiraten der Söhne ins Haus gelangten,
die edelsten und vornehmsten, wir finden
hier die ersten Namen des ungarischen
Adels, wie die Bl lnf fy. Beth len. Bor«
nemisza, Eötuös, Hal ler , Ios ika,
Kemsny. K endeffy, Korn is . Lllzär.
Msszäros. Nälaczy. Näday, Se>
rsny i , Vay. Zejk u. a.; aber auch der
deutsche Adel ist durch mächtige Namen ver»
treten, wie: Degen feld<Schonbura,
Hatzfelo, Walde ct. SolmS «Ba ruth
u. a.; nur eine der Veredlung des Geschlechts
abträgliche Erscheinung stellt sich auch in
dieser Familie auffällig dar, nämlich die
Heiraten unter den Familiengliedern, deren
unsere Stammtafeln nicht weniger als zehn
ausweisen. Eine Zierde dieses Geschlechtes
aber bilden die Frauen desselben, deren
medrcre besonders bemerkenswerth sind, so die
Gräfin Gmma, die Gemalin des franzö-
sischen Schriftstellers Grafen De Gerando;
Gräsin Jane, die. eine geborene Engländerin,
den Byron ins Ungarische übersetzte; Gräfin
Johanna, die Freundin des Crzbischofs
Pyrker, die Schutzfrau ungarischer Dichter
und Schriftsteller; eine zweite Gräsin Jo-
hanna, die mĂĽtterliche BeschĂĽtzerin armer
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Band 43
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Tabacchi-Terkla
- Band
- 43
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1881
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 320
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon