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Tettenöorn Tettenborn
gegen Landshut marschirte, seitwärts zu > Fürsten) Metternich nach Berlin kam
begleiten und die Brücken über die Isar
zu zerstören, behauptete er sich neun Tage
zu Freisingen gegen einen weit über»
legenen Feind, den er über seine Stärke
geschickt zu täuschen wußte. Und als er und mit dem Prinzen vertrauten Umgang
pflog. Aus diesen Tagen ist ein Erleb-
niß Tettenborn's zu berichten, das zu
bezeichnend für sein ganzes Wesen er-
scheint, um verschwiegen zu werden. Da
nach hartnäckigem Kampfe endlich der! er in Berlin die nicht unbeträchtliche Erb-
Uebermacht weichend, seine Richtung
gegen München einschlug, vollführte.er
ein wackeres Reiterstück. Jenseit der
Isar sah er eine beträchtliche Anzahl
Packpferde einherziehen. Es waren die
des französischen Generals Lecourbe.
Mit fünf seiner entschlossensten Reiter schaft nach einem im Preußischen verstor«
benen Verwandten erhoben hatte, sollte
er vor seiner Rückreise von dem außer
Landes gehenden Vermögen das geseh-
liche Abzugsgeld zahlen. Seiner Ver»
sicherung, daß er von dieser Erbschaft
nicht einen Heller mitnehme, wollte man
durchschwamm er den Fluß und siel über > aber nicht glauben und bestand deshalb
die überlegene Bedeckung so rasch und ^ auf Bezahlung der Steuer. Nun bewies
ungestüm her, daß diese ihr Heil in der ^ er, daß er wahrend seines kurzen Auf-
Flucht suchte, alles dem Angreifer über- ^ entHaltes in Berlin die ganze Summe
lassend, der die Beute nun ungehindert ^ gleich an Ort und Stelle verbraucht, also
auf das andere Nfer brachte. I n der ^ dem Lande nicht einen Heller entzogen
Schlacht bei Hohenlinden (am 3. De-! habe. Nun, Frauengunst, Spiel und alle
cember 1800) leistete er bei dem Rückzüge,! anderen Freuden des Soldatenlebens er-
auf welchem er mit seiner Abtheilung den! klaren zur Genüge, wie sich in kürzester
linken Flügel deckte, so vorzügliche > Zeit ein gespickter Beutel in eine leere
Dienste, daß ihm darüber die besondere! Blase verwandelt. Und jene vorerwähn-
Zufriedenheit ausgesprochen wurde. In« ten Momente spielen in Tettenborn's
zwischen war er zum Rittmeister und Leben eine so hervorragende Rolle, daß
Schwadronscommandanten imRegimente ^ sie reichen Stoff zu einer anziehenden Er-
vorgerückt. Als er dann mit eingetretener
Waffenruhe nach Prag in Station kam. zählung darböten. Einzelne Episoden
aus seinem Soldatenleben, wie seine Un-
bewährte er auch im Frieden seinen! gnade bei Kaiser Franz, sein Courier-
Muth, jenen Muth, von welchem, wie! ritt von Paris nach Wien u. d. m. sind
Tettenborn's Biograph Varnhagen! auch von Feuilletonisten mit mehr oder
nebenbei bemerkt, viele Kenner behaup- weniger Glück verwerthet worden. —
ten, daß er von dem Muthe auf dem Der Feldzug des Jahres 1803 hat man-
Schlachtfelde sehr verschieden sei, der aber
nur ein vollgiltiger Beweis des ritter-
lichen Wesens unseres Helden war. Um
jene Zeit befreundete sich derselbe mit
dem Prinzen L u d w i g F e r d i n a n d
von Preußen. Dieses Freundschaftsband
wurde noch inniger, als er im Jahre
4804 mit einem Auftrage an den öster-
reichischen Gesandten Grafen (nachmals ches dunkle Blatt in Oesterreichs Kriegs-
geschichte aufzuweisen, aber zur Ehre
seines Heeres auch manches lichte. Tet»
tenborn stand mit einem Theile des
^ Regiments, in welchem er diente, in Ulm,
wo er mehrere ihm aufgetragene Re-
cognoscirungen mit gewohnter Bravour
ausführte. Da erfolgte die schmähliche
Uebergabe der Stadt. Ein Theil des
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Terlago-Thürmer, Band 44
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Terlago-Thürmer
- Band
- 44
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 360
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon