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Tendier 278 Tenger
zahlte deren siebenundfünfzig — als er
auf den Einfall kam, mit seinen
Puppen öffentliche Schaustellungen zu
geben. Diese boten denn dem Publimm
einen ganz überraschenden Anblick dar,
als es sah: wie die Rosse von selbst liefen,
mit den Füßen den Boden stampften, mit
den Hälsen nickten, wie die Reiter salu-
tirten, auf- und abstiegen, stürzten, von
den Pferden nachgeschleift wurden, dann
wieder, wie sie, auf den Pferden stehend,
durch die Reifen sprangen, Ball warfen
und überhaupt alle üblichen Kunstreiter-
stücke ausführten. Als dann am 20. Sep-
tember 18l0 Kaiser Franz I. Eisenerz
besuchte und die von Tendler ver-
fertigten mechanischen Figuren seine Auf-
merksamkeit erregten, belohnte er den
Künstler und ertheilte ihm die Erlaubniß,
im Frühjahre 1811 in der kaiserlichen
Burg zu Wien Vorstellungen zu geben.
Nun war die Bahn. für Tendler ge-
brochen. Seine selbftbeweglichen Figuren
fanden allgemein Beifall. Während des
Congrefses 1813 erschien er mit seinen
Automaten wieder in de-r Residenz, wo er
sich vor mehreren Monarchen, so am
!9. Mai d. I . vor dem Kaiser Alexan-
der I. von Rußland, produciren dürfte.
Jetzt erst gingen seine Pläne weiter: er! 1813. S . 192; 1813, S . 236. — W i n k l e r n
(Ioh. Bapt. von). Biographische und litcra»
rische Nachrichten von den Schriftstellern und
Künstlern, welche in dem Herzogthumc Steicr-
tuark geboren sind (Gratz 1810. 8".) S. 136.
Tenger, Mariam (Romanschrift'
stellerin, geb. auf. dem elterlichen Gute ^ .
im Warasdiner Comitate Croatiens ^
am 8. December 1821). Unter diesem 'I
Pseudonym birgt sich eine Schriftstellerin, ^
deren wahren Namen .Herausgeber dieses ^
Lexikons wohl kennt, aber nicht enthüllen 5"'
darf. Die Tochter eines in Croatien ^'-
begüterten ungarischen Edelmannes, der
Vicegespan des Warasdiner Comitates >"-
war, erhielt die in Rede Stehende ihren , ^
ersten Unterricht im Ursulinerinenklöfter ^
zu Warasdin und ihre spätere Ausbildung ^
in dem durch gediegenes Erziehungssystem ^
allgemein gerühmten Pensionat der Ba- 'Z ^
ronin Dreger-Mensh engen in Wien.
Hierauf lebte sie abwechselnd in Ungarn
und Siebenbürgen bei Verwandten, in
ultramagyarischen und französischen An-
schauungen befangen, und hatte Gelegen«
heit, Charaktere aller Art ihres Volkes
zu studiren, welche uns spater in ihren
Werken in anschaulichster Treue entgegen-
treten. Ihren Vater verlor sie in früher
Jugend. Der als militärischer Schrift»
machte mit seinen Kunstsiguren Reisen ^ steller und Dichter gleich begabte Oberst
durch Deutschland und die Schweiz und! von Pannasch Md. XXI, S. 2(52^
fand mit seiner kleinen Truppe überall! mit seiner feingebildeten Gattin und
verdienten Beifall. Als er im Alter von
72 Jahren starb, setzte sein (1777 in
Vorau geb.) Sohn Johann die technische
Vervollkommnung der Automaten, sowie
die Reisen mit glücklichem Erfolge fort.
Nicht uninteressant dürfte die Mittheilung
sein, daß der historische Verein für Steier-
mark in Gratz Matthias Tendler's
Selbstbiographie in Handschrift besitzt.
Erneuerte vaterländische Blätter für
den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4".) einige hervorragende sächsische Gelehrte
übten später den ersten geistig läuternden
'Einfluß auf sie aus. Nach der ungarischen
Revolution wählte sie mit ihrer Mutter
Wien zu dauerndem Aufenthalte. Hier
lernte sie in einem österreichisch gesinnten
ungarischen Kreise hervorragende Dichter
und Künstler kennen und wurde mit
Adalbert St i f ter sBd. XXXIX, S. l3)
und dem Bildhauer Hans Gasser
M . V, S. 92^ näher befreundet. Der
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Tabacchi-Terkla, Band 43
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Tabacchi-Terkla
- Band
- 43
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1881
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 320
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon