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Thun-Sohcnstein, Leopold Leo Chun-Hohenftein, Leopold Leo
empfindet. Denn von diesen Anstal- - er in seiner denkwürdigen Rede im Juli
ten, welche vorher gar nicht bestanden,! seine Ansichten über den Parlaments-
zählt Oesterreich gegenwärtig weit über! rismus und Constitutionalismus ent-
anderthalbhundert, und dieselben ins > wickelte' als j868 die Kirchengesetze den
Leben gerufen und zum großen Theile! Gegenstand der parlamentarischen De-
mit Gebäuden und reichen Lehrmitteln ^ batte bilden sollten, gab er am 18. Mär;
versehen zu haben, bleibt Leo Thun's ^ seine Demission als Mitglied des Herren-
unantastbares und bisher nirgend ge- Hauses; von Sr. Majestät aber wurde die«
würdigtes Verdienst. Am 20. October! selbe nicht angenommen, worauf er sich an
1860 trat der Graf vom Cultus- und ^ den denkwürdigen Debatten über das
Unterrichtsministerium zurück, welches Ehe- und Schulgesetz betheiligte und gegen
nun Baron Helfert provisorisch leitete, beide Gesetze stimmte. Indessen blieb er
bis es am 4. Februar 1861 dem Staats» auch publicistisch nicbt unthätig, nicht nur
Ministerium zugewiesen wurde. Bei Ge- ^ daß er zu den Mitgründern des die In-
legenheit seines Rücktrittes erhielt Graf ^ teressen der feudalen Partei im Kaiser-
Leo Thun das Großkreuz des Leopold- staate vertretenden Journals „Das Vater-
Ordens, gleichzeitig erfolgte seine Ernen- ^ land", eines im großen Style redigirten
nung zum ständigen Reichsrath. Als ' Blattes, gehört, es heißt auch, daß er
solcher ftmgirte er bis zur Auflösung des ^ einer der fleißigsten Mitarbeiter dieser
verstärkten Reichsrathes an 12. März ^ Zeitschrift sei, in welcher er alle wich-
1861. Am 12. April d. I . wurde erdigen Zeitfragen mit Gewandtheit und
dann auf Lebensdauer in das Herrenhaus ! Energie behandelt. Unter seinem Namen
berufen. Im nämlichen Jahre und bei! erschienen im Druck nur die Broschüren
den späteren Neuwahlen — bis 1871 — ^ „Nie 2tllllt5rlchtliche Smlizpllltnng Oesterreichs,
sendeten ihn die Fideicommißbesitzer in ! Keüe, geMen im Herrenhaus den 5. Juni
den böhmischen Landtag, in welchem er! 1867" (Wien 1867, Braumüller, gr. 8".),
namentlich als Berichterstatter der Adreß- welche von der öffentlichen Meinung je
commission eine große Thätigkeit ent- ' nach dem Standpunkte der Parteien ihre
faltete und mit seinem Schwager, dem ! Beurtheilung fand, und „Nie llilernnterM-
Grafen Iaroölav Clam-Martinitz als ! mgäten IW55M dt5 böhmischen AMüges m:n
Führer der conservativen oder historischen ! I). Nerember ^865 und 8. Nerembtr s^i?6 mb2t
Adelspartei angesehen wurde. Zu
selben gehört er auch im Herrenhause, in ! dem Berichterstatter der Awssrommi^illnen e^-
welchem er in allen wichtigen Fragen ! Menen Neden" lPrag 1867, Tempsky,8".).
als Redner auftritt und die Principien j Daß der Graf in allen auf die Kirche
seiner Partei mit unbeugsamer Conse- ^ Bezug habenden Fragen den
streng katho-
quenz verficht. So sprach er im Jahre ^ tischen Standpunkt vertritt, ist bei ihm,
1861 in der Adreßdebatte, in den Ver- ! der im verstärkten Reichsrathe wiederholt
Handlungen über Concurs» und Aus«
gleichsoerfahren, über Schutz der Freiheit
der Person und des Hausrechtes, 1862
in der Finanzdebatte uud in den Be«
rathungen über Aufhebung des Lehen- erklärte, daß er stolz sei, am Concordate
mitgewirkt zu haben, selbstverständlich,
und die Rede, welche er in der Katho-
likenversammlung vom 8. December
1870 hielt, als Pius IX. zur Durch-
Verbandes', im Jahre 1865, in welchem! führung des neuen Dogma der Unfehl-
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Band 45
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Thugut-Török
- Band
- 45
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 324
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon