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Teutsch) Georg Daniel Teutsch, Georg Daniel
in welcher er das mit jedem Tage wach-
sende Uebergewicht der Magyaren ge»
wahren mußte, überraschte ihn weniger der
Sturz des Ministeriums Schmerling,
als die wiederauflebende Idee der Zwei-
theilung des Reiches und der nahezu
unveränderten Herstellung der von dem
ungarischen Landtage der Jahre 4847/48
beschlossenen Gesetze, deren Bestandtheil
auch die völlige Vereinigung Siebenbür-
gens mit Ungarn bildete. Gegen dieselbe
machte er in der Nationsuniversität
1863/66, in welcher er den Großschenker
Stuhl als dessen gewählter Abgeordneter
vertrat, mit allen Deputirten, jene von
Kronstadt und Revs ausgenommen, die
gesetzlichen und politischen Bedenken
innerhalb der Grenzen constitutioneller
Freiheit geltend. Als aber diese Frage auf'
hörte, eine Frage des Rechts und der
parlamentarischen Debatte zu sein, und
die neueste Aera Oejrerreich-Ungarns durch
die Königskrönung in Ofen inaugurirt
wurde, welcher auch er als Abgeordneter
des Wahlkreises Agnethlen zum Pesther
Reichstage beiwohnte, da beschränkte sich
seine politische Thätigkeit nur noch darauf,
innerhalb der neugegebenen formen die
Existenz seines Volkes möglichst zu sichern,
was freilich bei der immer gewaltsamer
sich entwickelnden Suprematie der Ma-
gyaren sich eben zuletzt auch als nutzlos
erwies. Da ihm die politischen Verhält»
nifse nichts weniger denn oehagten, suchte
er Befriedigung auf anderen Gebieten,
nnd so beschäftigten ihn die Vorbereitun»
gen zum Neubau der Agnethlener Schule,
zu welcher er am 25. August 1867 den
Grundstein legte. Am 19. September
1867 wurde er von der Landeskirchen»
Versammlung auf Grund der von den
Presbyterien und Bezirkskirchenversamm»
lungen vollzogenen Candidation mit 38
von !53 Stimmen zum Superintendenten gewählt. Da der Amtssitz desselben sich
ursprünglich in Hermannstadt befand, so
wurde Teutsch nach der am 6. Jänner
1868 erflofsenen ah. Bestätigung seiner
Wahl am 12. November d. I . daselbst
feierlich installirt, und so kehrte mit ihm
die Superintendentur wieder dahin zurück,
von wo sie nur durch zufällige Verhält-
nisse nach dem 1371 erfolgten Tode des
Superintendenten Matthias Hebler aus-
gezogen war. I n seiner Stellung zugleich
Oberpfarrer von Hermannstadt, widmet
er sich zur Stunde noch vorzugsweise
seinen Beruftpflichten, zu denen ihm voll-
auf Gelegenheit geboten war bei der an
gesetzgeberischer Arbeit fast überreichen
Landeskirchenversammlung 1870, bei der
geistlichen Synode desselben Jahres und
den in den darauffolgenden Jahren durch'
! geführten eingehenden Visitationen der
! Kirchenbezirke Bistritz, Revs und Her«
mannstadt. Teut sch, in dessen Arbeiten
! deutsche Gediegenheit und Gründlichkeit
! die charakteristischen
Merkmale bilden, hat
es aus den Kreisen der Wissenschaft an
Ehren nicht gefehlt: die königlich mährisch«
schlesische Gesellschaft für Ackerbau, Natur-
und Landeskunde ernannte ihn zum
Mitgliede, .der Leipziger Schillerverein
1860 zum Ehrenmitgliede, die königlich
bayrische Akademie der Wissenschaften
zum correspondirenden Mitgliede; das
germanische Nationalmuseum berief ihn
in seinen Gelehrtenausschuß', die Univer-
sität Jena schickte ihm bereits 18558 das
philosophische Doctordiplom; der Verein
für siebenbürgische Landeskunde wählte
ihn 1871 zu seinem Vorstande. Im Jahre
1861 wohnte er als Abgeordneter des
Mediascher Hauptvereins der evangelischen
Gustav Adolph - Stiftung, dessen Vor-
standsmitglied er gegenwartig ist und auf
dessen Hauptversammlungen er wieder-
holt als Vorsitzender fungirte, der Gene-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Terlago-Thürmer, Band 44
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Terlago-Thürmer
- Band
- 44
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 360
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon