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Churn-Taris (Postillon) 82 Thurn-Taris lWappen)
Posten zu Frankfurt a. M.". '— Daheim
(Illustrirte Zeitschrift) (Leipzig. Klasing, 4°.)
I I I . Iabrg. 1867. S. 201: „Die Neichspost-
meister deutscher Nation" ^besonders wegen
des preußischen Postwesens bemerkenswerth^.
— Dieselbe l8»'.8. S. ö69: „Unter dem
Posthorn". Von George Hi l t l . — Auch
brachte gleich einer der ersten Jahrgänge des
Gubitz'schen „Polkskalenders" — den Jahr«
gang kann ich leider nicht angeben — eine
kleine Skizze, betitelt: „Die Post und eine
Nachrede", welche namentlich der hübschen
Holzschnitte wegen bemerkenswerth ist. Wie
bekannt, ging ja eben damals die Pflege des
Holzschnitts vornehmlich aus Gubih' Atelier
dervor, und neben den drei Holzschnitten ist
die von F. Mül ler höchst sauber geschnittene
Ansicht der Extra- oder Schnellpost auch
culmrhistorisch interessant.)
I V. Der Thnru-Taris-'poftill.on. Diese Menschen«
gattung ist erloschen, und gehörte ein Eremplar
dieser.Species zu bleibendem Andenken unbe«
dingt in die Anticagliensammlung des ger-
manischen Museums in Nürnberg. Da aber
dies nicht gut möglich — außer in Aus«
stopfung oder aber in getreuer Abbildung —
und wir letztere hier nicht bringen, so ver-
suchen wir es, uns an einen kundigen Wort«
zeichner in Dergleichen anlehnend — ein Abbild
dieser Anticaglie in Worten zu bringen. Was
also das innere und äußere Aussehen der
in Rede siedenden Menschmgattung betrifft,
so war es folgendermaßen beschaffen. Der
Innenseite nach war der Taris'sche Po<
stillon in der Regel ein Stallknecht oder
anderer Bauernknecht, der von Zeit zu Zeit
Uniform anlegte und dann ein — halbofficieller
Mensch wurde. Er sprach in der Regel ein
Mutterdeutsch, d. h. ein solches Deutsch, wie
es ihn seine Mutter gelehrt, z. B. in Schwaben
das schwäbische, in Hessen das hessische, in
Oldenburg plattdeutsch. Im Uebrigen hieß er
Schwager, wie alle seine Collegen. Besow
deres Kennzeichen: große Neigung für Trink«
gelder. Seine äußere Erscheinung war bis
in die neuere Zeit, in welcher auch an ihn die
Mode herangetreten, eine altreichsmäßige: der
Taris'sche Postillon trug nämlich die Farben
des heiligen römischen Reiches an sich: Schwarz
und Gelb. Auf dem Haupte saß ein schwarz«
lackirter, brcitkrämpiger runder Hut mit einem
schwarzen Roßhaarbusch an der linken Seite.
Die Bekleidung des Oberleibes bestand in
einem schwefelgelben Fräckchen, dessen ganz kurze Schöße nu? die Hälfte des Unaussprech-
lichen bedeckten, und auf dessen Rücken der
schwarze Doppelreichsadler zu sehen war. Die
Aufschläge an Kragen, Aermeln und Schößen
waren gan; schwarz. Als Dienstzeichen trug
er nicht etwa ein Posthorn, sondern eine
Trompete an schwarzgelber Schnur über der
Schulter. Die Beine staken in schwarzledernen
Hosen und Kanonenstiefeln. Um die Mitte
der Fünfziger-Iahre vertauschte der Schwager
die vorbeschriebene reichsmäßige Uniform mit
dem unvermeidlichen Waffmrock, und zwar
von dunkelblaugrauer Farbe mit schwarzen
Aufschlägen. Als Württemberg und Baden,
während drr ersten französischen Revolution
ihrer reichsständischen Pflichten vergessend, zu
den Franzosen hielten, geschah es, daß zu
Erkheim Franzosen dem Mindelheimer Po-
stillon oberwähnten schwarzen Reichsadler aus
dem Nucken des gelben Fracks herausschnitten,
mit dem Bemerken: es gebe kein Reich mehr!
Nun Gottlob, diese Zeiten sind vorbei! Sollen
jetzt Aednliches versuchen! Zur Ergänzung der
Innenseite des Taris'schen Schwagers sei
bemerkt, daß er gewöhnlich grob, brummig,
schläfrig und über alle Maßen langsam war.
Wie er, war auch der Taxis'fche Schirrmeister
der Inbegriff von Schwerfälligkeit, Unbehilf-
lichkeit und Langsamkeit, sowie von tiefster
Gleichgiltigkeit gegen die ihm anvertrauten
Reisenden. Trotz alledem steht der Taris'sche
Postillon als eine Culturfigur ein;ig in ihrer
Art da. Ob es ein Taris'scher war, den
Zenau in seinem herrlichen Gedichte ..Der
Postillon" verewigt hat, wissen wir nicht,
aber bezweifeln es.
V. Wappen des Fürstenhauses Thurn-Taris.
Das Wappen zunächst war rs, welches über
die Zusammengehörigkeit der Familien Thu r.i
und Taris bei einigen Genealogen Zweifel
erregte und nicht geringe, zum Theile noch
heute nicht gelöste Schwierigkeiten in der
genealogischen Darstellung hervorrief. Der
„Denkwürdige und nützliche bayrische Anti--
quarius", nicht zu verwechseln mit dem ebenso
ergötzlichen als lehrreichen „Rheinischen Anti'
quarius", schreibt an einer Stelle: „Lamoral
della Torre, der sechste Sohn G u y o
della Torre (gest. 1311), soll am Berge Taz
im Bergamaskischen ein Schloß erbaut und
sich nach demselben „von Taz" oder de T assi s
beigenannt, auch einen silbernen Dachs im
blauen Schilde zu seinem Wappen angmom«
men haben. Zu Bergamo sei, wie man sagt,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Band 45
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Thugut-Török
- Band
- 45
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 324
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon