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iN) Franz Anton II. 46 Chun-HohensteiN) Franz Anton II.
zu gedenken, den er an der Realisirung
des Prager Dombauvereins und an deffen
Thätigkeit hatte. Schon 4842 war er
auf Ansuchen einer Deputation von
Prager Bürgern an die Spitze des Unter-
nehmens getreten. Nun aber nahm er
die Angelegenheit energisch in die Hand,
betrieb die Constituirung des Vereins,
die Sammlungen zur Herbeischaffung der
erforderlichen. Geldmittel, Beginn und
Fortführung der baulichen, wie der
Restaurationsarbeiten, von denen erstere
im Jahre 1839, letztere 4861 ihren Anfang
nahmen, so daß bei des Grafen Tode
die äußere Restaurirung des Domes voll-
ständig fertig war und die stylgerechte
innere Ausschmückung in Angriff genom«
men werden konnte. Mit allerhöchster
Entschließung vom 8. October 1830 kam
Graf Thun als Ministerialrath in das
Ministerium für Cultus und Unter«
richt, in welchem er als Kunstreferent
wirkte. Als dann im Jahre 1833 die
k. k. Centralcommission zur Erforschung
und Erhaltung der Baudenkmale des
Kaiserstaates ins 3eben trat, wurde er
als Vertreter des genannten Ministeriums
zum Mitgliede derselben ernannt, und in
dieser Stellung blieb er bis zum Jahre
1861 thätig, in welchem er seines Postens
im Ministerium mit Belaffung des Titels
und Ranges enthoben ward. In die
Zeit seiner ministeriellen Amtsthätigkeit
fallt seine Schrift: „Vorschläge ;nr Neorgll-
nisirnng des öffentlichen NanüiensteS in Gester-
reich" (Prag 1861, Andrä, 8".). Nun
wendete der Graf seine ganze Thätigkeit
ausschließlich seiner engeren Heimath
Böhmen zu, wirkte als Landtagsabgeord«
neter und Landesausschußbeisitzer, als
Präses des Prager Dombauvereins und
'eit October 1862 als Konservator für
Böhmen, welchen Posten er auf An-
'uchen der Centralcommission übernom-
Halter in die Commission berufen, welche
die nöthigen Verfassungsänderungen be-
rathen sollte. Kaum wurde es ruchbar
das deutsche Casino habe den Be-
schluß gefaßt, daß innerhalb der
Fristvon achtbis vierzehn Tagen
in den deutschen Theilen Böh-
mens die deut scheTricolore auf-
zupflanzen und überall zu tra-
gen sei", so eilte der Graf auch schon
an den Ort, wo das Cafino tagte, und
gelang es ihm nach lebendiger Schilde-
rung der Gefahr, welche bei der auf das
Höchste gereizten Stimmung der öechen
dem Landfrieden durch jenen Beschluß
erwachsen würde, die Zurücknahme des
selben zu erwirken. Als dann die blutigen
Pfingsten herankamen, trat er dem Aus-
stände entgegen, schloß sich mit seinem
Bataillon Nationalgarden zur Aufrecht-
Haltung der Ruhe und Beseitigung der
Barricaden dem k. k. Militär an und
wurde, als der Kampf ausgebrochen,
zur Uebernahme und Pflege der Verwun»
deten verwendet. Die Partei der Auf»
ständischen schlug dafür seinen Namen
mit jenen der Ofsiciere seines Bataillons
an den Galgen, und als die k. k. Truppen
abzogen, fand es auch der Graf gerathen,
sein Bataillon zu entlassen und der
Wuth der Rebellen durch die Flucht aus
dem Wege zu gehen. Er begab
sich uun
über Tetschen nach Dresden und von da
nach Schirgiswalde in Sachsen, wo er
vom Bischof D i t t r i ch Mand II I ,
S. 330^ deffen Schlößchen überlassen er«
hielt, um daselbst die Niederkunft seiner
Frau abzuwarten. Erst nachdem die Be-
wegung niedergeworfen und die Ruhe
wiedergekehrt, im October, kam auch der
Graf in sein Vaterland zurück, sich seinen
früheren Mühewaltungen für Kunst und
Humanität zu widmen. In Bezug auf
erstere ist nun vornehmlich des Antheils
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Band 45
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Thugut-Török
- Band
- 45
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 324
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon