Seite - 31 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Terlago-Thürmer, Band 44
Bild der Seite - 31 -
Text der Seite - 31 -
Samuel (I.) 31 ik) Samuel (I.)
zehn Jahren kam er nach Preßburg, wo
er unter Friedrich Wilhelm Beer ,
Thomka-Szäszky und dem berühm-
ten Matthias Bel vier Jahre studirte,
und der Sitte der ungarischen Protestan-
ten folgend, ging er 1732 ins Ausland,
um an einer deutschen Hochschule seine
wissenschaftliche Ausbildung zu vollenden.
Er wählte Jena, wo er die theologi-
schen Vorlesungen Hoffmann's, Rus'
und We ißen b o rn's besuchend, im
Jahre 1733 unter dem Pseudonym
Christian Aletophi lus das Werk:
ia?e" l<l6NÄ6 1733, 4^.) erscheinen ließ, in
welchem er genügende Proben seiner
gründlichen Kenntnisse in Kirchengeschichte
und Kirchenarchäologie, in der Patristik
und den anderen theologischen Disciplinen
gab. I n seine Heimat zurückgekehrt,
wirkte er einige Zeit an der Seite des
Superintendenten Elias Mohl in Mo-
dern in der Seelsorge. Im Jahre 1737
folgte er einem Rufe der protestantischen
Gemeinde in Tot-GrM: 1744 wurde
er Pastor der nicht lange zuvor ent-
standenen Gemeinde B6k6s-Csaba, wo
er in Folge der damals in kirchlichen
Dingen herrschenden Verwilderung stramm
die Zügel anzog und mit einer nur durch
die Verhältnisse der Zeit erklärlichen
Strenge sein Kirchenamt ausübte. Gleich
nach Antritt desselben arbeitete er für
seine Pfarrkinder eine Pastoralinstruction
aus, welche er jährlich zweimal von der
Kanzel ablas. Die Sonntagskatechisa-
tionen und öffentlichen Schulprüfungen,
welche sein Vorgänger vernachlässigt
hatte, führte er strenge und regelmäßig
durch' in der Fastenzeit hielt er wöchent-
lich die Vesperpredigten über das Leiden
Jesu oder Vorträge über daS Leben und die Lehre Martin Luther's, und that
überhaupt Alles, um die stark im Argen
liegende Kirchenzucht wieder aufzurichten.
Einige Beispiele mögen beweisen, mit
welcher eisernen Strenge er seines Amtes
'waltete. Menschen, welche ein wüstes
Leben führten oder mit ihrer Freigeisterei
groß thaten, verweigerte er ein ehrliches
Begräbniß und ließ sie ohne kirchliche
Begleitung nicht etwa auf dem Fried-
Hofe, sondern auf der öffentlichen Land-
! straße beerdigen; weffen Leben nicht
^makellos war, durfte nicht Pathenstelle
z vertreten; wer das sechste Gebot über-
treten hatte, wurde am Sonntag nach
dreimaligem Anschlag der Glocken und
^ unter kirchlichem Gesänge in einer vor
dem Gotteshause errichteten Klause ein-
geschlossen, nach beendetem Gesänge in
die Kirche geführt, wo er mit laute-r
Stimme in Gegenwart des Pastors sein
Vergehen öffentlich eingestehen und über
den begangenen Scandal reumüthig
Abbitte leisten mußte. Nur wer vom
Pastor die Erlaubniß hatte, durfte am
Sonntag das Dorf verlassen und von
der Kirchenfeier wegbleiben; ein Ueber-
treten dieser Anordnung wurde auf das
strengste geahndet. Heutzutage wird man
über diesen Mann staunen, und dürfte
es kaum ein Geistlicher versuchen, es ihm
gleichzuthun. Damals lehnte sich weder
ein Kirchenoberer noch die Gemeinde
selbst gegen diese Strenge auf, welche der
Achtung, ja Verehrung, die man ihm all-
seitig entgegenbrachte, nicht nur keinen
Eintrag that, sondern vielmehr dieselbe
steigerte. Diese Gesinnung, von welcher
! seine Gemeinde beseelt war, gab sich vor-
> nehmlich bei seinem.Ableben kund. Leider
! starb Tessedik in der Vollkraft seines
Lebens, im Älter von 39 Jahren, und
nach erst fünfjähriger Thätigkeit in Csaba.
! Er wurde daselbst in der alten Kirche,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Terlago-Thürmer, Band 44
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Terlago-Thürmer
- Band
- 44
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 360
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon