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Thurn-Valftssina^ Iobfi Ioftph 4g7 Thurn-Valfassin^ Iobft Joseph
wo er sieben Jahre verblieb und in dieser Zeit
alle ritterlichen Uebungen pflegte, deren ein
Adeliger jener Tage kundig sein mußte. Als
er 435t den Hof verließ, begann er sofort den
Waffendienst unter dem unmittelbaren Befehle
des in Krains Geschichte denkwürdigen Hans
Ungnad Freiherrn von Sonnegg. Bald
wurde er in Folge seiner Tapferkeit Ritt»
meister und erhielt als solcher 1533 das Com.
mando der Festung Creutz in Croatien. Nach«
dem er dieselbe durch drei Jahre in den
hartnäckigen Fehden jener Tage tapfer ver«
tkeidigt hatte, schloß er sich t556 dem Heere
an. welches Erzherzog Ferd inand nach
Ungarn führte. Bald erwarb er sich die Gunst
des Erzherzogs, der ihn seinem Pater dem
Kaiser empfahl, von welchem Tdurn in
Würdigung seiner Perdienste mit einer Reiter'
fahne beschenkt wurde. Hierauf kehrte der
junge Held in sein Vaterland Krain zurück,
über dessen sämmtliche Kriegsvölker er den
Oberdefebl erhielt. Nun folgte eine Waffen«
ibat Tdurn's veränderen. Mit einer Abtkei'
lung von 300 Mann zog er den über die
Unna ins Land eingebrochenen Türken ent»
gegen, überraschte ihre 400N Mann starke
Macht und trieb sie über die Grenze zurück,
lim sich für die erlittenen Schläge zu räcl»en,
versuchte derSandschak Chosrew im Jahre
j360 einen neuen Einfall in Croatien. Thurn
griff ihn mit Blitzesschnelle an. suchte ihn im
Kampfe auf, nahm ibn mit eigener Hand ge»
fangen und zwang die ihres Führers be-
raubte Rotte zu wilder Flucht über die
Grenze. Den Sandschak nahm er aber mit
sich und gab ihn erst frei, nachdem derselbe
2U000 Ducaten Lösegeld gezablt und über»
dies zehn wohlausgerüstete Pferde beigestellt
datte. Bald verbreitete sich der Ruf des
jugendlichen Helden, den Kaiser Mar imi«
l ian I I . mit einer goldenen Gnadenkette
beschenkte und zum Ritter schlug. Indessen
gestalteten sich die Verhältnisse im Herzog'
ibume Corbavien. der sogenannten Licca,
immer drohender. Als die Türken sahen, daß
man ihnen das Land an der Unna und
Culpa streitig machte, richteten sie ihr Augen»
merk auf das croatische Littorale. Um dieses
gegen die Einfälle der Tataren zu sichern,
wurde Zengg befestigt und 1361 an Job st
Joseph das Commando daselbst übergeben.
Neun Jahre vertheidigte der Tapfere die
Festung, und zweimal führte er seine Be«
satzung siegreich gegen die Türken. Das erste
Mal im Iabre I3<»i». in welchem er den Zug in Gemeinschaft mit dem berühmten Her«
wart von sluersperg unternahm. Am
26. September rückien die Krainer vor die
Festung Noviarad an der Unna. Da erschienen
die Türken mit starker Uebermacht, aber
Job st warf sich ihnen mit seinen Reitern
ungestüm entgegen, und nach einem blu-
tigen Gemetzel, in welchem der Pascha von
Clunna nebst vier Sandschaken in Gefangen<
schaft gerieth. wurde der Feind vollständig
geworfen. Die fünf Häuptlinge aber sendete
Thurn an den Hof des Erzherzogs Kar l .
Das zweite Mal zog er mit einem Häuflein
von nur 28<» Mann einer türkischen Truppe
von nahezu 3000 Mann entgegen, welche
über das l5apellagebirge an die Meeresküste
gedrungen war. um daselbst zu plündern. Bri
Porussich griff er die Räuder an. taufen
blieben auf der Nahlstatt. ein großer Tbe'l
wurde gefangen genommen, der Nest rettetr
sich durch die flucht. In Folge die>>r Waffen
tdaten ernannte der Kaiser ibn im Jahre t57<>
zum Obersten über die Uskoken. Haum aber
katte T h u r n sein neues Kommando an-
getreten, als er von den Ständen Krains
zugleich mit seinen Brüdern Wolfgang und
Achaz auserkoren wurde, im Namen des
Landes die Braut des Erzherzogs Kar l .
Prinzessin Mar ia von Baiern zu bewill«
kommnen und ihr die üblichen Hochzeits-
geschenke zu überbringen. Darauf übernahm
er wieder sein Commando. Im Jahre t573
rief ihn der an den Grenzen Steiermarks und
Croatiens ausgebrochene Bauernaufstand zu
den Waffen. An 20.VW Rebellen hatten
binnen kurzer Zeit sich zusammengerottet und
bedrohten bereits die Städte. Tie ganzc
Masse theilte sich in drei gesondert Hrer>
Haufen. Ein Schwärm, etwa 3<w») Mann
stark, lagerte sich zwischen den Städten Gurr-
feld und Landstraß, beide belagernd, Da
überfiel Jobst Thurn mit fünfbundert Us-
koken, welche er über das Sichelburger Gebirg?
geführt katie, am 3. Februar die Bauern,
von denen dreihundert niedergehauen, die
übrigen auseinander. gesprengt wurden. Die
durck die beständigen Kämpfe schwer in ÄN'
spruch genommenen innerösterreickischen Pro«
vinzen geriethen allmälig in finanzielle Be-.
drängniß und sahen sich außer Stande, die
zur Vertheidigung ge^en die stets wachsende
Türkennoth erforderlichen Anstalten zu treffen.
Es wurde vom Kaiser im Iabre j37l> der
Reichstag nach Regensburg einberufen und
von Teite der krainischen Ttänd? Iobst uf
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
Thugut-Török, Band 45
- Titel
- Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
- Untertitel
- Thugut-Török
- Band
- 45
- Autor
- Constant von Wurzbach
- Verlag
- Verlag der Universitäts-Buchdruckerei von L. C. Zamarski
- Ort
- Wien
- Datum
- 1882
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 13.41 x 21.45 cm
- Seiten
- 324
- Schlagwörter
- Biographien, Lebensskizzen
- Kategorien
- Lexika Wurzbach-Lexikon