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Hurn-Valsassina. Franz 1fj(j Thurn-Valsassina. Franz
thias und Johann Jacob noch weitei
erwähnt werden. Der ganze Famlienstand dei
Grafen Franz ist aus der ersten Stamm
tafel ersichtlich. — 10. Franz, ein Sohn des
Johann della Torre aus dessen Ehe mii
Paula, nach Anderen Helena, geborenen
Savorgnani s^iehe Hübner, geneal. Ta«
bellen. Bd. I I I , Tab. 769). Der kaiserliche
Leibarzt Lazius lenkte zuerst die Aufmerk«
samkeit Ferdinands I. auf Franz della
Torre, als auf einen Mann ebenso reich an
Kenntnissen als ehrenhaft durch seine Tugen»
den, ^Huklita", wie sein Biograph berichtet
„aUrkttknto xin 5tiina.di1i, yu».nto rare in
^ny' r i^Q i^ 2.3I1 nouiini äi nHIeita,". Franz
wurde zunächst kaiserlicher Nath und im Jahre
1330 Rath bei der Regentschaft in Nieder-
österreich zu Wien. Nachdem er sechs Jahre
lang letztere Würde bekleidet haiie, richtete er
an Ferdinand die Bitte, ihm die nach dem
Tode seines Oheims N ico laus erledigte
Hauptmannschaft von Gradisca zu über
tragen, welches Amt ihm aber von Ferdi
nand. der ihn für Wichtigeres ausersehen
hatte, verweigert wurde. Als Kar l V. die
Kaiserkrone an, seinen Bruder abgetreten,
und nun auch die Regelung der Geschäfte
mit der Republik Venedig einen Gesandten
erheischte, glaubte der neue Kaiser in Franz
della Torre den für diesen zu jener Zeit so
wichtigen Posten geeignetsten Mann zu er-
kennen. Iur Uebernahme dieser Mission am
3. August 1537 von Ferdinand aufgefor-
dert, lrbnte della Torre ab, da er sich nicht
für geeignet genug hielt, mit einem so vor«
sichtigen und gewandten Senat wie jener
Venedigs zu verhandeln. Endlich aber gab er
den wiederholten Vorstellungen des Kaisers
nach, empfing am 25. April 4358 die Be«
glaubigungsschreiben. wählte sich Giovanni
Andrea Bocasso, ersten königlichen Vicar
zu Marano. zum Gesandtschaftssecretär und
begab sich auf seinen Posten. Dort vertrat er
einer Negierung gegenüber, welche immer be<
reit war. die Interessen Oesterreichs zu ver»
letzen, mit Energie seinen Monarchen, und
bemerkenswerth ist in seinem Berichte vom
2. Juni 1338 die Schilderung des Verfahrens,
welches die Venetianer in ihren Geschäften
ihm gegenüber beobachteten. „I/oräwkrio
stilo", schreibt Franz, „äsl Lsnaw ö äi
trai'i'e tutts Is co5S 2, lunZo 0 äi äinaanäHrh
seiuxre guelio, cd,o ö üi 3uo vkutkFZio ycl,
urüs" sein Verfahren, welches in diploma»
tischen Geschäften noch heutzutage so ziemlich überall gang und gäbe ist). Als dann die
Erkrankung des Papstes Paul IV. eine nahe
Papstwahl in Aussicht stellte, ernannte der
Kaiser mit Beglaubigungsschreiben vom 13. Juli
1339 Franz della Torre znm Gesandten
beim künftigen Vater der Christenheit, mit
dem Auftrage, nach Pauls IV. Tode sich
sofort auf seinen Posten zu begeben. Und
kaum hatte Pau l IV. in der Nacht vom
20. August das Zeitliche gesegnet, als sich
Fr an; auch schon am nächsten Morgen auf
der Reise nach Rom befand, wo er am
27. August eintraf. Tie Stellung della
T o r r e's beim heiligen Stuhl war eine
äußerst schwierige, denn es herrschte zwischen
der Curie und dem kaiserlichen Hofe noch
von Papst Pau l IV. her eine starke Span»
nung. Letzterer hatte sich scdr unwirrsch dar<
über gezeigt, daß Ferdinand den Kaiser'
titel angenommen, obno, wie es bis dahin
üblich gewesen, vom päpstlichen Hofe die
Bewilligung einzuholen, so daß der Papst
den kaiserlichen Oberstkammcrer, der eigens
z.ur Ueberbringnng der Nachricht von der
Besteigung des Kaise,rtbrones durch Ferdi '
nand nach Rom abgeschickt worden war, gar
nicht empfangen wollte und auch den neuen
Kaiser nie anerkannte. Unter solchen Um»
standen war della Torr e's Stellung am
päpstlichen Hofe ebenso schwierig als heiklich,
aber seine Gewandtheit beseitigte in kurzer
Zeit alle Hindernisse, die sich ibm entgegen-
stellten. Das h. Collegium anerkannte ihn als
kaiserlichen Gesandten und nahm ihm als
solchem den Eid ab zur Bewachung des
Conclave. Franz hielt in demselben aus
diesem Anlasse zwei Ncden, in welchen er
die Cardinäle ermahntr. cm Oberhaupt zu
wählen, wie es die Kirche, welche damals
durch verschiedene Glaubensparteien völlig
gespalten war. zum einheitlichen Gedeihen
erfordere. Als nach der Papstwahl der Kaiser
eine außerordentliche Gesandtschaft zur Be»
grüßung des neuen Oberhauptes der Kirche,
P ius IV., nach Rom schickte, erhielt della
Torre den Auftrag, bis zur Ankunft des
neuen Gesandten am päpstlichen Hofe zu ver«
weilen, und erst um die Mitte des Jahres
1^0 konnte er auf seinen Posten nach Venedig
zurückkehren,, wo er bis zu seinem Tode uer,
blieb. Aus seiner Ehe mit laura Ano hatte
er einen Sohn Raimund, über welchen
Näheres S. 114. unter Nr. 44 berichtet wird.
l^oi-ett! äl Iekön/s?H f'QtT-?^. Istoria äsiw
Oontek äi 601-1212 (6oi-!2ia 1833, patsrnolll,
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Band 45
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Thugut-Török
- Band
- 45
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 324
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon