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Tettenborn 42 Tettenborn
Heeres war fest entschlossen, sich dieser
Schmach zu entziehen. Erzherzog Fer-
dinand faßte den kühnen Entschluß, mit
einem Theile der Reiterei durch den Feind
durchzubrechen und sich nach Böhmen zu
werfen. Er betraute den muthigen Tet-
tenborn mit der Führung der Vorhut.
Und mit einer Bravour ohne Gleichen
löste dieser auch die schwierige Aufgabe.
Die geretteten Schaaren kamen glücklich
nach Böhmen. Tettenborn blieb nun
zur Deckung der Straße, die über Wald»
münchen nach diesem Lande führte, in der
Oberpfalz zurück. Hier hielt er sich, ein-
zelne glückliche Gefechte bestehend, durch
mehrere Wochen gegen die französischen
Streifabtheilungen, bis am 8. November
General Baraguay d'Hillers mit
einem Corps von 8000 Mann gegen ihn
heranrückte. Nun war er genöthigt, sich
nach Böhmen zurückzuziehen, aber der
französische General folgte ihm auf dein
Fuße dahin. Unser Held jedoch verlor den
Kopf nicht: zwischen Pilsen und Klentsch
rief er das Landvolk zu den Waffen, ließ
in allen Orten die Sturmglocke läuten
und stellte
sich
nun den ihm mächtig über-
legenen Baraguay entgegen. Dieser
aber durch den trefflich improvisirten
Landsturm erschreckt, zog sich zunächst
nach Klattau zurück und verließ darauf
Böhmen. Nach geschlossenem Frieden
wurde Tettenborn durch die Nachricht
überrascht, daß die unter seinem Befehle
gestandenen Ofsiciere der Regimenter
Klenau und Kinsky für ihn das There-
sienkreuz verlangt hätten; das Ordens»
capitel erkannte die Forderung der Ofsi^
ciere vollkommen an, und Tettenborn
erhielt einstimmig im Capitel vom April
1806 das Ritterkreuz. In dem Zeugnisse
des Fürsten Schwarzenberg, der un»
serem Rittmeister die Führung der Avant-
garde anvertraut hatte, heißt es wört- lich: „daß Tettenborn's bekannte Fä-
higkeiten und erprobte Bravour Veran-
lassung waren, ihm diesen wichtigen Auf
trag zu ertheilen. Rastlose Thätigkeit,
Klugheit, Echtheit der Rapporte, Ent-
schlossenheit und Muth, vereinigte er
stets in einem so hohen Grade, daß der
Fürst in ihm einen der ausgezeichnetsten
Ofsicier der Armee erkenne, und daß,
wenn der äußerst schwierige Rückzug des
Erzherzogs Ferdinand einer Aufmerk-
samkeit gewürdigt werde, Tettenborn
ein großer Theil des glücklichen Erfolges
zuzuschreiben sei". In der nun folgenden
Friedenszeit lebte er abwechselnd in Wien
und Prag. Im Jahre 1808 wurde
ihm der Antrag gemacht, den Fürsten
Schwarzenberg, welcher als öfterrei»
chischer Botschafter nach St. Petersburg
ging, als erster Adjutant und Botfchafts«
Cavalier dahin zu begleiten. Vor seiner
Abreise uoch erhielt er den Kammerherrn»
schlüssel, dann eilte er dem bereits ab»
gereisten Fürsten nach und holte ihn in
Wilna ein, worauf er mit ihm in St. Pe-
tersburg eintraf. Als im Mai 1809 die
Nachricht von dem Ausbruch des neuen
Krieges gegen Napoleon nach Peters»
bürg gelangte, wurde er von dem Fürsten
Sckwarzenberg mit besonderen Auf-
trägen als Courier zu dem Heere ent»
sendet, welches unter Erzherzog K a r l
eben den ewig denkwürdigen Sieg bei
Aspern erkämpft hatte 'und nun einer
neuen Schlacht auf dem Marchfelde ent-
gegensah. An dieser Scdlacht bei Wagram
nahm er in so ausgezeichneter Weise
Antheil, daß er vom Erzherzog Karl
am 6. Juli auf der Wahlstatt zum
Major ernannt, im Schlachtberichte na-
mentlich belobt und ihm sofort die
Deckung des Rückzuges übertragen wurde,
zu welchem Ende er außer der nöthigen
Reiterei auch noch ein Iä'gerbataillon
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Terlago-Thürmer, Band 44
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Terlago-Thürmer
- Band
- 44
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 360
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon