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Ladislaus 264 i^ Ladislaus
besuchen, zerschlug er unter dem stets
wiederholten Ausruf.' „Ich bin desperat!"
Spiegel und Möbel seines Zimmers.
Diele Unbandigkeit blieb auch nock dem
Manne eigen, der, als die Marzbewe»
gung ausbrach, mit den Worten : „Wenn
die Revolution losgeht, so soll das Zer-
störungslverk bei mir zuerst beginnen" in
seinem Zimmer alle Möbel zertrümmerte.
Es werden diese beglaubigten Züge hier
nur deshalb angeführt, um aus des
Grafen Gemüthsart zum Theil die Kata»
sirophe zu erklären, die seine Freunde zu
einem politischen Martyrium aufgebauscht
haben. Nach Beendigung der Vorberei-
tungSstudien widmete fich Ladis laus
der Jurisprudenz, zuerst an der Pesther
Universität, später in SäroS - Patak,
schließlich in Berlin. Erst 26 Jahre alt.
hatte er sich doch schon so bemerkbar ge-
macht, daß ihn die ungarische Akademie
zu ihrem Mitgliede, der Fogaraser Di-
strict zu seinem Vertreter im Sieben»
bürger Landtag erwählte. Die erstere
Auszeichnung mochte denn dock wohl
mehr ein seinem berühmten Stiefbruder,
dem Grafen Joseph Teleki gemachtes
Zugeständniß. als die Folge eigener
Verdienstlichkeit gewesen sein, da ja zu
jener Zeit (1337) der Graf doch unmög.
lich schon so Hervorragendes geleistet
hüben konnte, daß seine Aufnahme in
einen solchen Gelehrtenkörper in vollem
Maße sick hätte rechtfertigen laffen. Im
Siebenbürgen Landtage der Jahre 1839
und 1842 saß der Graf wieder als De«
putirter desselben Bezirkes. Um diese
Zeit, 1841,-betrat er auch das poetische
Gebiet mit einem der römischen Ge»
schichte entlehnten Stoff, mit seinem
Drama: „Nrr Günötling" (I^e^enox),
welches öfter auf der ungarischen Bühne
zur Aufführung gelangte. Doch war es
uicht das Gebiet der Dichtung, auf welchem er sick einen Namen machte,
sondern vielmehr jenes der Politik. Auf
letzterem spielte er seit seinem 1843 er»
folgten Eintritte in die Magnatenkammer
eine hervorragende Rolle. Auf dem
Landtage jenes Jahres schloß er sich be^
reits entschieden der damals gezahlt nur
geringen, übergewogen bereits wichtigen
und bedeutenden Opposition an, zu
welcher Karl Graf Anorässy, Joseph
Baron Eotuös. die Grafen Michael
und' Kasimir Tszterh äzy. Joseph
Graf Pä l f f y . B^'a Baron Wenck-
heim. Karl Graf Zay: Otto Graf
Zichy u.A. gehörten. Schon damals
schrieb Albert Hugo in seinem „Croquis
aus Ungarn" über Teleki : „ In dem
Kreise ausgezeichneter Männer wird man
selten einer Individualität begegnen, die
zwei so entgegengesetzte Typen in ihrer
psychologischen Analyse aufweisen könnte
als Graf Ladislauö Te le ki. Außer dem
Saale der Magnaten werden Sie nicht
in ihm den Mann erkennen, für den er im
Lande gilt' geschaftsvolle Unentschlossen»
heit. Schwanken, Zaudern, fast jungfräu«
liche Schüchternheit lassen ihn apathisch
und blasirt erscheinen; und doch spielt er
in der ungarischen Pairükammer eine der
schönsten, humansten, brillantesten Rollen',
er ist eine der stärksten Oppositions-Ka-
ryatiden; er hat sich in Ungarn und Sie»
benbürgen größte Reputation erworben
durch herrliche intellectuelle Fähigkeiten,
Kühnheit und Patriotismus. Welche
Wandlung im Parlament! Der Childe«
HaraldiSm schwindet, die spaSmatifchen
Züge sind vergessen, man hört einen
Redner voll übersprudelnden Geistes,
der zumeist jene Manier Shakespea«
risch kurzer, bündiger, durchhauendec
Phrasen wählt, dessen Logik, Kühnheit
und Scharfe der Dialektik verblüfft.
Sein Herz ist von einem dicken Nerv
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Band 43
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Tabacchi-Terkla
- Band
- 43
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1881
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 320
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon