Seite - 67 - in Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich - Thugut-Török, Band 45
Bild der Seite - 67 -
Text der Seite - 67 -
Thunr-Caris (Genealogie) Churn-Taris (Genealogie)
während er doch richtig Alexander Fer«
d in and heißt.
Porträt. Iuncker pinx. I . E. Nilson
8c. Halbfigur, 4". — Das Bildniß seiner
dritten Zrau Marie Henriette Prinzessin
Fürstenberg«Stühlingen ist gleichfalls nach
dem Gemälde von Iuncker von Nilson
(Halbf. in 4".) gestochen.
I. Zur Genealogie der Fürsten Thnrn - Taris.
Die Genealogie dieses ebenso alten als be<
rühmten Geschlechts wird durch die sprach»
liche Verschiedenheit in Schreibung seines
Namens: Thurn, de Tur r i , Tu r r i an i ,
de la Torres, della Torre, Torr iani ,
de la Tour , Va lsass ina , Thurn»
V a l s a s s i n a . Tasso . Tass i s ,
T h u r n « T a r i s u. s. w., wie durch
die im Laufe der Jahrhunderte erfolgte viel«
fache Verzweigung, Theilimg und völlige
Trennung der Familien so verwickelt, daß
man auf eine nur einigermäßen annähernd
richtige Darstellung derselben von vornherein
verzichten muß. Der Ursprung des Geschlechts
fällt sicher in Zeiten, für welche keine beglau»
digenden Urkunden vorliegen. Als durch
solche nut Gewißheit beglaubigt wird an-
geführt: Mnr t ino I. della Torre (ge-
nannt der Riese), regierender Graf von
Valsassina und der Rioiera di Como habe
sich als Begleiter Kaiser Conrads I I I .
auf dessen Kreuzzuge durch außerordentliche
Tapferkeit ausgezeichnet und sei endlich K47
in sarazenischer Gefangenschaft als Märtyrer
seines Glaubens gestorben. Dieses Mart ino
, Vater, Griprand de la Tour, war ein
fränkischer Ritter, welchem T a c i o della
Torre, ein Sproß aus dem Blute der Könige
von Burgund, dessen Vorfahren schon der im
fünften Jahrhundert lebende h. Ambrosius
mit der Grafschaft Valsassina belehnt haben
soll, die Hand feiner Erbtochter nebst Wappen
und Besitzungen gab. Bereits dieser Eri»
prand führte die goldenen Lilien im blauen
Felde im Wappen, in welchem die Thurn<
Tar is sie noch heute führen, und war, wie
dieä viele italienische und lateinische Geschichts»
schreiber berichten, ein Sproß aus dem ManneS«
stamme Kar ls des Großen und weiblicher»
scitä ein Abkömmling der Herzoge von Bur-
gund. Anerkannt wurde diese Abstammung
durch ein von Kaiser Ferdinand I I I . dem
Hause ertheiltes Diplom vom 24. December
46^0, sowie durch ein zweites vom 4. Dctober
4693, mit welchem Kaiser Leopold I. die älteste Linie des Hauses Thurn und TariS
zur reichsfürstlichen Würde erbebt, ssö ist be<
kannt. welche historischen Sünden die Gknea»
logen der Vergangenheit auf sich luden, die
keinen Anstand nahmen, den Ursprung irgend
einer Familie von dem Hauptmanne der
Escorte abzuleiten, welche den Heiland zum
Kreuze geleitete. Uns imponirt die genealo^
gische Darstellung in einem Diplom ganz
und gar nicht. Vorderhand genügt uns die
Ueberzeugung, es mit einer sehr alten, rühm'
lichst bekannten und vielverzweigten Familie
zu thun zu haben, und Wißbegierige und alle
Jene, welche an altem genealogischen Firlefanz
eine Freude haben, verweisen wir auf unsere
unten angeführten Quellen, aus denen sie
reichen Stvss für ihre heraldischen und genea«
logischen Visionen schöpfen können. Wir lassen
uns nicht einmal auf eine Nntersuckung der
sebr wahrscheinlichen, aber nirgends urkund-
lich erwiesenen Zusammengehörigkeit der deute
völlig getrennten Geschlechter Thurn«Val-
sassina, Thurn«T l l r i s und Tar is -
Bordogna ein und halten uns mehr an
die spätere Zeit und die Gegenwart, aus
welchen beiden es über einzelne Sprossen
dieses Geschlechtes Interessantes genug zu
berichten gibt. Uebrigens werden wir im Artikel
Thurn- Valsassina auf die Genealogie der
Thurn zurückkommen. Wir folgen nun in der
Darstellung den Angaben der glaubwürdigsten
historisch-nüchternsten Forscher. Ein Guido,
zubenannt der Reiche, mußte, in den fort«
währenden Fehden mit dem Hause Vis-
conti unterlegen, im Jahre 1312 Mailand
verlassen. Er starb zu Cremona und hinterließ
seine beträchtlichen Modialgüter seinen sechs
Söhnen. Der jüngste derselben, Lamoral,
soll sich 1313 im Gebiete von Bergamo in
der Valle del Cornello niedergelassen und von
dem ihm dort zugehörigen Verge Tasso (Dachs«
berg), auf dem sein Thurm (Torre) oder seine
Burg (Cornello) stand, den später in de Tas°
sis latinisirten Namen Tasso angenommen
haben. Er vermalte sich mit einer Tochter
des Fürsten von Bergamo aus dem Hause
Suard i und wurde Stifter der Linie della
Torre e Tassis. Lamoral's Urenkel
Roger I. von Thurn-Tar is und Val»
sassina, 14^0 von Kaiser Ferdinand I I I .
zum Ritter geschlagen, trat 1432 in dessen
Dienste als Oberjägenneister. Rogers I.
jüngster Sohn Gabriel führte in Tirol die
Postanstalt ein. Noch heute bekleidet das
gräfliche Haus von Thun -. Pal sassina und
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Band 45
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Thugut-Török
- Band
- 45
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 324
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon