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Thailer 114 Thailer
polit. Blatt) 1868, im „Lix-al-Anzeiger" vom ^
1. Jänner 1868: „Neue Geheimnisse von ^
Paris. XIV. Die Gerechten in Paris".
Thailer, Samuel von (Ingenieur,
geb. zu S ch emni tz in Ungarn 13. August
1730, gest. zu Schirak in der Honther
Gespanschaft 30. Jänner 1810). Mai -
thäus Thai ler, insgemein Thaler
genannt, lebte zu Schemnitz als ehrsamer
Knopfmacher. Seinen Sohn ließ er da-
selbst die evangelische Schule durchlaufen,
und, nachdem er ihm noch in der ersten
Grammaticalclafse einige Brosamen vom
Tische der lateinischen Sprache vergönnt
hatte, entzog er ihn, kraft seiner väter-
lichen Autorität, der kümmerlich nähren-
den Wissenschaft und bestimmte ihn, den
goldenen Boden des Handwerks lobend,
für sein Knopfmachergewerbe. Samuel
fügte sick dem Willen seines Erzeugers
und wurde mit den Jahren ein geschickter
Geselle. Aber endlich doch der mechanischen
Arbeit müde, hing er das Handwerk an
den Nagel und widmete sich, seinem
inneren Dränge folgend, dem Studium
des Bergbaues und der damit verbun-
denen Wissenszweige. Bald erlangte er,
von vermögenden und einflußreichen Gön-
nern unterstützt, vortreffliche Kenntnisse
in der (Geometrie und Trigonometrie, in
der Mineralogie, Dokimastik (Prüfkunst
Der Metalle), Schmelzhüttenkunde u. s. w.
Mit theoretischen Kenntnissen vollkommen
ausgerüstet, brachte er, um diese prak-
tisch zu verwerthen, mehrere Bergwerke
zu Schemnitz, Bolabänya, Uj - B<wya
und Brezn6bl'uiya an sich, welche er nun
mit Erfolg bebaute, dabei auck anderen
Bergwerksbesitzern mit Rath und That
an die Hand gehend. Der Ruf seiner
Geschicklichkeit verbreitete sich bald in
weiteren Kreisen, und so geschah es, daß
ihn der Baron Georg Hellenbach von
Paczolay, der selbst Besitzer vieler Bergwerke war, mit der Territorialaus <
messung zu Magyarad, Szäzd, Ober-
Szemered betraute und ihm 1778 die
Stelle eines Comitatsingenieurs in der
Honther Gespanschaft erwirkte. Und nun
war Thai ler auf seinem rechten Platze.
Während der 31 Jahre, innerhalb deren
er seines Amtes waltete,, wurde das
Honther ssomitat sozusagen vermensch-
licht, denn er baute mehrere gute Straßen,
treffliche Brücken, berichtigte Grenzen,
zog Gräben und Canäle, vermaß den
Eigenthümern der Herrschaften ihre Be-
sitzungen, Wälder und Gründe, entwarf
sinnreiche Pläne zur Anlegung franzö
siscker und englischer Gärten, zeichnete
genaue Karten u. s. w. Bei Ausführung
aller dieser Arbeiten gewann er eine
Detailkenntniß des Honther (5omitateö,
wie kein Anderer, in Folge dessen er in
allen Territorialfragen zu Rathe gezogen
wurde und bei der allgemeinen Ausmes-
sung Ungarns, welche unter Kaiser Io-
seph I I . stattfand, sich in erfolgreichster
Weise betheiligen konnte. I n Würdigung
seiner Verdienste und seiner oft bewährten
praktischen Tüchtigkeit in allen öffentlichen
Bau-Angelegenheiten ward er auf Antrag
des königlichen Commissärs des Neusohler
Bezirkes, Baron Pr<'>nay, zum obersten
Ingenieur und Wasserbaudirector daselbst
ernannt. Da im Interesse und zur För
derung des Handels die Flüsse Gran,
Vay und Poprad vereinigt werden sollten,
so mußte er das Bett derselben von ihrem
Ursprünge bis an die Stelle ihrer ge^
planten Zusammenmündung untersuchen,
sich zu demselben Zwecke über die Be
schaffenheit der ihnen nächstgelegenen
Gegenden durch den Augenschein unter-
richten, und um sich genauere Kenntniß
der bei der Flußregulirung erforderlichen
Wasserbaumaschinen zu verschaffen, eine
Reise in die Weichselgegenden bis nach
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Terlago-Thürmer, Band 44
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Terlago-Thürmer
- Band
- 44
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 360
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon