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Teleki, Ladislaus 257 Ladislaus
von Deäk wie Eötvös. Graf Ste-
phan Karo ly i wie Barköczy und
die M a j l a t h s wenigstens im Principe
übereinstimmend vertreten, gleichwie sie
die Losung aller Comitate ist, die auch in
Wien sogar sckon Beachtung findet, so
ist Graf Ladis laus vom Standpunkte
deS 20. October aus nicht unlegitimer
in seinen Anschauungen und Strebnissen
als seine Landsleute in der Heimat".
Diese gewiß nicht unberechtigte Ansicht
würde, wenn nicht ein Urtheil gegen den
Grafen vorgelegen hätte, das noch nicht
zurückgenommen oder aufgehoben war,
und wenn nicht die Londoner Banknoten«
geschichte ihn neuerdings als Mitschul»
digen dieses Hochverrätherischen Unter«
nehmens beinzichtigt hätte erscheinen
lassen, gewiß auch verdiente Würdigung
gefunden haben. Nun aber war die
österreichische Regierung officiell in
Kenntniß geseht worden von der Fabri«
kation Kossuth'scher Banknoten im
Betrage von 30 Millionen Gulden, für
deren Hälfte bereits an den Banken in
Paris und Brüssel ungarische Agitatoren
Güter verpfändet hatten, um mit diesem
Gelde die Revolution durch Waffenein»
kaufe zu orgcmisiren. Aber auch von
anderen revolutionären Versuchen der
ungarischen Emigration war das öster-
reichische Cabinet unterrichtet, und zwar
durch den Kaiser Napo leon, dem
damals eine Insurrection Ungarns sehr
ungelegen gekommen wäre, und so wurde
Teleki. als er im Jahre 1860 zum
Besuche seiner Basen E m m a und
B l a n c a heimlich nach Dresden sich
begeben hatte, nach vierwöchentlichem
Aufenthalte daselbst verhaftet. Er würde
diesem Loose wohl entgangen sein, wenn
er nicht im Vertrauen auf den Schutz
eines englischen Passes so offen mit den
in Dresden lebenden ungarischen Fami-
u. Wurzbach , bioqr. Lerikon. XI.III. fGe' lien verkehrt hätte, daß endlich die Po«
lizei auf ihn aufmerksam werden und
nach Feststellung der Identität seiner
Person zu seiner Verhaftung schreiten
mußte. Die österreichische Regierung,
davon avifirt. entsendete einen Com«
miffar, welcher den Grafen sofort nach
Wien brachte. Dies geschah im Decemb-'r
des Jahres 1860. Am 1. Jänner 186!
aber erhielt T e l e k i seine Freiheit
wieder, und zwar auf eine so außer«
ordentliche Weise, daß sie dem Gedacht»
niß der späteren Generationen auf«
bewahrt werden muß. Am 31. December
(Montag) 1860 trat Vormittags bei dem
im Landesgerichtsgebäude Verhafteten
ein höherer Beamter ein und ersuchte ihn,
sorgfältige Toilette zu machen, denn er
müsse ihn wohin begleiten. „Soll ich
etwa eine weiße Cravate umbinden?"
fragte ironisch der Graf. „Es würde
nicht schaden", erwiderte ruhig der
Beamte. Graf Teleki wurde bedenk«
lich, kleidete sich an und stieg sodann mit
seinem Begleiter in den Wagen. Er
glaubte zum Baron Vay geführt zu
werden und fragte den Beamten, als er
sah, daß man in die Burg fahre, ob
etwa die Hofkanzlei sich jetzt daselbst
befinde. Der Angeredete erklärte nichts
darüber zu wissen. Als der Graf die
Treppe hinaufstieg und die Garden ge»
wahrte, schien ihm die Sache, auffällig,
er folgte jedoch ruhig dem Beamten, bis
sie zum Vorzimmer gelangten, wo dieser
ihn einem anderen Herrn übergab. Die
Flügelthüren öffneten sich und schloffen
sich hinter ihm, und er stand vor dem
Kaiser, der von dem Felomarschall-Lieute«
nant Grafen Crennevi l le und dem
Hofkanzler Baron Vay umgeben war.
Dieser Allblick erschütterte ihn derart, daß
er einen Schritt zurückwankte. Seine
Majestät redete ihn ruhig und ernst an
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Band 43
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Tabacchi-Terkla
- Band
- 43
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1881
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 320
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon