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Thun (Genealogie) Thun (Genealogie)
jener fernen Zeit die Schreibweise des Na<
menZ in sinnverwirrender Weise, denn die
Trager desselben schreiben sich da Tonno.
Tono, Tu.nno, THunne u. s. w. Auf
der sogenannten Oai-ta. äe Oalonsiliä vom
18. Juli l190, welche das zum Römerzuge
König Heinrichs VI I . aufzubringende Con<
tingent des Trienter Adels zeigt, werden die
Thu» (Mi äs I'unn) neben den von
Ivano. Flavon, Numo und Spaur
an der Spitze der vierten Heersäule zur Stel«
lung von fünf Waffenträgern angewiesen.
Wir wollen jedoch die antiquarischen For-
schungen nicht weiter verfolgen. Aus Diplo-
men und Urkunden des zwölften, dreizehnten
und vierzehnten Jahrhunderts tritt uns der
Name Thun nahezu ein Halbhundertmal ent«
gegen, aber so leicht es ist, von 1334 ab bis
auf die Gegenwart die Stammesfolge in der
Familie nach den zahlreichen Aesten und Ver»
zweigungen aus den vorhandenen Ilrüunden
festzustellen, eben so schwierig wird dies von
1ö34 zurück bis t03li, in welchem Jahre der
berühmte Kirchenhistoriker Bonel l i einen
Albertin de Tono als ersten Ahnherrn
des Hauses bezeichnet. Wir beginnen, die
Untersuchungen über die frühere Zeit den
Antiquaren und Archäologen überlassend, mit
dem vierzehnten Jahrhundert, in welchem
Simon von Thun mit mehreren Vettern
und Verwandten als Mitglied des 1407 orga-
nisirtcn Elepdantenbundes genannt wird. eines
Adelöbundes, wie deren bei Beginn des fünf<
zehnten Jahrhunderts mehrere aus verschie»
denen Ursachen, vornehmlich aber aus Wider»
standslust gegen den Fortschritt der weltlichen
und geistlichen Fürstengewalt und aus Haß
gegen den Aufschwung der Städte geschlossen
wurden. S imon ist der Urgroßvater jenes
berühmten Anton Mar ia Potens (1490
bis 1322). dessen dreizehn Söhne und fünf
Töchter das HauS Thun nach allen Seiten
verzweigten, und in dem die heutigen Sprossen
den gemeinsamen Stammvater aller Linien
erkennen. Von AntonS Söhnen bildeten
Lucas, Eyprian und Jacob die drei Zweige
Ca stell« Thun. Castell-Brughier und
(5 a st e l l« Cald <: s. Der erstere blüht zur
Stunde. Wohl spaltete er sich in der Folge
in verschiedene Nebenzweige, welche allmälig
ausstarbcn. aber von Lucas setzt sich der
Stamm in Victor, Herkules, Ehri-
stoph Richard, Johann V ig i l , Franz
Augustin Gaudenz Matthäus, Leopold
Ernst bis auf Matthäus Franz, den gegenwärtigen Chef, in ununterbrochener Reihe
fort. Die Linie Castell« Caldes, gestiftet
von Jacob, erlosch schon mit dessen Urenkel.
Dagegen sollte die Nachkommenschaft Cy-
prian Thun's, des Stifters der Linie
Ca stell« Brug hier, sich nach den verschie-
densten Wechselfällen zu einem ungeahnten
Glänze entfalten. Sein Enkel Christoph
Simon, der berühmte Großprior der Io<
hanniter, welcher mehrere confiscirte aus«
gedehnte Besitzungen der böhmischen adeligen
Erulanten käuflich erworben hatte, vererbte
dieselben an seinen Bruder Georg Sigis-
mund und an Johann Sigmund, den
Sohn seines Bruders Johann Eyprian,
und legte dadurch den Grund zu der heutigen
Macht und Größe des Hauses. Er selbst war
als Iohanniter unuermält geblieben, aber
seine beiden Brüder Johann (5y prian
und Georg Sigismund, sowie des Letz«
teren Sühne: Mphons Franz, Karl.
Cyprian, Georg Nigi l und Christoph
Anton Simon hatten alle Nachkommenschaft.
Bei Sämmtlichen erlosch diese in der zweiten,
dritten oder vierten Generation, nur jene
Alpbons Franz Thun's blübt noch zur
Stunde in Zwei von dessen Ururenkeln Jo-
seph Inuocenz und Arbogast gestifteten
Zweigen. Ersterer ist der Stifter der Linie
Castell'Fondo, und deren heutiger Chef
Graf Emanuel Mar ia, der Präsident des
Ackerbauvereins in Trient. Arbogast ist
der Stifter der Linie Castell-Bruahier,
und deren gegenwärtiger Cbef der Graf §ranz
Maria, Herr und Besitzer des Stamm«
schlosses des gesammten gräflichen Stammes
derThun, Castell' Brughier, Herr und
Landmann von Tirol und Ehrenritter des
Malteserordens. Als Erbe seines Groß:
oheims, des am 27. December 1849 zu Padua
verstorbenen Michael Joseph Freiherrn von
S a r d a g n a . k. k. niederösterreichischen
Oberstlandrichters a. D., Präsidenten der
k. k. Gesetzgebungscommission, k. k. Käm«
merers und geheimen Rathes, erdielt er das
Prädicat Sardagna. daher er sich Thu w
Hohenstein'Sardagna schreibt, welcker
Namen aber nur für ihn allein und nicht
auch für seine Erben angenommen wurde.
Weitaus reicher und glanzvoller entfaltete sich
die Nachkommenschaft Johann Cyprians,
obwohl dieselbe unter den Schicksalsschlägen,
von welchen er selbst, sowie sein Sohn Jo-
hann Sigisnrund betroffen wurden, stark im
Niedergänge begriffen war. Die Kinder aus
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Band 45
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Thugut-Török
- Band
- 45
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 324
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon