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Thun-Bohenftein, Leopold Leo 36 Thun-S oh en stein, Leopold Leo
öffentlichen Angelegenheiten, oder zu ^ die deutsche, sondern eine revolut io-
irgend einer Zusage, zur Eingehung nare gegen die Regierung und die be-
irgend einer Bedingung bewegen werde, waffnete Macht sei, eine Bewegung,
Eine gleiche Festigkeit der Gesinnung be-! welche ohne Zweifel theils von Söldlin-
wahrte seine Gemalin, denn auch sie ^ gen der revolutionären Partei der Wiener
wurde am 12. Juni im Gouvernements-! Studentenschaft angeregt und unter-
palaste gefangen gehalten und weigerte > stützt
wurde und bei welcber revolutionär
sieb, trotz aller gegen sie erhobenen Dro-! Gesinnte ohne Unterschied der Nationalität
hungen, standhaft, in einem ihr vor-! betheiligt waren". Mit der damaligen
gelegten Briefe an ihren Gemal diesen z Regierung in Wien konnte ein Mann
zur Unterzeichnung gewisser Bedingungen! von Leo Thun's Denkungsart nickt
zu vermögen. I n Folge der ernsten Ant-! zusammengehen. Der Wiener Sicher-
wort, welche Fürst Windischgrätz der! heitsausschuß — diese Caricatur eines
Studentendeputation gab, erhielt der! Revolutionstribunals — erklärte des
Graf am 13. Juni, nicht ohne Wider- Grafen Absetzung für einen Theil des
stand des von allen Seiten aufgestachelten > Preises, um welchen der Nachfolger P i l-
Proletariats, seine Freiheit zurück. Nähere ! lersdorfs sein neues Ministerium bil-
Aufschlüsse über die Prager Zustände! den durfte. So trat denn der Graf vom
und seine eigenen Erlebnisse in jenen z öffentlichen Leben zurück. Größtentheils
Tagen gibt uns Leo Thun selbst in ' in Prag lebend, benutzte er seine Muße
zwei bald danach erschienenen Flug- zur Abfassung der Schrift:
schriften, deren Titel lauten: « 0/6^6« l/ ^ n?/)iH.5/^ ^
' ^ d. i. Bemerkungen über die Zeitverhält
^ nisse, insbesondere im Hinblicke auf Böh
d. i. Offenes ^men (Prag 1849, Calve, 8".). Ehe aber
Schreiben an den Herrn Johann Slavik, ! dieselbe im Druck erschien, erhielt er mit
Präger Bürger, in Betreff der Ereignisse! ah. Erlaß vom 28. Juli 1849 die Auf-
in der Pfingstwoche 1848 (Prag 1849, ! forderung zur Uebernahme des Ministe-
Credner, 8".) und „/>0t/a/66 ck olse'^s- z riums für Cultus und Unterricht. Er
übernahm das Portefeuille zugleich
mitu.
s. w. wie oben' d. i.
Nachtrag zum ossenen Briefe u. s. w. jenem für die bis dahin dem Minister des
(Prag 1849); beide Broschüren mit ur--^ Innern zugewiesenen Cultusangelegew
kundlichen Belegen kamen zu gleicher! heiten. Wie wenig in Sachen des Unter-
Zeit auch in deutfcber Spracbe heraus. ! richts, von der vormärzlichen Periode
Vergleiche übrigens Artikel Slavik im ganz- zu schweigen, auch in der ersten
Lexikon M . XXXV, S. 432^. Wie
nun der Graf die Ereignisse der Prager
Pfingstwoche persönlich ansah, erhellt
aus seinem an die Kreishauptleute er-
lassenen Circular vom 23. Juni 1848,
worin er denselben nahe legt, an der
Ansicht festzuhalten: „daß der Aufruhr
in Prag nicht eine nationale Bewe-
gung der slavischen Bevölkerung gegen Zeit des Nachmärz in die Oeffentlichkeit
getreten, ist bekannt. Theilweise waren
die damit betrauten Staatsmänner in
der ersten Zeit der Bewegung mit anderen
Dingen zu sehr belastet, um dem Unter-
rickt in der Monarchie die gebührende
Aufmerksamkeit zuwenden zu können;
theilweise war die Aufgabe eine ungemein
wichtige, die bei den im vielsprachigen
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Band 45
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Thugut-Török
- Band
- 45
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 324
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon