Seite - 45 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Terlago-Thürmer, Band 44
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Tettenborn Tettenborn
der durch den schweren wochenlangen
Waffendienst hart mitgenommenen Ham-
burger Bürgerwehr, verbunden mit zahl-
losen anderen Uebelstanden, führten die
Katastrophe der Räumung Hamburgs
herbei. Am 30. Mai verließ er mit seinen
wenigen Truppen die Stadt und mußte
noch seinen Nachtrab von den Dänen
feindlich angegriffen sehen. Ueber diese
Hamburger Episode Tettenborn's be-
richtet ein Geschichtsschreiber: „So endete
die hamburgische Unternehmung nach
zehnwöchentlicher Dauer, unter dem
größten Glücksanschein begonnen, mit
ungeheurer Ausdauer und Kunst behaup-!
tet, durch die Einwirkung höherer Ver-
hältnisse und allgemeine Verdunkelung
derselben gefallen! Tettenborn hatte
das Aeußerste geleistet und bis zum
letzten Augenblicke gegen alle auf diesen
Punkt gehäufte Schwierigkeiten gekämpft,
er hatte Streitkräfte geschaffen, geborgt,
erzwungen; aber gegen solche Steigerung
des Unglücks war alles Ringen am Ende
vergeblich". Tettenborn war ganz in
der Nähe von Hamburg geblieben und
empfing die Nachricht vom Abschlüsse
des Waffenstillstandes in Lauenburg. Bei
den nun folgenden großen Veränderungen
der verbündeten Heere wurde er den
Vortruppen des Generals Wallmöden
zugetheilt. Nach Beginn der Feindselig-
keiten spielten sich auch die Kämpfe an
der oberen Elbe ab, wo der feindlichen
Hauptmacht von über 60.009 Mann
unter Davoust nur 18.000 Mann un-
geübter zusammengeraffter Truppen unter
Wallmoden gegenüberstanden. Vor
allem galt es, den Gegner über unsere
Schwache zu täuschen, und diese Aufgabe,
für Tettenborn wie gemacht, führte
dieser wieder in meisterhafter Weise aus.
Im Gefechte bei Vellahn am 24. August
durchbrach er mit seinen Kosaken die! feindliche Schützenlinie und tauschte mit
seinen 3000 Mann die vierfache feindliche
Uebermacht, und im Gefechte bei Stecknitz
nahm er den Franzosen 300 Gefangene
ab, noch in einigen kleineren Gefechten
mehrere Vortheile erringend. Bei dem
Jagdschloß Görde unweit Dannenberg
lieferte Wallmoden dem General Da«
voust am 16. September ein blutiges
Treffen, welches mit der völligen Ver-
nichtung der feindlichen Division P e>
cheux endigte. I n diesem Gefechte hatte
Tettenborn den Angriff eröffnet und
durch seine Dispositionen den Feind so
zu beschäftigen verstanden, daß dieser
bei dem unaufhaltbaren Andrang der
Unseren gar keine Zeit zu geordneter
Gegenwehr gewann. Tettenborn's
Pferd wurde im dichtesten Kugelregen
gestreift, wahrend er selbst unverletzt
blieb, dem General Wal lmoden ein
Pferd unter dem Leibe erschossen. Wäh»
rend gute Nachrichten von den verbünde-
ten Heeren eintrafen, blieb auch Wall»
moden an der oberen Elbe nicht un-
thätig. Tettenborn schlug dem G eneral
einen Zug nach Bremen vor. Die Ent»
fernung von der Elbe zur Weser betrug
immerhin 20 bis 24 Meilen. Das Wag-
niß war kein geringes, aber seine Zuver»
sicht eine so große, daß der Feldherr
darauf einging. So brach er denn am
10. October in aller Frühe mit 800 Ko-
saken, 800 preußischen Zagern und vier
hanseatischen Kanonen, von Beckede, wo
der Uebergang über die Elbe still vor sich
ging, nach der Weser auf. Das Wettei.-
war das ungünstigste, der Regen goß in
Strömen. Doch die Ueberrumpelung
Bremens gelang durch Tettenborn's
Vorsichtsmaßregeln und sonstige treffliche
Dispositionen vollkommen. Am 15. Oc»
tober capitulirte der Feind, der freien
Abzug erhielt, aber, große Vorräthe, an<
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Terlago-Thürmer, Band 44
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Terlago-Thürmer
- Band
- 44
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 360
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon