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Tettenborn 46 Tettenborn
sehnliche Cafsen, Geschütz und Munition
und alle Pferde seiner Reiterei zurück-
lassen mußte. Tettenborn hielt unter
dem Jubel der Bevölkerung seinen Ein-
zug und schickte an General Wallmo-
den die Nachricht seines glänzenden
Sieges, die Schlüssel der Stadt an Kaiser
Alexander, welcher dieselben auf dem
Schlachtfelde von Leipzig im Augenblicke
des entschiedenen Sieges erhielt. Bis
dahin unter dem Oberbefehle W a l l-
moden's, mit dem ihn freundschaftliche
Bande vereinten, kam er jetzt unter jenen
des Kronprinzen von Schweden, der ihm
anfangs eine feindselige Gesinnung ent-'
gegenbrachte, aber bald von derselben ab-
ließ, nachdem er Tettenborn kennen
und schätzen gelernt. Mit dem Kron-
prinzen rückte dieser am 4. December
1813 nach Holstein vor. Mit gewohnter
Energie griff er in den Gang der Dinge
ein. Bei Bramstadt sing er die für den
Prinzen Friedrich von.Hessen bestimm-
ten Briefschaften des Königs von Däne-
mark auf, dessen Absichten und Lage
darin vollständig enthüllt waren; m
Itzehoe nahm er ein Reiterdepot, bei
Husum zehn Geschütze, doch als er am
6. Jänner 1814 sich nach Schleswig in
Marsch setzte, unterbrach ein Waffenstill-
stand seine weitern Bewegungen- gleich,
wohl hielt er während dieser Zeit mit
seiner kleinen Truppe den größten Theil
des genannten Herzogthums in seiner
Gewalt. Der Kronprinz von Schweden
aber erkannte nun vollends T e t t e n>
born's Vorzüge und wollte ihn mit der
nämlichen Freiheit des Verhaltens und
Wirkens wie bisher, auch für den bevor-
stehenden französischen Feldzug in seinem
Heere belassen. Am 24. Jänner 1814
trat unser Held den Marsch nach dem
Rhein an. Während seines kurzen Auf-
enthaltes in Bremen verlieh ihm die Stadt das große Bürgerrecht. I n Köln
am Rhein eingerückt, wurde er dazu be-
stimmt, zwischen dem Heere des Kron-
prinzen von Schweden und jenem des
Feldmarschalls Blücher in Frankreich
einzudringen und die Verbindung beider
zu erhalten. Nach einem langen beschwer«
lichen Marsche zum größeren Theile durch
feindliches Gebiet, nach mehreren sieg-
reichen Gefechten mit bewaffneten Haufen
gelangte er am 23. Februar nach Rheims.
Da faßte er den Entschluß, in das Innere
des Landstriches zwischen der Marne und
Aube, wo eben die Stellung Napo-
leon's, Blücher's und Schwarzen-
berg's entscheidende Kämpfe erwarten
ließ, vorzudringen, um womöglich Stel-
lung oder Marsch des Feindes zu ent»
decken. Diese mehrere Wochen, .bis zum
26. März, dauernden Bewegungen Tet»
tenb orn's, während deren er oft großen
feindlichen Heeresabtheilungen in nächste
Nähe kam, immer aber geschickt einem
ungleichen Kampfe auswich, dabei stets
die Verbindung zwischen den einzelnen
Armeen der Alliirten aufrecht erhaltend
und zur endlich erfolgten Einnahme von
Paris durch Auffangen feindlicher Cou«
riere und Auskundschaftung der Bewe«
gungen des französischen Heeres die wich»
tigsten Dienste leistend, böten den lehr»
reichsten Stoss zur Einzeldarstellung durch
einen gewiegten Taktiker. Der Glanz»
punkt dieses kriegsgeschichtlich denkwür»
digen Zuges ist aber das Gefecht von
St. Dizier, in welchem Tettenborn
mit einer Truppe von ungefähr 1000
Mann einem von Napoleon geführten
Corps von etwa 10.000 Reitern gegen»
über stand und nur 40 Mann verlor.
Napoleon selbst sprach auf seiner Fahrt
nach Elba in rühmlichster Weise von
diesem Gefechte und dem Helden des«
selben. Hier schließen Tettenborn's
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Terlago-Thürmer, Band 44
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Terlago-Thürmer
- Band
- 44
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 360
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon